Hier ist was faul!
Computer macht, aber er schwor auch, dass die Mondlandung ein Fake war. Außerdem hatte er Mookie erklärt, er bekomme kein Handy, weil dessen Signale wilde Tiere anlocken würden. Na ja, vielleicht hat er sich das auch nur ausgedacht, um Geld zu sparen.
Ich schlich auf Zehenspitzen die Treppen hinunter und zum Computer. Im Spiel war ich Bogomir Blutrunst , ein Vampir der fünften Generation, der mit Furcht einflößenden, klingenbewehrten Waffen kämpfen konnte und ein paar einfache Zauberkräfte besaß. Das letzte Mal, als ich gespielt hatte, hatte ich den Rand der Siedlung Mobrule erreicht, die von Nastydamus platt gemacht worden war. Ein Schotterweg führte den Hang zur Gruft hinauf.
Ich war noch keine dreißig Sekunden online, als mir ein Bauer entgegenkam. Im Statusfenster wurde eine Mitteilung eingeblendet.
PETER PFLUGSCHAR : Ich weiß, wer du bist.
Meine Hand fror an der Maus fest. Antworten oder ignorieren? Es musste nicht der Typ sein, der mir nachspionierte. Vielleicht war es einfach ein Spieler, der versuchte, geheimnisvoll zu wirken. Ich wartete ab, um zu sehen, ob er wieder gehen würde.
PETER PFLUGSCHAR : Wir müssen uns treffen.
Ich mochte das nicht. Aber ich konnte nicht davonlaufen. Ich tippte eine Mitteilung und drückte auf SENDEN .
BOGOMIR BLUTRUNST : Ich bin nur ein Kind. Lassen Sie mich in Ruhe .
PETER PFLUGSCHAR : Du warst ein Kind. Jetzt bist du mehr.
Ich schrieb: Das stimmt nicht. Dann löschte ich es. Es war zwecklos ihm zu erklären, dass das nicht stimmte. Aber ich wollte wissen, warum er mir nachstellte.
BOGOMIR BLUTRUNST : Was wollen Sie?
PETER PFLUGSCHAR : Mit dir sprechen, von Angesicht zu Angesicht.
BOGOMIR BLUTRUNST : Warum schreiben Sie mir dann übers Internet?
PETER PFLUGSCHAR : Ich wollte dich nicht erschrecken. Aber ich muss dich sprechen.
BOGOMIR BLUTRUNST : Ich muss Sie nicht sprechen.
PETER PFLUGSCHAR : Ich melde mich wieder. Halt Ausschau nach mir. Hab keine Angst.
Der Bauer ging davon. Ich saß da, meine toten Finger auf der Maus. Das Spiel war mir plötzlich nicht mehr so wichtig. Da lief ein anderes Spiel, außerhalb des Computers. Eines im wirklichen Leben. Oder vielleicht im wirklichen Tod.
8
NENNEN WIR ES DOCH EINE BESPRECHUNG
Ich saß wieder einmal früh am Frühstückstisch.
»Du wirst aber wirklich zu einem verantwortungsvollen Schüler«, sagte Mom. »Ich musste dich die ganze Woche nicht wecken. Du warst bisher so eine Schlafmütze. Aber jetzt überhaupt nicht mehr.«
»Danke.« Es fühlte sich eigenartig an, für etwas Anerkennung zu bekommen, das ich gar nicht selbst kontrollierte. Eines gab es jedoch, das ich irgendwie steuern konnte, wenngleich nur kurz. Heute Morgen hatte ich keine Lust, mich mit irgendwem abzugeben – schon gar nicht mit jemandem, der mechanische Spionageeichhörnchen bauen und in Computersysteme eindringen konnte.
»Ich muss einen Haufen Zeug mitnehmen. Kannst du mich fahren?« Ich sagte ihr nicht, dass ich das Meiste in meinem Kopf herumtrug und nicht in meinem Rucksack.
Ich kam lange vor allen anderen in der Schule an. Als Mookie aufkreuzte, erzählte ich ihm, was passiert war.
»Du hättest ihn mit deinem Schwert schlagen und zwingen sollen, dir alles zu erzählen«, sagte Mookie.
»Ich werd versuchen, mir das für’s nächste Mal zu merken«, antwortete ich.
Inzwischen war Abigail auch da. Ich informierte sie über mein Gespräch mit dem Bauern.
»Wenn ich nur etwas über ihn wüsste. Wenigstens irgendwas.«
»Wir wissen eine Menge«, sagte Abigail. »Zum Beispiel wissen wir, dass er behauptet, dich nicht erschrecken zu wollen. Das bedeutet, dass er auf die Zusammenarbeit mit dir angewiesen ist. Hinter was auch immer er her ist, er kann es sich nicht einfach nehmen.«
»Ich schätze, das ist gut.« Mir gefiel die Vorstellung, dass ich etwas so Besonderes besaß, dass jemand alles tun würde, um es zu bekommen.
»Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass dieser Typ über eine Menge Ressourcen verfügt«, sagte Abigail. »Das Eichhörnchen war fortschrittlicher als alles, was ich je gesehen oder wovon ich je gehört habe. Der Typ spielt nicht nur zum Spaß Spionagespielchen. Er meint es ernst.«
»Also meinst du, ich sollte mit ihm reden, wenn er auftaucht?«
»Allerdings«, sagte Abigail. »Du musst herausbekommen, was er weiß und was er will. Aber lass ihn erzählen. Hör einfachzu und nicke, so viel du kannst. Auf diese Weise erfährst du am ehesten, was los ist.«
Ich lud Mookie und Abigail ein, nach
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