Hier hat s mir schon immer gefallen
Fünfzehnjährige schwängern ließ und sich nach Dakotahs Geburt klammheimlich, noch im Krankenhaushemdchen durch den Hinterausgang der Entbindungsstation davongemacht hatte, wo einer ihrer schmierigen Freunde auf sie wartete und sie nach Los Angeles mitnahm. Am selben Tag trat der Fernsehprediger Jim Bakker als erwiesener Ehebrecher von seiner dem Herrn wohlgefälligen Geldverdienmaschinerie zurück, und Shainas Mutter Bonita Lister trauerte um ihn. Bonitas Ehemann Verl machte das Fernsehen für Shainas Aufsässigkeit und ihre Abneigung gegen das Ranchleben verantwortlich.
»Sie hat es so in der Kiste gesehen und hat es nachgemacht.« Er sagte, er wolle den Apparat wegwerfen, aber Bonita sagte, es habe keinen Sinn, das Pferd einzusperren, nachdem der Stall abgebrannt sei. Obwohl Verl den verderblichen Einfluss des Fernsehens beklagte, wollte er auch etwas davon haben, dass er für den Strom bezahlte. Und er sah Gefahren, Rätsel, Geheimnisse und Demütigungen.
Verl und Bonita Lister waren Ende dreißig, als ihnen das Baby überlassen wurde.Wäre es ein Junge gewesen, sagte Verl, der die Worte um seine selbstgedrehte Zigarette herum aus dem Mund quetschte, hätte er bei der Arbeit helfen können, wenn er größer war. Und die Ranch erben können, wie das unausgesprochene Ende des Satzes lautete. Verl hatte Dakotah nach seiner Urgroßmutter getauft, einer Siedlerin, die im Territorium geboren war, geheiratet hatte, verwitwet war und zum zweiten Mal erst geheiratet hatte, als sie Anspruch auf ihr Land erheben konnte und es mit Brief und Siegel erworben hatte. Später war sie dafür bekannt, dass sie Flöhe beseitigte, indem sie die Wäsche in einer Mischung aus Schafsdesinfektionsmittel und Kerosin aufkochte. Zu einer Zeit, als es sich gehörte, zwei bis drei Jahre um einen Ehemann zu trauern und drei Monate um eine Ehefrau, hatte sie kränkende sechs Wochen lang Trauer für ihren ersten Mann getragen und sich dann für ein Grundstück eintragen lassen. Verl war stolz auf den Besitz eines Fotos, auf dem sie mit der kostbaren Besitzurkunde vor ihrem schmucken Schindelhaus stand, während ein zerzauster weißer Hund sich an ihren karierten Rock schmiegte. Eine Hand hielt sie hinter dem Rücken, was Verl damit erklärte, dass sie Pfeife rauchte. Dakotah hätte fast schwören können, eine Rauchspirale aufsteigen zu sehen, während Bonita sagte, das sei vom Wind aufgewirbelter Staub. Seit diesen Pioniertagen war das Land gefesselt und zernagt worden, getüpfelt mit Vieh, Kohlengruben, Ölquellen und Gasförderstellen, geriefelt von Pipelines. Die Straße zu der Ranch hatte den Namen Sixteen Mile bekommen, auch wenn niemand wusste, was diese Entfernung zu besagen hatte.
Bonita mit dem blonden Haar aus der Drogerie (ihr Urgroßvater hatte eine Schwäche für Indianerfrauen gehabt, und schwarze Haare gehörten zur genetischen Ausstattung der Familie) war eine junge Großmutter. Als geborene und gelernte Rancherin betrachtete sie das Enkelkind als eine Schwierigkeit, die es zu meistern galt. Ungedankte Arbeit war in ihren Augen zwar lobens- und preisenswert, doch wie sie ohne Jim Bakkers Ermahnungen und Unterstützung zurechtkommen sollte, war ihr unbegreiflich. Erst der versehrte Ehemann, die unablässige Arbeit und die (bisweilen bemühte) gute Laune, die von Frauen erwartet wurde, dann eine Tochter, die nichts taugte, und jetzt das Kind dieser Tochter, das man aufziehen musste. Verl Lister war schon Bürde genug. Ohne Hilfe konnte er die Ranch nicht betreiben, und oft genug mussten sie ihre Nachbarn um Unterstützung bitten. Natürlich lag es daran, dass er in seiner Jugend über die Stränge geschlagen hatte, sich beim Rodeo nicht geschont hatte, ohne Sattel geritten und abgeworfen worden war, Zerrungen und Brüche davongetragen hatte, die sich im Lauf der Jahre als Arthritis und Gelenkschmerzen zurückmeldeten. Becken und Beine hatte er sich bei einem Sturz unter trampelnde Kühe gebrochen, und deshalb ging er jetzt so schief und gebückt wie ein Dudelsackspieler. Bonita konnte ihm die alten Unfälle nicht verargen; sie erinnerte sich an den aufrechten, lockigen jungen Mann mit den schönen Augen, der so gerade wie ein Zaunpfahl auf seinem Pferd saß. Doch ein Mann, so dachte sie, war dazu bestimmt, schweigend zu dulden, Schmerzen wortlos zu ertragen und nicht den ganzen Tag zu jammern und zu meckern. Sie hatte Arthritis im linken Knie, beklagte sich aber nie.
In den achtziger Jahren fragte man sich, wohin die
Weitere Kostenlose Bücher