Hier hat s mir schon immer gefallen
ausgefüllt und kurz mit dem Gedanken gespielt, eine Konkurrenzzeitschrift namens Dwell in Hell ins Leben zu rufen. Bei der Beschäftigung mit diesen Zeitschriften war ihm aufgegangen, dass seine Sehnsucht der Landschaftsgärtnerei, englischen Parkanlagen und Denkmälern galt und nicht der Innenarchitektur.
»Seit Äonen ist mit diesem alten Loch nichts passiert. Es ist veraltet, es ist vorgestrig, die Leute müssen gähnen, wenn sie an die Hölle denken. Schleimbedeckte Felsen und düstere Wälder haben nichts mehr von dem Gruseleffekt von Anno Tobak - die Umweltfreaks sind heutzutage ganz wild auf so was. Wir müssen auf der Höhe der Zeit sein. Modernisieren. Expandieren und diversifizieren. Gerade jetzt, wo unser Klima-Reha-Programm in die Gänge kommt - neue Wüsten, Gletscherschmelze, Überschwemmungen -, müssen wir uns was einfallen lassen, damit wir neben dem Klimawandel nicht uralt aussehen. Übrigens macht die Menschheit mir schwer den Eindruck, als würde sich ein nicht zu verachtender Religionskrieg anbahnen; wenn wir nicht auf den Massenansturm vorbereitet sind, dann gute Nacht, schöne Großmutter.«
Auf dem Rückweg von der Designermesse hatte er auch in einer Zeitschrift namens The Onion einen satirischen Artikel gelesen, in dem von dem Anbau eines zehnten Höllenkreises die Rede war, der die wachsende Zahl unverbesserlicher Schurken aufnehmen sollte, in erster Linie amerikanische Geschäftsleute. Der Teufel hatte lächeln müssen. Ein zehnter Höllenkreis war gar keine üble Idee, aber die bevorstehende Bevölkerungsexplosion in der Hölle würde andere Maßnahmen erfordern als zusätzliche Unterkünfte für Tabaklobbyisten und leitende Konzernmanager. Auf lange Sicht wäre ein Anbau wahrscheinlich gar nicht nötig; da die Menschheit fast ausnahmslos in die Hölle kommen würde, wäre das Einfachste eine Inversion, ungefähr so, wie man einen Darm umstülpt und als Wursthülle benutzt. Die Erde würde die Oberhölle werden, ohne dass er einen Finger rühren musste. Aber bis dahin wollte er seinen derzeitigen Laden auf Vordermann bringen.
»Duane, heute besichtigen wir das ganze Gelände und überlegen uns, welche Erneuerungen in Frage kommen. Vergiss nicht, dein Notizbuch mitzubringen. Andiamo !« Sie machten sich in einem roten Golfwagen auf den Weg; der Teufel trug nur seine Jagdweste, Duane einen Augenschirm.
Unterwegs gab der Teufel die Infomercial-Weisheiten zum Besten, die er bei seiner Zeitschriftenlektüre aufgeschnappt hatte. »Es geht nicht darum, alles niederzureißen und mit Bulldozern, Gartenerde, Füllmaterial und Importfelsen alles neu zu gestalten.Wir wollen das Potential des Vorhandenen erkennen und damit arbeiten. Die Ausgangsgegebenheiten sind einsame Spitze. Das ist keine Frage.Wir werden eine Baufirma nehmen, die im Irak gearbeitet hat - Rout & Massacre scheinen mir genau die Richtigen für diesen Auftrag zu sein. Rufen Sie dort an, und lassen Sie sich einen Kostenrahmen nennen. Wenn sie uns zu teuer sind, schaffen wir sie zwangsweise her und modeln sie zu einer hiesigen Firma um.«
Am Haupteingang verdrehte der Teufel die Augen.
»Das Schild müssen wir behalten«, sagte er. »›Lasst, die ihr eingeht, alle Hoffnung fahren‹ - das kann man nicht optimieren. Aber das Tor sieht bescheuert aus. Ohne das Schild ist es nichts weiter als ein romanisches Steintor. Wenn wir es aber durch etwas Modernes ersetzen wie den Gateway Arch von Saint Louis mit einem Stromfall …«
Duane Forks gerunzelte Stirn und ratlose Miene ließen den Teufel innehalten.
»Was ist los?«, fragte er. »Findest du Pfefferspray besser?«
»O nein! Ich weiß bloß nicht, was ein Stromfall ist.«
»Schon mal gehört, was ein Wasserfall ist?«
»Jawohl, Sir.«
»Ein Stromfall ist das Gleiche in grün, mit Elektrizität statt Wasser. Wir könnten natürlich eine Mischung haben - wärst du dann zufrieden?«
»Ich bin mit allem zufrieden, was Sie anordnen, Sir.«
»Sehr gut. Mach dir eine Notiz. Eingangstor: Saint Louis Gateway Arch mit elektrisch geladenem Wasserfall.«
Als sie den Fluss erreichten, riss der Teufel mit Charon ein paar Witze, doch er verkniff sich Verbesserungsvorschläge für die Überfahrt, nachdem der alte Mann gebrummt hatte, er gebe nichts auf neumodischen Schnickschnack, und abschließend erklärte: »Hier hat’s mir schon immer gefallen!« Charon blinzelte mit seinen rotglühenden Augen, zog mit seinem Ruder einer Handvoll nackter Jammergestalten eins über und sagte:
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