Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hibiskusblüten

Hibiskusblüten

Titel: Hibiskusblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
Vom Netzwerk:
werden.“
    „Also gut, ich werde mit Mrs. Buttom sprechen“, sagte ich, „und dann werden wir uns noch einmal unterhalten.“
    „Sehr gerne, Herr Detektiv, ich bin stets daran interessiert, auf meinem Gebiet noch etwas hinzuzulernen.“
    Ich bedankte mich für den erschöpfenden Unterricht und verabschiedete mich.
    Als ich zu meinem Wagen kam, war der kleine John verschwunden! Ich hatte unvorsichtigerweise das Fenster weit offen gelassen.
    Ich rief den Parkwächter. Er war der gleiche, dem ich schon einmal aufgefallen war, als ich Mrs. Buttoms Wagen nach Spuren untersucht hatte.
    „Mein Hund ist fort“, sagte ich. „Haben Sie jemanden gesehen, der sich an meinem Wagen zu schaffen machte?“
    Er war sichtlich eingeschnappt wegen der beleidigenden Behauptung, daß unter seiner Aufsicht Hunde gestohlen würden. Wir schauten beide in den leeren Wagen.
    „Er ist aber weg!“ rief ich empört. „Irgend jemand muß ihn mitgenommen haben, sonst wäre er doch noch da!“
    Wir gerieten in ein heftiges Palaver über Hundediebe, dem sich so nach und nach noch zwei Krankenpflegerinnen, ein Krankenpfleger und ein Assistenzarzt anschlossen. Da wir alle zusammen zu keinem positiven Ergebnis kamen, beschloß ich, meine Arbeit zunächst einmal ohne John fortzusetzen.
    Ich öffnete die Tür meines Wagens, und John krabbelte gähnend und schwanzwedelnd unter dem Sitz hervor. Er machte sein kleines Wässerchen, noch ehe er meinen Wagen ganz verlassen hatte.
    „Also bitte!“ sagte der Parkwächter nur, und dann wurde John von den Krankenschwestern auf den Arm genommen und gestreichelt, anschließend von dem Pfleger, und zum Schluß noch vom Assistenzarzt. Als ich ihn endlich wieder hatte, konnte ich weiterfahren.

5

    Ich fuhr in die Santa-Monica-Berge, um Mary-Ann Buttom zu treffen. McFellow fing mich ab. Er hatte einen dunkelgrauen Anzug an und trug eine schwarze Krawatte.
    „Der alte Herr...“, fing er an, aber ich unterbrach ihn sofort. „Ich weiß schon. Ist Mrs. Buttom da?“
    „Sie ist gerade gekommen“, sagte er, „aber natürlich ist sie sehr angegriffen, und ich glaube nicht, daß sie jetzt Zeit hat, mit Ihnen zu sprechen.“
    „Sie glauben immer, mein Lieber, daß man keine Zeit für mich hat. Sagen Sie ihr, daß ich da bin und daß ich direkt von der IAC komme. Sie wird mich dann empfangen.“
    „Von der IAC?“ fragte er gedehnt. „Was ist denn das?“
    „Es genügt, wenn Mrs. Buttom es weiß.“
    Er verschwand, und ich mußte gute zehn Minuten warten. Dann kam er wieder.
    „Mrs. Buttom läßt bitten.“
    Ich klopfte ihm auf die Schulter.
    „Sehen Sie! Meine Zaubersprüchlein wirken immer. Übrigens — nachdem nun die ganze Familie so erfolgreich ausgerottet wurde, ist Mrs. Buttom ihr alleiniger Chef, nicht wahr?“
    Er gab mir keine Antwort, sondern machte nur eine Handbewegung zur Treppe hin. Er führte mich in den ersten Stock und von dort in eine Art Salon, der mit häßlichen, weißgoldenen Möbeln ausgestattet war, die sicherlich viel Geld gekostet hatten.
    „Mrs. Buttom wird gleich kommen“, sagte er, „gedulden Sie sich bitte einen Augenblick.“
    Er zog sich zurück, und als er gerade die Tür geöffnet hatte, rief ich ihm zu: „Vergessen Sie aber nicht wieder, weiterzugehen, wenn Sie draußen sind!“
    Er machte die Tür sehr laut hinter sich zu. Kurz darauf kam Mary-Ann. Ich war angenehm überrascht, daß sie weder verheult noch sonst irgendwie unappetitlich aussah.
    Ich streckte ihr die Hand hin.
    „Mein herzliches Beileid, gnädige Frau — fühlen Sie sich wohl genug, mir ein paar Fragen zu beantworten?“
    „Ja“, sagte sie nur. Ihre Stimme ließ mich aufhorchen. Überhaupt war eine Wandlung mit ihr vorgegangen. Sie schien mir viel energischer und entscheidender zu sein.
    „Wissen Sie etwas von Eve?“ fragte sie.
    „Noch nicht. — War die Polizei schon da?“
    „Ich glaube nicht“, sagte sie, „das heißt, ich weiß es nicht, denn ich bin vorhin erst gekommen.“
    „Ach so“, sagte ich scheinheilig, „ich dachte, Sie wären von der Klinik aus gleich heimgefahren.“
    „Nein, ich hatte noch zu tun. Warum fragen Sie überhaupt, Sie wissen ja doch, wo ich gewesen bin.“
    Der Blick ihrer dunklen Augen war klar und fest auf mich gerichtet.
    „Natürlich weiß ich es, und ich hoffe, Sie nehmen es mir nicht übel. Ich bin nun einmal Detektiv.“
    „Das merke ich allmählich“, sagte sie bitter, „aber ich dachte, Sie würden sich damit beschäftigen, mein Kind zu suchen.

Weitere Kostenlose Bücher