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Hier hat s mir schon immer gefallen

Titel: Hier hat s mir schon immer gefallen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Proulx Melanie Walz
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dass der Sommer sie noch immer gepackt hielt wie ein hechelnder Wolf den blutigen Knochen.
    Die Jäger fragten einander: Wie viele? Es war wichtig zu wissen, wie viele.
    Es war Jahre her, dass eine Herde nahe genug gekommen war, dass man sie über die Klippe treiben konnte, doch da es gegen Ende eines Sommers in der Vergangenheit geschehen war, hatte der Stamm weiterhin am Fuß der Erhebung seine Zelte aufgeschlagen, denn man wusste, dass es wieder geschehen würde. Zwischen ihrem Lager und der bleichen Kalksteinklippe lag der Fluss. Es war das Ende des Sommers; die Sonne hatte alle Regenwolken versengt, bis der Fluss kaum mehr die Kiesbänke benetzte. Ein schmaler Streifen Gebüsch wuchs vor der Klippe, am Rand steiler Geröllhalden, der jahrtausendealten Ablagerung des Schutts abgetragener Felsoberflächen. Beim letzten Mal hatten die gejagten Tiere sich in den erschreckend steilen Abgrund gestürzt; die einen waren die Geröllhalden hinuntergerollt, andere waren auf ihnen liegen geblieben, Fleischmassen, die mit den Beinen strampelten. Die als Schlächter ausersehenen Frauen waren mit ihren zweischneidigen Messern aus Feuerstein hingeeilt, um die Tiere zu häuten und zu zerschneiden, und hatten die Eingeweide in den gierigen Fluss geworfen.
     
    Der Horizont der Bewohner desTipilagers südlich des Flusses war von jeder Einzelheit der Klippe und des Lebens der Tiere und Vögel ringsum geprägt. Eine kleine Herde Bergschafe graste auf den oberen unerreichbaren Abhängen, bisweilen mit verächtlichem Blick hinunter zu den Menschen, bisweilen reglos und zusammengedrängt wie blasse Fäuste. Ein Adlerpärchen und seine zwei ausgewachsenen Jungen überließen sich spielerisch den Aufwinden oberhalb der Klippe, und ihre hohen, kehligen Schreie klangen wie Aufforderungen zum Gebet. Wie üblich schmiedeten die jungen Männer Pläne, sie ihrer Federn wegen zu fangen, doch zugleich baten sie die Adler, ihren Wunsch nach erfolgreicher Jagd den Göttern zu überbringen. Es war ein aufregender Moment, und es lief ihnen kalt den Rücken hinunter, als die Adler sich in der Luft trennten und in die vier geheiligten Richtungen flogen. Nie zuvor hatte es ein so aussagekräftiges Vorzeichen gegeben.
    Im Frühjahr hatte einer der Jäger - inzwischen ein erwachsener Mann, doch damals, als die Bisons sich zum letzten Mal über die Klippe hatten treiben lassen, noch ein Junge - geträumt, dass die Bisons in diesem Jahr wiederkämen. Sie würden den östlichen Pass nehmen. Er wusste, dass sie kommen würden, eine dunkle Masse, die aus ihrem dunklen Loch dem Sonnenlicht entgegendrängte und die pulverige Erde zu Staubwolken aufwirbelte. Er träumte davon, helles Blut zu verspritzen, glitschiges, lebensspendendes Blut, das seinen Kindern das Kinn hinunterlief, er träumte von der weichen Saftigkeit der frischen, warmen Leber eines wilden Tiers, das eben noch um sein Leben gelaufen war. Mit dem Geschmack von Leber und würziger Galle im Mund erwachte er von seinem Traum. Auch der Schamane entsann sich der früheren Jagd und sagte, der Traum sei ein Wahrtraum gewesen.
    Die Eindringlichkeit der Erinnerung des Jägers an die Beute vor langer Zeit hatte die Aufmerksamkeit der anderen geweckt. Die Häute ihrer Tipis waren alt und geflickt, und deshalb machten sie sich im Frühsommer zu der Absturzstelle auf. Es gab mehr Gründe für ihr Kommen als nur die Bisons; in einer bestimmten Senke wuchsen zahllose Lilien, und die Frauen gruben die Zwiebeln mit Geweihzacken aus; Gänsefuß und Mehlwurzeln wuchsen nicht fern davon. In der Nähe der Sanddünen wuchs Hirse, im Fluss gab es Fische, Biber und Nerze, Gabelantilopen und Rotwild grasten am Wasser, und die Bergschafe weideten oben auf der Klippe. Unzählige Vögel und Tausende kleiner Tiere lebten in diesem fruchtbaren Gebiet am Flussufer.
    An dem großen Abhang hinter der Klippe verfestigten Männer und Knaben die alten Treibjagdlinien mit Felsstücken, weißen Kalksteinbrocken, die selbst im Zwielicht weiß schimmerten. Neben dem westlichen Steinhügel, der den Rand der Klippe anzeigte, gruben die Jäger ein Versteck für den Schamanen, der mit Beschwörungen und lockenden Flötentönen die Bisons herbeirufen würde. Als sie fertig waren, verliefen die Steinhaufen in Linien von der Klippe auf den fernen Pass zu. Aus jener Richtung würden die Bisons kommen. Es war die einzig mögliche Richtung. Nahe dem oberen Rand der Klippe zog sich ein mit Gestrüpp bewachsener Streifen, der an die Senke mit

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