Hier, jetzt und vielleicht für immer
Pier, um auf das Meer zu starren und in Erinnerungen an unsere Küsse zu schwelgen.
„Wer’s glaubt, wird selig“, murmelte Tana, als hätte sie trotz ihrer mageren dreizehn Jahre überragende Kenntnisse, was zwischenmenschliche Beziehungen anging.
„Von jetzt an lasst ihr beide und Ruby mich mein Liebesleben allein managen, okay?“
„Ich mag ihn“, verkündete Lilly.
„Oh, vielen Dank, Miss Lilly“, warf Adam amüsiert ein. Er setzte sich neben sie und legte einen Arm über ihre Rückenlehne. „Ich muss sagen, dass du in deinem jungen Alter einen guten Männergeschmack hast.“
Sie kicherte.
Ihr strahlendes Gesicht vertrieb bei Sara sämtliche Restzweifel an diesem Gruppenausflug. Wie kann jemand schlecht sein, der meine Tochter so glücklich macht?
Sie ließ die angenehme Atmosphäre des Lokals auf sich einwirken, genoss den Duft nach frisch gebackenem Brot und Oregano, die romantische italienische Musik und den bedeutungsvollen Ausdruck in Adams Augen. Vielleicht denkt er ja doch an unsere Küsse.
„Also, was macht ihr in eurer Freizeit am liebsten?“, erkundigte er sich bei den Mädchen.
Ihnen seine ganze Aufmerksamkeit zu schenken, war genau der richtige Weg, um sich in Saras Herz zu schleichen. Sie versuchte, all die Gründe aufzulisten, die dagegen sprachen, ihn an sich heranzulassen. Momentan fiel ihr kein einziger ein.
„Drachen fliegen“, antwortete Lilly.
„Das geht hier bei dem kräftigen Wind sehr gut.“
„Bist du hier in Horizon Beach geboren?“, erkundigte Sara sich bei ihm.
„Nein. Ich stamme aus Georgia, in der Nähe von Valdosta. Ich bin erst vor ein paar Jahren hergekommen, um am Meer zu sein.“
„Was hast du getrieben, bevor du eine Wasserratte geworden bist?“ Sara lächelte ihn an, damit er ihre Fragen als normales Interesse einstufte und nicht auf die Idee kam, dass sie Fakten über ihn ansammelte, um zu prüfen, ob er womöglich doch der Richtige für sie sein könnte.
Seine Miene verfinsterte sich ein wenig. „Ich war in der Armee.“ Er wandte sich an Tana. „Was ist mit dir? Ich schätze, du magst Musik.“ Er deutete mit dem Kopf zu ihrem T-Shirt, das mit einem Foto von Within Temptation bedruckt war.
Überrascht fragte sie: „Du weißt, dass das eine Band ist?“
„Na klar. Ich hab sie sogar mal in Deutschland gesehen. Ein Freund von mir hat mich gegen meinen Willen mitgeschleift, aber dann hat es mir ganz gut gefallen.“
„Du hast sie echt live gesehen?“, hakte sie verblüfft nach, und dann fragte sie ihn nach Details über den Auftritt aus.
„Das ist schon etliche Jahre her. An die Einzelheiten kann ich mich nicht mehr erinnern. Tut mir leid.“
„Macht ja nichts. Ich finde es cool, dass du sie gesehen hast. Ich kenne sonst niemanden, der einen Auftritt von ihnen erlebt hat.“
„Vielleicht kannst du ja hingehen, wenn sie mal in den Staaten auftreten.“ Adam warf einen Blick zu Sara. „Wenn es deiner Mom recht ist.“
„Das werden wir noch sehen.“ Sie wollte nicht zusagen, solange sie nicht wusste, ob die Fangemeinde der Band einer Dreizehnjährigen angemessen war.
Freddie persönlich kam an den Tisch – nicht mit einer großen Pizza für alle, sondern mit einer kleinen für jeden. Je eine mit Peperoni, Salami, Spinat und Käse sowie nach Art des Hauses.
„Du hättest nicht lauter Verschiedene bestellen zu brauchen“, sagte Sara zu Adam.
„Aber es macht nur halb so viel Spaß, wenn man nicht das kriegt, was man will.“
Sein Tonfall und das Funkeln in seinen Augen verrieten ihr, dass er nicht nur über Pizza sprach. Plötzlich fühlte sie sich wie an einem entscheidenden Wendepunkt.
„Und was ist mit dir? Stammst du von hier?“
„Nein. Ich bin in Memphis aufgewachsen und hergezogen, weil ich einen Tapetenwechsel brauchte.“
„Das kann ich verstehen. Wie kommt es, dass eine hübsche Frau wie du Kriminalistin geworden ist?“
„Mein Vater war Polizeibeamter. Ich bin bloß in seine Fußstapfen getreten.“
„Und wie findet er das?“
„Keine Ahnung. Er ist gestorben, bevor ich mich dazu entschlossen habe.“ Wie so oft fragte sie sich, ob er es gebilligt hätte, ob er stolz auf sie gewesen wäre.
Nun gesellte sich eine weitere Frage dazu: Was hätte er über Adam gedacht? Hätte er ihn für faul gehalten? Oder hätte er mir vorgeworfen, dass ich voreingenommen bin – wie damals, als ich erklärt habe, dass ich meine Mutter nie wiedersehen will ?
„Warum hat er dir gar keinen Gutenachtkuss gegeben?“,
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