Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hier kommt Hoeneß!

Hier kommt Hoeneß!

Titel: Hier kommt Hoeneß! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pattrick Strasser
Vom Netzwerk:
herausgestellt, dass es nicht funktioniert. Man hat es jeden Tag gemerkt – im Training, in der Sitzung. Da muss man dann konsequent sein und sagen, es geht nicht.«
    Ein dem Experiment Klinsmann ähnlicher – zugegeben mutiger – Versuch war es, im Oktober 1991 nach der Entlassung von Jupp Heynckes mit Exspieler Sören Lerby auf einen Trainer-Nobody zu setzen. Fünf Monate ging es schief, die Geduld reichte nur bis März 1992. Dann war Lerby Geschichte. Er saß nie wieder auf der Trainerbank und wurde Spielervermittler. Ribbeck, Rehhagel, Lerby und Klinsmann – sie alle wurden vorzeitig fortgejagt. Sie alle blieben ohne Titel. Sie alle waren von Hoeneß eingestellt worden.
    Klinsmanns Sommermärchen-Image hatte einen bajuwarisch-deftigen Kratzer erlitten. Als er sich Ende November bei seinem einzigen Medienauftritt im Anschluss an die Bayern-Zeit in einem TV-Interview bei Günther Jauchs »stern.tv« beklagte, zu wenig Unterstützung und nicht die erwünschten Verstärkungen bekommen zu haben, konterte Hoeneß wenige Tage später beim »DSF-Fußballstammtisch«. Er begann in Vorfreude auf das, was er später noch sagen sollte, mit einer intellektuellen Ouvertüre: »Ich habe in Latein gelernt: ›Si tacuisses, philosophus mansisses‹ – das bedeutet: Wenn du geschwiegen hättest, wärst du ein Philosoph geblieben.« Was dann folgte, war eine öffentliche Abrechnung: »Klinsmann war der Trainer in der Geschichte des FC Bayern mit der größten Machtfülle. Seine Wünsche wurden nicht erfüllt, sondern übererfüllt. Davon zu reden, er habe nicht durchsetzen können, was er wollte, ist falsch«, sagte er. Klinsmanns einziger konkreter Vorschlag sei die Verpflichtung von US-Nationalspieler Landon Donovan gewesen, »von dem unser Amateurtrainer Hermann Gerland sagt, der würde bei ihm nicht mal in der zweiten Mannschaft spielen«. Der Vorstand beeilte sich noch klarzustellen, dass »am Ende nicht die Ergebnisse entscheidend waren, sondern das Verhältnis zur Mannschaft«.
    Mit Heynckes, der sich zuvor schon mit seinem Rentnerleben abgefunden hatte, kam neuer Schwung ins Team, und mit einem 2 : 1 gegen den VfB Stuttgart am letzten Spieltag konnte Rang zwei gesichert werden. Was Hoeneß zugleich freute und aufregte. Gegenüber Reportern rechnete er: »Wenn wir immer so gespielt hätten wie in den letzten fünf Spielen – wissen Sie, wie die Tabelle dann ausgesehen hätte? Rechnen Sie doch mal hoch!« Der Vorwurf: Klinsmann habe den Verein die Meisterschaft gekostet. Und eine Menge Geld und Nerven.
    Einmal in Form, bekam auch TV-Liebling Günther Jauch von Hoeneß noch eins übergebraten. Er sei ein »Gefälligkeitsjournalist«. Klinsmanns Berater Roland Eitel habe vor dem TV-Auftritt »die Fragen aufgeschrieben, und Jauch hat sie vorgelesen. So was kennen wir ja.« Der sonst so liebe Jauch habe Klinsmann »eine Plattform gegeben, Dinge zu erzählen, die nicht stimmen, ohne kritische Fragen zu stellen«, echauffierte sich Hoeneß.
    Die Bayern hatten, wie Hoeneß verriet, den ›Change‹ angestrebt. Ein bisschen Obama-Feeling in München. Sie wollten einen Neuanfang, einen Neuaufbau. Doch das Ganze endete mit dem Rückkehrer Heynckes. Als Jauch dann behauptete, Klinsmann sei »der Barack Obama des deutschen Fußballs«, verlor Hoeneß die Contenance: »Wenn Jürgen der Obama des deutschen Fußballs ist, dann bin ich Mutter Teresa.«

11. Das Dreigestirn Ulikallefranz
    Uli Hoeneß verkauft Karl-Heinz Rummeinigge. Was wäre das für eien Schlagzeile – und doch ist sie nicht erfunden. 1984 wechselte der von vielen europäischen Klubs begehrte Stürmer für 11.4 Millionen DM vom FC Bayern zu Inter Mailand. Ein Meilenstein für den bayerischen Verein.Knapp zwölf Millionen DM – für damalige Verhältnisse eine exorbitante Summe. Heutzutage würde ein Akteur seiner Güteklasse 60 Millionen Euro aufwärts kosten, also rund das Zehnfache. Rummenigge sanierte damit den Verein, alle Schulden waren auf einen Schlag getilgt. »Für dies Ablösesumme, für dieses Geld hätte man ihn auch mit der Sänfte nach Italien rübertragen müssen«, sagte Uli Hoeneß einmal.
    Rummenigge und Hoeneß – ab 1974 waren sie knapp fünf Spielzeiten Mannschaftskollegen, dann wurde Hoeneß Rummenigges Vorgesetzter als Manager. 1984 transferierte er ihn dann zu Inter Mailand. Sieben Jahre später kehrte Rummenigge als Vizepräsident zum FC Bayern zurück, um 2002 dann als Vorstandsvorsitzender der AG – streng nach Hierarchie bemessen –

Weitere Kostenlose Bücher