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Hier hat s mir schon immer gefallen

Titel: Hier hat s mir schon immer gefallen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Proulx Melanie Walz
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er verdammte Seelen in seinen unentflammbaren Jutesack steckte. Wimmeln würde es in seinem Museum von Darstellungen des Jüngsten Gerichts, auf denen die Verdammten wie reife Feigen in die Hölle plumpsten. Signorelli - wie war Signorelli nur darauf gekommen, seinen Dämonen diese grüne und graue und violette Haut zu geben? Ein glücklicher Zufall? Und einer der Dämonen Signorellis war eindeutig Duane Fork, der einem Verdammten in den Kopf biss! Er könnte den Maler fragen, aber dafür musste man ihn erst finden. Sie mussten endlich eine systematische Datei über die Verdammten und ihren jeweiligen Aufenthaltsort anlegen; in der Hölle jemanden zu finden war aussichtslos.
    Noch immer mit dem Museum beschäftigt, sah er vor seinem inneren Auge einen eigenen Raum für William Blakes Bild »Satan stachelt die unbotmäßigen Engel auf«, ein Bild, das ihn als den schönsten aller Engel zeigte, schöner als jeder griechische Gott, bevor der Aufstand gescheitert war und man ihn aus dem Himmel relegiert hatte. Die Erinnerung an jene Zeit machte ihn schwermütig, und er beschloss, auf den Blake zu verzichten; er wollte sich lieber auf Rubens und Tiepolo konzentrieren. Beim Erstellen seiner geistigen Liste erwünschter Gemälde und Skulpturen begann er zu ahnen, wie aufwändig es sein würde, die Kunstwerke aus dem Prado, dem Duomo, dem Louvre, dem Musée des Beaux-Arts und allen anderen Museen, Bibliotheken, Sammlungen, Kirchen und Klöstern zu entwenden. Und auf der Stelle zerstob der Traum. Ja, das war der Haken an der Sache; weder in Klöster noch in Kirchen würde er einen Huf setzen. Und das war auch das Ende seiner Renovierungsideen. Sein eindimensionales Denken konnte sich an den Klöstern, Kathedralen und Kirchen nicht vorbeimogeln.
    Er hätte ein paar ausgewiesene Kunstdiebe von ihren feurigen Strafarbeiten abziehen und mit der Ausführung seiner Pläne betrauen sollen, aber darüber berichtet die Geschichte nichts.

Diese alten Cowboylieder
    Es gibt die Überlieferung, dass Pioniere in das Land kamen, sich niederließen, ein hartes Leben führten, ihre Brut kärglich aufzogen und Rancherdynastien begründeten. Manche taten das. Aber die große Mehrzahl hatte keine Chance und war bald vergessen.

Archie und Rose, 1885
    Archie und Rose McLaverty steckten sich ihren Homestead dort ab, wo der Little Weed von der Sierra Madre heruntergerattert kommt; der Fluss verdankt seinen Namen nicht dem kleinwüchsigen Unkraut, sondern P.H. Weed, einem Goldsucher, der nahe der Quelle des Flusses verhungert ist. Archies Gesicht war so glatt wie geschältes Espenholz, mit Lippen, die so unauffällig waren, als hätte man sie mit einem Messer in die Oberfläche geritzt. Sein natürlicher Putz beschränkte sich auf die roten Wangen und die widerspenstigen Wellen kastanienbraunen Haars, die wie elektrisiert aussahen. Meistens log er, was sein Alter betraf - er war nicht einundzwanzig, sondern sechzehn. Im ersten Sommer wohnten sie in einem Zelt, während Archie ein kleines Blockhaus baute. Um sich zwei Glasfenster leisten zu können, musste er einen Monat lang verirrte Kühe für Bunk Peck einfangen. Es war ein schmuckes Blockhaus aus drei Meter langen behauenen Baumstämmen, die an den Enden mit senkrechten Balken verzapft waren, eine Bauweise, die Archie mithilfe ihres einzigen Nachbarn handhaben konnte; Tom Ackler, der Nachbar, war ein lederhäutiger Goldsucher, der im Sommer eine Hütte auf dem Berg bewohnte. Die Ritzen verputzten sie mit schwerem, gelbem Lehm. Eines Tages schleppte Archie einen großen flachen Stein als Schwelle an. Es war angenehm, in der Kühle des Abends zu sitzen, die Füße auf dem Stein, das Wild zu beobachten, das zum Trinken an den Fluss kam, und kurz vor Einbruch der Dunkelheit die flussaufwärts fliegenden Reiher, deren Farbe der des Himmels so ähnlich war, dass sie Wolkenfetzen hätten sein können. Archie grub eine Höhle als Kühlkammer in den Berg, die er mit Stein auskleidete, und sägte Holz, während Rose Späne zerteilte, bis sich vier Klafter Holz vor der Blockhütte stapelten, die fast bis zum Dach reichten und sofort von einem Wiesel zum Wohnsitz erkoren wurden.
    »Der hält die Mäuse in Schach«, sagte Rose.
    »Ja, aber hoffentlich beißt er uns nicht«, sagte Archie mit einer Bewegung des rechten Zeigefingers. »Und putz die Fenster nicht so oft, dass nichts von ihnen übrig bleibt«, obwohl ihm der Anblick von Barrel Mountain in dem Rahmen des Südfensters gut gefiel. Ein leichter

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