Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hibiskusblüten

Hibiskusblüten

Titel: Hibiskusblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
Vom Netzwerk:
mit mir zur Polizei kommen. Ich verbürge mich dafür, daß Franky nichts Schlimmes geschieht.“
    Sie blickte mich sehr zweifelnd an.
    „Können Sie das wirklich, Mister Stretcher?“
    „Ja, ich kann es. Ich möchte vor allem nicht, daß die Polizei Zeit verliert. Sie darf nicht in dem Glauben sein, mit Franky den Mörder gefaßt zu haben, und dadurch Zeit vertrödeln.“
    „Ich könnte ihn anrufen“, meinte sie.
    „Bitte, Mrs. Buttom“, antwortete ich eindringlich, „tun Sie das. Rufen Sie ihn sofort an. Und sagen Sie ihm, daß ich zu ihm käme. Es ist nötig, daß ich ihn vorher spreche. Ich muß ihm ein paar wichtige Hinweise geben, was er der Polizei sagen kann und was nicht. Dinah ist gestern vormittag umgebracht worden — wo war Franky zu dieser Zeit?“
    Diese Frage hatte eine unerwartete Wirkung. Mary-Ann schien einen Moment lang zusammenzubrechen, aber dann sprang sie auf und starrte mich mit irren Augen an.
    „Das ist es ja gerade!“ schrie sie. „Das ist ja das Furchtbare, was uns so verrückt macht vor Angst: Franky wußte, daß ich Eve zu Dinah gebracht habe. Er verließ die Firma gestern morgen unter dem Vorwand und fuhr zu Dinah hinaus, um Eve zu sehen. Aber als er hinkam, war das Haus überall zu, und er dachte, Dinah sei mit dem Kind zum Baden an den See gefahren. Er suchte sie dort, und als er sie nicht fand, fuhr er nochmals hinauf. Als er immer noch niemanden antraf, kehrte er ins Geschäft zurück.“
    Auf diese Eröffnung hin brannten auch bei mir ein paar Sicherungen durch.
    „Großer Gott“, sagte ich entsetzt, „dann kann ich ihm auch nicht mehr helfen.“
    Es war lange Zeit still in dem Zimmer, und ich hörte nur ihr kurzes, stoßweises Atmen. Endlich sagte sie tonlos: „Wollen Sie immer noch, daß ich ihn der Polizei ausliefere?“
    Ich schüttelte nur den Kopf.
    Und wieder kreisten meine Gedanken um das Fotoalbum.
    „Mit wem war Dinah befreundet? Ich meine, mit welchem Mann?“
    „Ich weiß es nicht.“
    Ich fuhr auf sie los.
    „Ich weiß es nicht! Ich weiß es nicht! Immer sagen Sie, ich weiß es nicht, und einen Tag später... Verzeihung, ich wollte Ihnen nicht wehtun. Aber von dieser Frage hängt alles ab — alles! Ihre Freiheit, das Leben Eves, und — und einfach alles. Dinah muß einen Freund gehabt haben oder einen Geliebten. Wer ist das?“
    „Ich weiß es doch wirklich nicht, Mister Stretcher, ich schwöre Ihnen, daß ich es nicht weiß! Natürlich haben wir darüber gesprochen, und Franky und ich haben sie auch manchmal damit geneckt, aber sie lachte immer nur und behauptete, sie würde wie eine Nonne leben und sich alle Männer vom Halse halten.“
    „Überlegen Sie sich’s, Mrs. Buttom“, beschwor ich sie, „überlegen Sie es sich Tag und Nacht. Vielleicht fällt Ihnen eine Kleinigkeit ein, die uns einen Fingerzeig geben könnte. Etwas ganz Unbedeutendes vielleicht, eine Bemerkung oder irgendwas. Es ist alles wichtig! Der Mann, mit dem Dinah befreundet war, dieser Mann hat Ihre Mutter, Ihren Onkel und nun auch Dinah umgebracht. Und er hat das Kind! Wer kann das sein, Mrs. Buttom?“
    „Bestimmt nicht Franky“, sagte sie nach einer Weile zögernd, „ganz bestimmt nicht Franky; denn Franky liebt mich immer noch. Er hat es mir heute gesagt. Wir werden wieder heiraten — später — und Eve — mein Gott, Mister Stretcher, ich bringe mich um, wenn Eve etwas passiert ist!“
    Ich weiß nicht, woher ich den Mut nahm, es ihr zu sagen, aber ich sagte es ihr: „Sie brauchen keine Angst um Eve zu haben. Eve lebt, und ich werde sie finden.“
    „Ich würde Ihnen alles dafür geben“, flüsterte sie, „mein ganzes Vermögen würde ich Ihnen für mein Kind geben.“
    „Also gut“, sagte ich leichthin, um dieser Szene ein Ende zu bereiten, „dann kommen Sie mit zur Polizei. Wir müssen sofort den Antrag auf Obduktion stellen.“
    Sie stand auf. Die Sicherheit, die mir anfangs an ihr aufgefallen war, hatte sie wieder verlassen. Willenlos ließ sie sich von mir hinunterführen.
    „Fühlen Sie sich wohl genug, um selbst zu fahren?“ fragte ich.
    „Ja.“
    „Dann fahren Sie bitte hinter mir her. Wir brauchen mindestens eine Stunde, bis wir zur Spring Street kommen.“
    „Zur Spring Street? Ich dachte, wir würden zur Polizei...“
    „Ja, aber wir gehen gleich an die richtige Stelle. Ich habe einen Mann beim FBI, der dafür genau richtig ist. Er ist der einzige, der uns aus diesem Schlamassel noch helfen kann.“
    Ich fuhr vor ihr her. John kletterte in

Weitere Kostenlose Bücher