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Hier hat s mir schon immer gefallen

Titel: Hier hat s mir schon immer gefallen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Proulx Melanie Walz
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Ecke an und schritt zügig in Richtung Osten. Es war ihm wichtig. Rose begleitete ihn anfangs und versuchte sogar mitzusingen, war aber schnell außer Atem. Und sie kannte die Lieder nicht gut genug. Archie war nicht aufzuhalten. Es dauerte Stunden. Am späten Nachmittag hatte er die westliche Grenze erreicht, näherte sich allmählich dem Haus und sang krächzend: »Und dann gehen wir in die Stadt und kaufen uns was Neues …«, schleppte sich in der Abenddämmerung die letzten dreißig Meter die Anhöhe herunter, und seine Stimme versagte ihm fast den Dienst, so dass Rose sich anstrengen musste, um ihn die Worte hecheln zu hören: »… hatte nie Geld und das macht mir nichts aus.«
     
    Kein Glück ist so groß wie das eines jungen Paares in einem Haus, das die beiden an einem schönen und einsamen Ort errichtet haben. Archie hatte einen Tisch mit Beinen aus Baumschösslingen und zwei Bänke zusammengenagelt. Wenn beim Abendessen der gelbe Schein der Petroleumlampe ihre Gesichter beleuchtete und bizarre Schatten an die Zimmerdecke warf, schien alles in ihrer Welt geregelt zu sein, bis Motten gegen den Lampenschirm flogen und sich auf den Tellern in klebrigem Todeskampf wanden.
    Rose war nicht hübsch, aber herzlich und fröhlich. Sie war auf der Postkutschenstation Jackrabbit aufgewachsen,Tochter des schmerbäuchigen Sundown Mealor, der von waghalsigen Ritten auf feurigen Pferden träumte, aber einen Frachtwagen fuhr, weil er an der Flasche hing. Die Station lag an einem Trail mit nord-südlichem Verlauf zwischen kümmerlichen Ranches und Rawlins, das als Eisenbahnstadt aus dem Boden spross, nachdem die Union-Pacific-Linie dort vorbeiführte. Rose’ Mutter war früh ergraut und siechte an einem Leiden dahin, das sie ans Bett fesselte. Sie weinte, weil Rose so jung heiratete, schenkte ihr aber einen wertvollen Familienbesitz, einen großen Silberlöffel, der über den Atlantik gereist war.
    Der Stationsvorsteher war Robert F. Dorgan, ein leutseliger Mann mit Hängebacken und politischen Ambitionen, dessen sehnlichster Wunsch es war, eine bedeutende Stellung zu erlangen, und er sah die Station nicht nur als kurzen Haltepunkt für Frachtwagen, sondern auch in seiner eigenen Karriere. Seine zweite Frau Flora, Stiefmutter seiner Tochter Queeda, reiste jeden Winter mit Queeda nach Denver, was beide zu Autoritäten in Sachen Mode und Lebensart machte. Ihr Verhältnis war so innig, als wären sie blutsverwandt. In Denver suchte Mrs. Dorgan die Bekanntschaft wichtiger Leute, die der Karriere ihres Mannes förderlich sein konnten.Viele Politiker verbrachten den Winter in Denver, und einer von ihnen, Rufus Clatter, der Verbindungen nach Washington hatte, hielt es für möglich, dass Dorgan zum Inspektor ernannt wurde.
    »Ich wette, vom Inspizieren versteht er eine Menge«, sagte er augenzwinkernd.
    »Oh, in der Tat«, sagte sie und dachte sich, dass Dorgan sicher einen strebsamen Feldmesser finden konnte, der für ein paar Dollar die Arbeit erledigte.
    »Ich werde sehen, was ich tun kann«, sagte Clatter und presste sich gegen ihren Oberschenkel, bereit, zurückzuweichen, sollte sie sich gekränkt zeigen. Sie ließ ihn ein paar Sekunden lang gewähren und wandte sich dann lächelnd ab.
    »Sollte es zu einer solchen Beförderung kommen, wird Ihnen mein Dank gewiss sein.«
    Als sie im Frühjahr zu der Station zurückkehrte, wo ihre Ringe und die glitzernden Applikationen ihrer Kleider sie in einen goldenen Schein hüllten, kurbelte sie den örtlichen Klatsch und Tratsch an, indem sie verkündete, Archie McLaverty habe Rose ins Unglück gestürzt, indem er die knapp Vierzehnjährige zu einer verfrühten Heirat drängte, doch was sollte man anderes von einem Mädchen erwarten, dessen Vater ein Säufer war, einem verwahrlosten Mädchen, das die Station geführt hatte, ungehobelten Kutschern freche Antworten gegeben und mit Bauernlümmeln und Viehhirten vulgäre Bemerkungen getauscht hatte, darunter Archie McLaverty, dieser Habenichts mit seinen ordinären Liedern. Sie schlug die Hände zusammen, als wollte sie Schmutz abklopfen.
    Der andere Bewohner der Station war ein alter Hagestolz - die Gegend war reich an Hagestolzen -, Harp Daft, der Telegrafist. Sein Gesicht und Hals waren wie eine Maske aus Narben,Warzen, Geschwüren, Eiterpickeln und Ausschlägen. Ein Bein war kürzer als das andere, und seine Stimme näselte katarrhalisch. Sein Fenster lag dem Haus der Dorgans gegenüber, und manchmal sah man darin einen dunklen Kreis,

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