Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hide (German Edition)

Hide (German Edition)

Titel: Hide (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rush
Vom Netzwerk:
als die der anderen.«
    Das brachte mich ins Wanken. »In der Zeit im Farmhaus?«
    »Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Viel früher. Als du noch viel jünger warst.«
    Ich schnaubte. »Willst du etwa behaupten, unseren Eltern ist nicht aufgefallen, dass eine ihrer Töchter ohne Gedächtnis nach Hause gekommen ist?«
    »Die Sektion hatte gerade erst die Methode entwickelt, Erinnerungen zu löschen und durch neue zu ersetzen. Du warst die erste Person, an der sie das ausprobiert haben. Sie konnten alles Mögliche in dein Gedächtnis pflanzen und das haben sie auch getan. Mehr als einmal.«
    Ein riesiger Kloß hatte sich in meinem Hals gebildet, und egal wie oft ich auch schluckte, er wollte sich dort einfach nicht wegbewegen lassen. Weil ich insgeheim fürchtete, dass sie wirklich die Wahrheit sagte.
    »Wieso sollten sie das tun?«, fragte ich.
    »Ich glaube, du kennst die Antwort schon.«
    Plötzlich erinnerte ich mich wieder an den Flashback, den ich vor ein paar Tagen gehabt hatte. Darin hatte Dani mich gefragt, ob unser Vater mich geschlagen hatte. Sie war sofort beunruhigt gewesen.
    Hatte er aber nicht, oder? Ich hatte Nein geantwortet.
    Aber selbst wenn es stimmte, erklärte das nicht, wieso ich ihn und meine Mutter hätte umbringen sollen.
    »Ich glaube dir nicht«, sagte ich.
    »Das habe ich auch nicht erwartet.«
    Jemand packte mich von hinten. Zwei Hände meinen rechten, zwei meinen linken Arm. Die Laborassistenten. Sie zerrten mich zurück zum Stuhl. Ich riss meinen rechten Arm los und rammte der Assistentin den Ellbogen ins Gesicht. Blut sprudelte ihr aus der Nase, als sie gegen die Wand prallte.
    Ich schnappte mir das Messer vom Boden und schaute gerade noch rechtzeitig auf, um eins der Edelstahltabletts auf mich hinabsausen zu sehen. Es traf mich am Kopf und ließ mich taumeln. Der metallische Geschmack von Blut füllte mir den Mund.
    Dani holte erneut aus, doch diesmal duckte ich mich rechtzeitig weg und stieß ihr das Messer in den Bauch. Dani fiel mir in die Arme, durch ihr Gewicht stolperte ich rückwärts.
    Sie hustete, ihre Lippen färbten sich rot. »Spatz«, sagte sie, »so sollte das eigentlich nicht laufen.«
    Die ganze Zeit über hatte ich mich zusammengerissen. Die Tränen unterdrückt. All meine Gefühle irgendwo hingesperrt, weil ich mich nicht mit ihnen befassen wollte. Und jetzt meldeten sie sich alle auf einmal.
    »Ich … Ich wollte nicht …«, stammelte ich.
    Danis Beine gaben nach, ich legte sie auf den Boden. Das Messer steckte knapp unter ihrem Brustbein. Ihr Pulli war von Blut schwer und nass.
    »Es tut mir leid«, sagte ich und schob ihr das Haar aus dem Gesicht. »Ich hole jemanden. Jemanden, der dir helfen kann.«
    Sie umklammerte mein Handgelenk mit ihrer winzigen Hand. »Nein.« Ihre Atemzüge schienen durch ihre Luftröhre zu scheuern. Sie klangen fremd, unnatürlich. »Du bist alles, was ich noch habe …« Tränen kullerten ihr die Wangen hinunter. »Ich habe mein Leben lang versucht, dich zu beschützen.« Sie lachte, doch das Lachen wandelte sich schnell in ein fürchterliches Husten. »Du brauchst mich offensichtlich nicht mehr.«
    Ich nahm ihren Kopf in beide Hände, wollte, dass sie mich ansah. Doch sie konnte mich mit ihrem Blick nicht mehr einfangen, sie schaute direkt durch mich durch.
    »Wir kriegen das wieder hin. Sag mir, wo die Jungs sind. Wohin könnten sie gebracht worden sein?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Bitte.« Verzweifelt versuchte ich es mit einem weiteren Versprechen. »Wir fliehen einfach alle zusammen.«
    »Selbst Nick?« Sie lächelte. »Genau das habe ich dir mal versprochen, weil du darum gebeten hattest. Du wolltest ihn ganz explizit dabei haben.«
    Sie zitterte. »Irgendwas war da mit ihm. Das solltest du wissen. Deshalb hast du’s getan, glaube ich. Um ihn zu schützen.« Sie lachte, dabei klang sie ganz ernst. »Als das erste Mal in deine Erinnerung eingegriffen wurde, musste ich im letzten Moment weg. Nick war bei dir, als du wieder zu dir gekommen bist. Danach war er dann auch jedes Mal dabei.«
    »Dani, bitte …«
    »Wusstest du, dass Menschen sich nicht zu früh um Küken kümmern sollen, damit die Vögel nicht auf Menschen geprägt werden?«
    »Ja, das hab ich schon mal gehört.«
    »Ich habe Sam immer gesagt, dass genau das zwischen dir und Nick passiert ist. Nach dem ersten Eingriff in dein Gedächtnis warst du wie neugeboren und Nick war der Erste, den du gesehen hast. Sam fand diese Vorstellung völlig verrückt, aber …«

Weitere Kostenlose Bücher