Hier hat s mir schon immer gefallen
ging, und sorgte sich um Verls Gesundheit. Ihre einzige Freizeit waren die paar Minuten, wenn sie neben dem Bett kniete und ihre Gebete sprach, um Kraft zumWeiterarbeiten und um Verls Wohlergehen bat.
»Mach dich nicht älter, als du bist!«, sagte sie verärgert zu Verl, der es offenbar nicht erwarten konnte, alt zu werden. Morgens brauchte er eine halbe Stunde, bis er seine Gelenke bewegen konnte. Es irritierte Bonita, dass das Kind Dakotah sich weder für das Reiten noch für Rodeo interessierte und sich weigerte, an Treffen der Landjugend teilzunehmen. Bonita fand immer irgendeine Aufgabe oder Beschäftigung für das Mädchen - Eier einsammeln, Bohnen pflücken oder die schadhafte Zaunstelle suchen, an der die Kühe hinausspazierten. Am verhasstesten war es Dakotah, den verbrannten Toast für Verl abzukratzen. Verl wollte immer Toast haben, aber für einen Toaster war er zu geizig.
»Meine Mutter hat prima Toast auf dem Rost gemacht. Mit Butter«, sagte er. Bonita ließ den Toast oft verbrennen, weil sie das rauchende Brot vergaß, während sie damit beschäftigt war, Eier und Kartoffeln zu braten. Dakotah kratzte die verkohlten Stellen mit einem Messer in das Spülbecken.
Einmal wollte Dakotah aus einem rudimentären Bedürfnis nach Zuneigung Bonita umarmen, die gerade Kartoffeln im Spülbecken abschrubbte. Bonita stieß sie schroff weg. Hin und wieder wanderte Dakotah auf dem Ranchgelände umher; ihr Ziel war meistens der steile, kiefernbewachsene Abhang mit einer winzigen Quelle, wo alte graue Knochen auf dem Boden bezeigten, dass ein Pumaweibchen dort unter einem umgestürzten Baum seine Höhle gehabt hatte. Bonita ging nie spazieren; für sie war das Pflichtvergessenheit und Zeitvergeudung. Sie brachte im Frühjahr zusammen mit den Männern die Brandzeichen an den Tieren an und kochte gleichzeitig für alle Helfer das Abendessen, und im November saß sie wieder im Sattel und überwachte das Verladen der Kühe in Viehtransporter, deren Seiten wie Schweizer Käse perforiert waren, während Verl im Wald Holz für den Winter schlug.Verl ging nie zu Fuß, sondern saß immer in seinem Truck, wenn er nicht gerade in dem Sessel mit verstellbarer Rücklehne lag, der sein Lieblingssessel war. Er kam nach Hause und seufzte.
»Also, so was«, sagte er dann in seinem Jammerton.
Bonita schwieg.Wahrscheinlich kam wieder eine seiner langen und umständlichen Geschichten, die keinen Sinn hatten und nur Zeitverschwendung waren.
»Ich hab den Benzinkanister gefüllt, bin in den Wald rauf, und der verdammte Kanister ist umgekippt und ausgelaufen.«
Sie hatte sich nicht getäuscht. Er sprach mit seiner gewichtigen Stimme, die besagte, dass es Schlimmes zu vermelden gab. Bonita nickte, schrappte Möhren, so dass die orangegelben Späne durch die Luft wirbelten. Sie hatte noch ihre rote Schlafanzughose an und hatte schon die Färsen von der östlichen Weide vertrieben, eine kaputte Zaunstelle repariert, die Post geholt, die faulen Lämmer gefüttert, und nun bereitete sie das Abendessen zu. Sie hatte nicht einmal Zeit gehabt, eine Jeans anzuziehen. Andererseits wollte sie sowieso nicht in die Stadt fahren.
»Und dann hab ich mit der Arbeit angefangen, und die Kette ist gerissen.«
»Tja, das sind natürlich Probleme.« Einmal hatte sie vor Verzweiflung über Verls selbstmitleidige Beschwerden mit dem Gedanken geliebäugelt, ihn zu vergiften. Doch sie hatten keine Lebensversicherung, und Bonita konnte sich nicht vorstellen, wie sie allein zurechtkommen sollte, und verwarf den Gedanken. Außerdem konnte sie nie den fröhlichen Winter ihrer Verlobungszeit vergessen, die lange, eisigkalte Fahrt von der Ranch in einem Truck mit kaputter Heizung, um Verl im Double Arrow Café zu treffen. Mit klappernden Zähnen war sie von der verschneiten Straße in die herrlich warme und laute Bar getreten, in der Russ Eftink immer wieder G5 drückte, um Blue Bayou zu spielen, während Verl, der hartgesottene, gutaussehende Cowboy, quer durch das Lokal zu ihr schlenderte und sie in die Musik hineinzog. Die Möhren wanderten in den Topf, und sie machte sich mit einem uralten Sparschäler, der seit Verls Urgroßmutter zur Küchenausstattung gehörte, über die Kartoffeln her. Der Holzgriff war vor Jahrzehnten abgebrochen. Die meisten Küchengeräte waren alt oder schadhaft - der Griff des Schaumschlägers hatte einen losen Bolzen, der regelmäßig in die Rührmischung fiel, der Emailledurchschlag war rostig und angeschlagen, die Pfannen waren
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