Hier hat s mir schon immer gefallen
Gesichtsausdruck war eisig.
»Wo kommt das denn her?«, fragte Verl beim Abendessen.
»Sherri Match hat Kätzchen abgegeben.«
»Das sehe ich«, sagte Verl giftig. »Hier können wir es nicht brauchen.Von Katzen kriege ich Asthma. Ich bringe es zu den verdammten Matchs zurück«, und er nahm das Kätzchen und ging zu dem Truck hinaus.
Am nächsten Tag in der Schule murmelte Dakotah zu Sherri, es tue ihr leid, dass ihr Opa das Kätzchen zurückgebracht habe. »Er sagt, von Katzen kriegt er Asmar.«
Sherri sah sie verständnislos an. »Er hat es nicht zurückgebracht. Er war nicht bei uns. Was ist Asmar?«
Dakotah wurde älter, und die Prügel hörten auf. Zeit oder Reue schienen Bonita weicher zu machen. Doch als Dakotah weibliche Formen entwickelte, wurden ihre Großeltern sehr wachsam. Sie durfte niemanden besuchen und nicht zu Fuß zur Schule oder nach Hause gehen. Gesellige Abende kamen nicht in Frage, und Bonita erklärte ihr, dass sie mit keinem jungen Mann ausgehen dürfe, denn das hatte ihre Mutter auf die schiefe Bahn gebracht. Ringsum wurde Gas gefördert, und Verl schielte die Straße entlang in der Hoffnung, dass EnCana oder British Petroleum kommen und ihn von der Armut erlösen würden.
Dakotah wollte mehr über ihre Mutter erfahren. »Hast du nichts von ihren Sachen aufbewahrt?«, fragte sie Bonita, nachdem sie heimlich den Speicher durchforstet hatte.
»Nein, hab ich nicht. Die Nuttenkleider und die dummen Bilder, die sie an die Wände geklebt hat, hab ich verbrannt. Ich denke mir, dass sie irgendwie nicht ganz richtig im Kopf war. Immer nur Krawall im Sinn oder irgendwelche verrückten Sachen. In der Küche hat sie nie geholfen, hat nur einmal einen ganzen Topf Instantreis gekocht, im Teich eine Forelle gefangen, ein Stück von dem rohen Fisch auf den Reis gelegt und das so gegessen. Roh. Mir ist richtig schlecht geworden. Solche Sachen hat sie angestellt. Lauter verrücktes Zeug.«
Dakotah, die wusste, dass sie nicht attraktiv war, hungerte nach jeder Spur Zuneigung und war voller Liebesbereitschaft. Sie hätte jeden geliebt. Sash Hicks, ein knochiger Junge, der immer nur Militärtarnklamotten trug und dessen Gesicht und Körper aussahen, als wären sie gebrochen und wieder eingerichtet worden, bemerkte sie, angezogen von ihrer schüchternen stillen Art. Sie erwiderte sein Interesse mit langen, intensiven Blicken, wenn sie sich unbemerkt glaubte, und mit Tagträumen, die sich mit schmachtenden Küssen begnügten. Der Geschichtslehrer Mr. Lewksberry leistete der lokalen Sicht auf die Geschichte Vorschub, indem er eines Tages in dem Versuch, sein verachtetes Thema interessanter zu machen, den Schülern aufgab, einen Aufsatz über Outlaws des amerikanischen Westens zu schreiben. In der Schulbücherei stieß Dakotah in der Encyclopedia of Western Badmen auf ein Foto von Billy the Kid. Ihr war, als blickte Sash Hicks sie aus dem Buch an - das gleiche selbstgefällige Grinsen, die nachlässige Haltung, die schmutzigen Hosen. Von einem Moment zum nächsten hatte Sash die glanzvolle Aura eines Banditen und Waffenkundigen erworben. Von da an ritten sie in ihren Tagträumen zusammen fort, wobei Sash sich im Sattel umdrehte, um auf ihre Verfolger - Verl und Bonita - zu schießen. Im Alltagsleben begannen sie sich als Paar zu betrachten; sie trafen sich im Schulflur, saßen im Unterricht nebeneinander, tauschten Zettel. Sie ahnte, dass er ihre einzige Chance war, von Bonita und Verl wegzukommen, und dass der Abstand zwischen ihnen überwunden werden konnte, wenn man sich genug anstrengte. Sie liebte ihn. Zu Hause verlor sie kein Wort über ihn.
Zu Beginn des letzten Schuljahrs fasste Sash Hicks seinen Entschluss. Unerfahren in der Charakterbeurteilung, stufte er Dakotah als gefügige Dienstmagd ein, die ihn auf Händen tragen würde. Er schlug ihr vor zu heiraten, und sie war einverstanden. Sie erwartete, dass ihre Großeltern außer sich wären, wenn sie es erfuhren. Sie sagte es ihnen schnell beim Abendessen. Die beiden wirkten erfreut. Dakotah hatte nicht gewusst, dass sie unter dem gleichen Gefühl des ungerechten Kerkerdaseins litten.
»Mit Sash wirst du gut auskommen«, sagte Verl, leutselig vor Erleichterung, Dakotah bald los zu sein.
»Zu schade, dass Shaina nicht geheiratet hat, hätte sie vielleicht vor ihrem Los bewahrt«, brummte Bonita, die dieses Thema bei jedem Anlass aufwärmte. Die Zustimmung der beiden zu ihrer Heirat war das größte Lob, das Dakotah je von ihnen
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