Hier kommt Hoeneß!
keineswegs seine Werbeaktivitäten. Kein Wunder, kam der Mann, der 1966 noch Knorr-Suppe gelöffelt und dabei spitzbübisch in die Kamera gegrinst hatte, im Jahr 2001 durch Verträge mit Adidas, Erdinger, Opel, E-Plus und Yello-Strom doch auf geschätzte Jahreseinkünfte von acht Millionen DM. Schön und gut. Für den Geldbeutel und fürs Ego – wie der Werbekaiser verriet: »Wenn ich ehrlich bin, ist meine Eitelkeit wohl der Grund, warum ich immer noch Werbung mache.«
Besonders pikant daran war, dass Beckenbauer bei bestimmten Markensparten just für einen Konkurrenten des Bayern-Partners warb. Als Bayern etwa in den 90er-Jahren einen Deal mit Opel hatte, war Beckenbauer bei Mitsubishi unter Vertrag. Ein weiteres Beispiel: E-Plus auf der einen, Viag Interkom auf der anderen Seite. Als die Vorstandsbosse Rummenigge und Hoeneß 2002 mit der Telekom als potenziellem Hauptsponsor verhandelten, wollte der Aufsichtsratsvorsitzende Beckenbauer ihnen seinen Werbepartner Postbank schmackhaft machen. Die Empörung bei Hoeneß war groß. Und noch größer, als Beckenbauer – die Partnerschaft mit der Telekom war gerade schriftlich fixiert – sich mit einem direkten Konkurrenten, dem Mobilfunkunternehmen O2, arrangierte.
Hoeneß gab zu, dass dies den Vorstand »getroffen« habe. Seine Begründung: »Der Deal mit Bayern München war innerhalb der Telekom nicht unumstritten. Der Konzern war in einer unglaublich zerrissenen Situation. Ron Sommer war in der Kritik und hatte unseren Vertrag mitverantwortet. Und da war es natürlich Wasser auf die Mühlen derer, die nicht so dafür waren, dass der Aufsichtsratsvorsitzende und Präsident des FC Bayern Werbung für einen direkten Konkurrenten macht.«
Die Auseinandersetzungen waren so heftig, dass Hoeneß schließlich sagte: »Ich hoffe, dass es zu keinem Bruch kommt.« Die Entfremdung schritt aber voran. Beckenbauer, nun auch Präsident des Organisationskomitees der WM 2006 in Deutschland, wurde immer weniger in die aktuelle Vereinspolitik eingebunden. 2002 beschrieb Hoeneß das restliche Miteinander so: »Franz hat seit Jahren nichts mehr mit dem Tagesgeschäft zu tun. Das ist eine Zustandsbeschreibung, keine Bösartigkeit ihm gegenüber. Jetzt ist alles perfekt. Franz bleibt uns erhalten als Figur und Person, da ist er wunderbar. Vorher als Präsident war es schlecht, er saß auf Samoa und sollte Verträge unterschreiben. Jetzt können Rummenigge, Hopfner und ich entscheiden – zwei Unterschriften von uns drei reichen. Wir drei stehen wie eine Wand.«
Aber die Misstöne nahmen stetig zu. Weil sich Hoeneß und Rummenigge endlich aus des Kaisers Schatten emanzipieren konnten. Sie führten gemeinsam mit Finanzvorstand Karl Hopfner die AG, bestimmten den Kurs. Da konnte man dem einstigen Übervater endlich mal zeigen, wo es langgeht. Im März 2002 wurde die Botschaft eines Doppelinterviews mit der »Abendzeitung« schon in der Überschrift deutlich: »Franz ist das Zugpferd – wir haben das Sagen«. Worauf sich Beckenbauer in »Bild« über »die unglückliche Tonlage« wunderte und schreiben ließ: »Meine Arbeit ist getan, das Feld ist bestellt. Das neue Stadion wird gebaut, die Umwandlung des FC Bayern in eine AG ist vollzogen. Für mich gibt es jetzt nichts mehr zu tun. Man könnte auch sagen: Der FC Bayern braucht mich nicht mehr.«
Und so ging es stetig weiter. Einig in der Uneinigkeit. Hier eine kleine Auswahl der Sticheleien und Anfeindungen.
April 2003: Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge lästert: »Ich habe ein Buch, das heißt: ›Aufsichtsrat und Vorstand – Rechte und Pflichten‹. Ich glaube, das werde ich dem Franz demnächst mal ausleihen. Es ist nicht gut und auch nicht klug, wenn der Aufsichtsratsvorsitzende öffentlich eine andere Meinung vertritt als der Vorstand.«
Mai 2004: Beckenbauer macht Druck, als es mit Hitzfeld titellos zu Ende geht. »So eine Saison wie diese möchte ich ungern wieder erleben. Der Vorstand entscheidet über den Trainer. Aber es muss und wird was passieren.«
August 2005: Beckenbauer stellt fest: »Wir sind ein Fußballklub und keine Bank. Es nützt nichts, wenn das Geld dort rumliegt.«
Hoeneß kontert: »Der Vorstand ist für die Politik zuständig. Wir wissen genau, was wir zu tun haben. Ich habe nicht das Gefühl, dass Franz so genau merkt, was er sagt.«
September 2006: Rummenigge ist genervt und schlägt Reportern vor: »Fragen Sie doch den Franz, wenn Sie mehr wissen wollen.«
Februar 2007: Hoeneß und Rummenigge
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