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Hier hat s mir schon immer gefallen

Titel: Hier hat s mir schon immer gefallen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Proulx Melanie Walz
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Bergwanderung in den Old-Bison-Bergen aufbrechen. Der Jade Trail war zwar seit Jahren geschlossen, aber Marc gefiel die Vorstellung, der Forstbehörde ein Schnippchen zu schlagen. Es gehörte zu ihren Gepflogenheiten, am Vorabend einer größeren Unternehmung ein Festessen zu kochen und sich dann in der freien Natur frugal zu ernähren - Karneval und Fastenzeit. Ein wenig Hunger, sagte Marc, schärfe den Verstand. Catlin kaufte auf dem Markt Tomaten, Salat und Heilbuttfilets. Marc war mit Kochen dran. Er bereitete Aloko zu, ein afrikanisches Gericht aus in Palmöl gebratenen Bananen mit Chilischoten als Beilage zu dem gegrillten Heilbutt. Und es gab ihren Salat.
    Bevor er zu kochen begann, zog Marc sein Hemd aus, was er praktischer fand, als eine Schürze umzubinden. Catlin wusste, dass er die einzige Schürze in ihrem Haushalt nicht ausstehen konnte, ein feuerwehrrotes albernes Geschenk ihrer Mutter. Sie sagte, er würde sich mit spritzendem Fett verbrennen. Sie sagte, sie wolle seine Brustbehaarung nicht im Salat wiederfinden.
    »Du machst dir zu viel Sorgen«, sagte er. Der ölige Geruch gebratener Bananen erfüllte den Trailer.
    Sie suchte die Ausrüstung für ihre Wanderung zusammen. Warum trug Marc immer noch diese urzeitlichen primitiven Stiefel mit Nägeln an den Sohlen? »Willst du ein Bier, während du den Salat machst?«
    »Ist von dem Weißwein nichts mehr da? Oder irgendwelcher Wein.« Er schnitt eine rote Zwiebel in viel zu dicke Scheiben. Wenn er schon so europäisch war, warum konnte er dann Zwiebeln nicht so schneiden, wie es sich gehörte? Catlin fand eine geöffnete Flasche Wein im Kühlschrank, schenkte ihm ein Glas ein und sah zu, wie er das Zwiebelschneiden beendete, das Messer schwenkte und den Salat zu zerschneiden begann.
    »Du hast ihn nicht gewaschen«, sagte sie. »Und die Blätter soll man reißen, nicht schneiden.«
    »Schatz, der Salat ist sauber, keine Spur Dreck. Warum soll man ihn waschen? Natürlich wäre mir ein kleiner Endiviensalat lieber oder ein bisschen Mesclun, aber wir haben nichts anderes als diese riesige, geschmacksneutrale, beinharte, grasgrüne Kanonenkugel.« Es war klar, was er von Eisbergsalat hielt.
    »Was anderes gab es aber nicht. Er kommt aus Kalifornien. Wer weiß, womit die ihn besprüht haben oder ob der Pflücker irgendeine ansteckende Krankheit oder Tbc hatte oder ob er draufgepinkelt hat?« Ihre Stimme wurde schrill. Catlin neigte zu einer biologischen, vegetarischen Ernährung, in der sie als Teenager ein probates Mittel entdeckt hatte, ihre auf Fleisch und Kartoffeln eingeschworenen Eltern zu ärgern, eine Ernährung, die in Wyoming, dem Land der Rindfleisch-, Nochmehr-Rindfleisch- und Kartoffelesser, noch exotischer war als in Idaho. Sie hatte sich für eine heikle Esserin gehalten, bis sie Marc kennengelernt hatte. Und obwohl sie mit fast jedem Hauptgericht, das er vorschlug, einverstanden war, beharrte sie auf ihrem Salat.
    »Muss alles immer keimfrei sein? Muss alles immer so gemacht werden, wie du es gewohnt bist? Es ist nur ein Salat, okay, und es ist kein besonders guter Salat, weil wir nur beschissene Produkte zur Hand haben, aber ich mache ihn, und du isst ihn.« Er würde den Salat natürlich hochnäsig stehenlassen und sich Bananen und Chilischoten auf den Fisch häufen.
    »O nein. Ich esse ihn nicht. Er ist sicher voll mit Haaren.«
    Verärgert warf er das Messer hin.
    Nach ein paar weiteren Sticheleien waren sie auf einmal mitten in einem lautstarken Streit über gebratene Bananen, Afrika, Mexiko, Einwanderungspolitik, Farmarbeit, Olivenbäume, Kalifornien. Sie sagte, er sei nicht nur ein Schwein, weil er den Salat nicht wusch, sondern außerdem ein dreckiger Ausländer, der wahrscheinlich sogar Raupen fressen würde. Er sei ein Schnorrer (gelegentlich vergaß er seinen Mietanteil) und könne nicht einmal Salat richtig zubereiten. Und erst recht keine Zwiebeln schneiden. Und warum musste er mit diesen dämlichen Nagelschuhen herumlaufen, mit denen er aussah wie ein Matterhorn-Alpinist aus dem neunzehnten Jahrhundert?Vielleicht hätte er gern eine bayerische Lederhose zum Geburtstag? Er sagte, in Afrika habe er in der Tat Raupen gegessen, wahre Proteinbomben, die sehr gut schmeckten, die Stiefel habe er von seinem Großvater, der nach dem Zweiten Weltkrieg an seriösen Himalaja-Expeditionen teilgenommen habe, und sie sei kontrollsüchtig, stur, egoistisch, kleinkariert und ekelhaft geworden. Dann hagelte es Vorwürfe zu sexuellem Versagen und

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