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Hier kommt Hoeneß!

Hier kommt Hoeneß!

Titel: Hier kommt Hoeneß! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pattrick Strasser
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Präsidenten spekulieren – lange auf die nächste Gelegenheit würde warten müssen.
    Denn der Franz ist der Franz. Und so wurde Beckenbauer am 14. November 1994 auf der Mitgliederversammlung mit überwältigender Mehrheit zum Bayern-Präsidenten gewählt. Nun hatte er, mit gerade 50 Jahren, nahezu alle Posten in seinem Heimatverein ausgefüllt. Er war Spieler, Kapitän, Vizepräsident, zwischendrin Aushilfstrainer und nun Präsident. Ganz oben. Gewohnte Regionen für ihn. Scherer, der Platzmacher, zeigte sich am Wahlabend generös: »Ich bin für ihn nicht mehr angetreten, weil er einfach eine derartige Lichtgestalt, eine solche Persönlichkeit des deutschen, des europäischen, des Weltfußballs ist, dass es für den FC Bayern ein Glücksfall ist, dass er übernimmt.«
    Der Kommentar von Hoeneß zur Kaiser-Krönung enthielt dagegen zahlreiche Spitzfindigkeiten und offenbarte, was er vom Begriff Lebemann hielt: »Franz ist natürlich ein Mann, der unheimlich viel geleistet hat in seinem Leben und der auch ganz gerne mal seine Freizeit genießt. Er ist sich natürlich darüber im Klaren, dass jetzt mit diesem Amt die Freizeit weniger wird und dass er jetzt mit mehr Sorgen Golf spielen muss. Er wird vielleicht beim siebten Abschlag mehr Gedanken an Fußballprobleme verschwenden als in der Vergangenheit – und da hat er sich überlegt: Muss ich das haben oder nicht? Und jetzt hat er es!« So als wollte er sagen: Jetzt hat er den Job, jetzt hat er den Salat. Den Begriff Freizeit verwendet Hoeneß, als wäre das eine ansteckende Krankheit. Freizeit – für ihn durch die elterliche Prägung des ständigen Schaffens fast ein Fremdwort.
    Beckenbauer spürte die Skepsis und versprach daher in seiner Antrittsrede: »Ich werde nicht viel reden, sondern arbeiten.« Und er schloss mit: »Ich persönlich bin stolz, dem FC Bayern dienen zu können.« Tosender Applaus. Die Menge hatte er hinter sich. Wie immer. Kaiser as usual.
    In den folgenden Jahren entwickelte sich der FC Bayern unter Beckenbauers Regentschaft mehr und mehr zum FC Hollywood. Ein Jahr nach der Kaiser-Krönung propagierte Uli Hoeneß: »Wir haben längst die Ebene eines Fußballvereins verlassen. Wir vermitteln Lebensfreude, das ist unsere Philosophie.«
    Bei den Umsätzen war man dank kräftig gestiegener Einnahmen aufgrund des Pay-TV, der bunten, immer vielfältigeren Merchandising-Welt und der enorm wachsenden Mitgliederzahl in neue Dimensionen vorgestoßen. Daher entschloss man sich, den Verein auf dem Weg ins neue Jahrtausend anders zu strukturieren. Von 1999/2000 bis zur nächsten Saison steigerte sich der Umsatz um nahezu 30 Millionen Euro auf 173 Millionen Euro. Im Februar 2002 wurde ein Teil der Fußballabteilung des Stammvereins FC Bayern München e.V. in die FC Bayern München AG ausgegliedert, um professionelle Strukturen zu schaffen und das neue Stadion, die Allianz Arena, finanzieren zu können. Das Grundkapital der AG in Höhe von 25 Millionen Euro wird zu 90 Prozent vom FC Bayern München e. V. gehalten und zu zehn Prozent von der Adidas AG, dem Trikotausrüster. Adidas bezahlte im Jahr 2002 für den Zehnprozentanteil an der Aktiengesellschaft knapp 77 Millionen Euro. Im Herbst 2009 wurde bekannt, dass der FC Bayern mit der Audi AG einen weiteren strategischen Partner ins Boot holen wolle. Der Wert eines Zehnprozentanteils wird von Experten auf rund 100 Millionen Euro geschätzt.
    Als der Verein im Februar 2002 zur Aktiengesellschaft umgewandelt wurde, entschied man sich – anders als Borussia Dortmund – gegen einen Börsengang und gegen eine Bayern-München-Aktie. »Wir müssen versuchen, so lange wie möglich nicht an die Börse zu gehen«, forderte Uli Hoeneß damals, »dort hast du Zwänge, die du nicht mehr steuern kannst.« Im Rückblick ist der Manager froh über diese Entscheidung, in einem Interview mit »Focus Money« sagte er: »Damals hieß es, der Hoeneß muss sich doch Borussia Dortmund als Vorbild nehmen und Hunderte von Millionen an der Börse kassieren. Diversifikation, eigene Hotels, eine eigene Sportmarke – das sei die Zukunft. Ich musste ständig lesen, Bayern würde sich nur auf das Kerngeschäft konzentrieren, da müsse jetzt was passieren. Wo aber ist das Hotel? Wo ist die Sportmarke? Wo sind die Börsengelder?« Er sollte recht behalten. Und es gibt kaum etwas Schöneres in der Welt von Uli H.
    Auch seine Skepsis in Bezug auf Franz Beckenbauer war berechtigt. Denn der Kaiser stoppte trotz seiner Verpflichtungen

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