Hier hat s mir schon immer gefallen

Sender, die Lieder über enttäuschte Liebe und über das Trinken spielten und Reklame für Gebrauchtwagen und Berichte von Kirchenveranstaltungen und Wohltätigkeitsbazaren ausstrahlten, Sender, die blasse Imitationen der alten Knaller an der Grenze waren. Als NPR in den sechziger Jahren nach Wyoming kam, fand er es langweilig und etepetete. Das Fernsehen reichte in seinen Augen nie an das Radio heran. Bilder auf dem Bildschirm konnten es mit denen in seinem Geist nicht aufnehmen.
     
    Wyatt Match hatte als junger Mensch alles bekommen, was er sich nur wünschen konnte. Gute Pferde seit frühester Kindheit, Auslandsreisen, handgenähte Stiefel. Er besuchte eine Privatschule im Osten des Landes und später die Universität von Pennsylvania. Nach erfolgreichem Hochschulabschluss kehrte er mit ein paar neuen Ideen über fortschrittliche Landwirtschaft nach Wyoming zurück und versuchte zu früh, ein politisches Amt zu ergattern - denn damals wurden konservative, genügsame Rancher als politische Leitfiguren geschätzt und nicht reiche Verschwender (dieses Etikett seitens einer neidischen Bevölkerung hatte seinem Vater dessen Privatgolfplatz eingetragen). Im Verlauf der Jahre hatte Wyatt Match sich zu einem erbitterten, engstirnigen Erzkonservativen mit einem kleinen Verstand von der Härte eines Diamantsplitters entwickelt. Nach seinen jugendlichen Verirrungen, dem Liebäugeln mit unbrauchbaren Ideen, gewachsen auf dem Mist der Professoren im Osten, hatte er sich der Aufgabe verschrieben, das romantische Erbe der Ranch des neunzehnten Jahrhunderts,Wyomings goldenen Zeitalters, zu bewahren. Er stammte von irischen Vorfahren ab und hatte eine helle Haut, die zu feurrotem Sonnenbrand neigte, während sein ingwerfarbenes Haar heiligengleiches Weiß angenommen hatte. Sein größter Stolz war ein blaues Neonschild - MATCH RANCH - neben dem monströsen Tor aus Seitenpfosten und Sturz, das als torii eines Shintoschreins groß genug gewesen wäre. Nach jahrelangem Bemühen hatte er endlich ein politisches Amt inne. Seine Nachbarn waren es gewohnt, seinen staubigen Silverado wichtigtuerisch auf die Straße abbiegen und rechts an ihnen vorbeirauschen zu sehen, wobei er eine Schotterwolke aufwirbelte.
    Alles, was er sagte, klang überheblich, selbst nichtssagende Bemerkungen über das Wetter. Match schien zu unterstellen, dass Blizzards, Stürme, vereiste Straßen und vernichtender Hagel für andere Leute bestimmt waren, während er sich in einer Wolke seines eigenen Spezialwetters bewegte. Damals, als er sich mit seinen radikalen Ideen in die Politik zu drängen versuchte, hatte ein angesehener alter Rancher ihn beiseite genommen und ihm mit Betonung auf jedem einzelnen Wort erklärt, dass man hier in Wyoming auf neumodischen Schnickschnack nichts gebe. Nach und nach begriff er die tiefe Wahrheit dieser Worte.
    Politisch gewann er an Gewicht durch die Ehe mit Debra Gale Sunchley, einer Wyoming-Rancherin in fünfter Generation, arbeitsam und ausdauernd, die Jeans mit Bügelfalte, Stiefel und eine alte Carhartt-Jacke trug. Der erste Sunchley war mit dem 11. Ohio-Freiwilligenregiment nach dem Bürgerkrieg nach Wyoming gekommen, um gegen die Indianer zu kämpfen. Am North Platte River war er bei Post Greasewood stationiert, desertierte, versteckte sich bei einer finnischen Bergarbeiterfamilie in Carbon und heiratete schließlich eine der Töchter namens Johanna Haapakoski.
    Debra Gale Sunchley Match war Sekretärin und Schatzmeisterin der Cow Belles und Mitglied des Lesezirkels christlicher Frauen. Die Vorlieben des Lesezirkels, dessen Mitglieder stets bestrebt waren, Gutes zu tun und zu besseren Menschen zu werden, galten den Erinnerungen alter Cowboys und Rancher, die Charakterstärke und Standhaftigkeit verkörperten. Debra Gale hatte in ihrem Leben höchstens zehn Bücher gelesen, hatte aber keine Angst, ihre Meinung zu jedem beliebigen Thema zu äußern. Nachdem Wyatt sich von ihr hatte scheiden lassen, um Carol Shovel zu heiraten, die er bei einem Golfurlaub in Kalifornien kennengelernt hatte, blieben Debra Gale und ihr Bruder Tuffy Sunchley als Manager auf der Ranch. Match baute seiner Exgattin ein eigenes Haus auf dem Ranchgelände, einen einfachen Bungalow mit einem großen Zwinger für ihre neun Hunde. Er zahlte ihr ein Gehalt. Sie war eine gute Arbeitskraft, und auf die würde er nicht verzichten.
     
    Als Dakotah heranwuchs, kamen die Listers mit ihrer Ranch mehr schlecht als recht über die Runden; Bonita sparte, wo es