Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Hier hat s mir schon immer gefallen

Titel: Hier hat s mir schon immer gefallen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Proulx Melanie Walz
Vom Netzwerk:
»Haben Sie daran gedacht, mir meine Augentropfen mitzubringen?«
    »Zum Teufel!«, sagte der Teufel. »Ich habe es tatsächlich vergessen. Beim nächsten Mal denke ich dran, versprochen. Versuch es damit, den Kopf ins Wasser zu tauchen.« Dann gab er Gas, und sie entfernten sich vom Flussufer und sausten durch den Vorort der Vorhölle.
    »Wie öde«, sagte der Teufel mit einem Blick zu den Schriftstellern und Dichtern, die sich um die Filmproduzenten scharten; die Schmieranten hielten Manuskripte in der Hand und priesen ihre Einfälle um die Wette an.
    Im zweiten Höllenkreis, Quelle des Genres der Schauerliteratur und Lagerhaus für Ehebrecher, brüllte der Teufel: »Stell die Windmaschine ab, Minos, mir fliegen die Haare vom Kopf!« Beim Weiterfahren schaltete er die Scheinwerfer des Golfwagens ein und erkannte einige der ehebrecherischen Geister in ihrer ewigen Verdammnis. »Wie geht’s und steht’s, Alter?«, sagte er und schlug Paris auf den Hintern. Duane Fork wagte Kleopatras linke Brust zu lecken. Für diesen Winkel der Hölle gab es keine Verschönerungsvorschläge; es war ein ehernes Gesetz, dass Ehebrecher in alle Ewigkeit kotzen und würgen mussten, und es wäre reine Zeitverschwendung, sich etwas anderes auszudenken als die Betonrinnen und Duftkerzen, die es schon gab.
    Erst im dritten Höllenkreis wurde der Teufel allmählich lebhafter. Eisregen und Hagel prasselten dort auf einen Boden von der Beschaffenheit eines modrigen Schwamms. Gestalten wanden sich im Schlamm. Der Teufel hielt an, um ein paar Brocken des neuesten Tratschs zu hören, der in hundert Sprachen ertönte. Das heisere, hoffnungslose Geheul des Zerberus hallte von den schwarzen Felswänden wider.
    »Böser Junge! Böser Junge!«, rief der Teufel ermunternd und warf dem Untier eine Handvoll Frikadellen zu. Die Köpfe schnappten nach den fliegenden Leckerbissen, die sämtlich in den drei Rachen landeten. Zerberus bellte seinen Dank und ein paar Neuigkeiten.
    »Wusstest du das mit Sarkozy?«
    »Nein, Sir«, sagte Duane und machte sich eine Notiz.
    »Hier können wir einiges verbessern«, sagte der Teufel. »Wir brauchen das ganze Brimborium, das New Orleans so irre prominent gemacht hat - Autodächer, von denen man abrutscht, Bretter, aus denen die Nägel ragen, das ganze hochgespülte Abwasser und das Behördenchaos. Oder vielleicht ab und zu einen Tsunami. Eigentlich ist das hier der ideale Schauplatz für einen Tsunami der Sonderklasse. Und über dem Ganzen muss ein dichtes Miasma liegen. Dieser Bodennebel ist ja wohl ein Witz.« Dann sah er zu den stygischen Felswänden, an denen schwarzes Wasser herabfloss. »Teufel auch, dieses Panorama ist unbezahlbar. Atemberaubend. Gefällt mir jedes Mal wieder.«
    Der Golfwagen schlingerte durch den Kot. Sie umfuhren den großen Sumpf, der in den Styx übergeht, aber das Geräusch der Verdammten, die an Schlamm und Schlick erstickten, drang dennoch bis zu ihnen und klang in der feuchten Luft wie Hunderte von Säuen am Trog. Am anderen Ufer war ein unvorstellbar steiler Berg zu sehen, auf dessen Gipfel die Stadt Dis sich vor einem feuerglühenden Himmel abzeichnete. An der Anlegestelle pfiff der Teufel schrill, und in der Ferne sahen sie den Fährmann Phlegyas, der herbeistakte.
    »Das wäre eigentlich Charons Job, aber den habe ich zum Acheron versetzt, weil er so ein verbindliches Auftreten hat - einfach stilvoll, wie er die Neulinge einweist. Und Phlegyas macht seine Sache hier recht gut.« Der starke Fährmann hob den Golfwagen in seinen Nachen und setzte über das dunkle Wasser, in dem es von zappelnden Schwimmern wimmelte, so dass der Kahn nur mühsam vorankam.
    »Schreib das auf, Duane: Wir brauchen unbedingt zweibis dreihundert Salzwasserkrokodile. Bestell sie in Australien. Und die Schnaken-Stechmücken-Moskito-Milbenlarven-Lieferung soll verdoppelt werden.«
    Sobald sie am Fuß des Bergmassivs angekommen waren, bildete der Teufel mit den Fingern einen Sucher, durch den er verschiedene Aussichten betrachtete, besonders die Stadt auf dem Gipfel.
    »Was für ein sagenhaftes Motiv«, flüsterte er andächtig. »Und bisher haben wir nichts daraus gemacht. Die ideale Schlussetappe für die Tour de France. Dopende Radprofis haben ein Recht auf einen Platz in der Hölle. Der Berg ist zweimal so hoch wie die Alpen.« Sie fuhren den steilen Abhang hinauf und umkurvten elegant die Felsbrocken auf dem Weg.
    »Dachte ich mir schon. Weich und bequem. Wir sollten uns an dem Rennen Paris-Roubaix

Weitere Kostenlose Bücher