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Hier und jetzt und Himbeerkuchen: Roman (German Edition)

Hier und jetzt und Himbeerkuchen: Roman (German Edition)

Titel: Hier und jetzt und Himbeerkuchen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agnes Nelle
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ich auf.
    Niklas’ Mutter steht in der Haustür und lächelt mich ganz überrascht an.
    Stumm sehe ich in ihr Gesicht.
    Wo ist sie eigentlich eben gewesen, während Niklas mir diese ganzen peinlichen Fragen gestellt hat? Hat sie etwa am Fenster gestanden und gelauscht?
    »Mein Kind!«, flötet Isolde. »Du siehst ja ganz furchtbar aus. Du hast doch nicht etwa geweint, du armes Ding?«
    »Nein«, schniefe ich ärgerlich und wische mir die Tränen weg.
    Isoldes Augenbrauen schnellen verdutzt nach oben.
    »Aha«, sagt sie langsam und schüttelt betrübt den Kopf, als hätte sie meine offenkundige Lüge furchtbar getroffen.
    Aber auch das ist mir jetzt egal.
    Ich blicke Niklas an.
    Er beobachtet mich nachdenklich.
    Ich atme tief durch und sehe ihm fest in die Augen.
    Auch wenn sie genau danebensteht, werde ich Niklas nun fragen, was er zu den Gemeinheiten seiner Mutter zu sagen hat.
    »Sind die für mich?«, fragt Isolde.
    Irritiert drehe ich mich zu ihr um.
    Sie steigt die Treppe hinunter und zeigt auf die Pralinenschachtel in meiner Hand. Sie lächelt, als könnten sie die Pralinen eventuell über meine Heul-Lüge hinwegsehen lassen.
    Entsetzt presse ich die schmuddelige Schachtel an meine Brust, auch wenn das der cremefarbenen Schleife sicher den Rest gibt.
    »Nein«, sage ich. »Ich habe ehrlich gesagt auch überhaupt nicht damit gerechnet, dass du hier bist, Isolde.«
    Sie bleibt wie angewurzelt stehen.
    »Nein?«, fragt sie. »Und wieso nicht?«
    Als sei das höchst merkwürdig von mir, nicht immer mit ihr zu rechnen.
    Niklas macht einen Schritt auf mich zu und legt beschwichtigend seine Hand auf meinen Arm. Ich schüttle sie ab.
    »Weil du nicht hier einziehen wirst, Isolde«, fahre ich Niklas’ Mutter an. »Weil das nicht dein Haus ist!«
    Ihre Augen werden zu winzigen hellblauen Schlitzen.
    »Beruhige dich doch bitte, Iris«, sagt Niklas gereizt.
    Isolde lächelt mich triumphierend an.
    »Ja, du solltest dich wirklich beruhigen, mein armes Kind«, sagt sie milde. »Und vielleicht grundsätzlich mal was für deine Nerven tun.«
    Ich sehe Niklas fragend an.
    Kann er denn nicht irgendetwas sagen, damit ich weiß, dass er auf meiner Seite steht?
    »Meine Mutter ist doch nur hier, um die Fenster auszumessen, Iris«, sagt er. »Sie will uns nämlich Gardinen nähen. Als Geschenk zum Einzug.«
    Isolde nickt ergriffen und seufzt.
    Sie könnte ebenso gut sagen: ›Und wenn es das Letzte ist, was ich vor meinem Krebstod noch tue, ihr sollt schöne selbstgenähte Gardinen haben, Kinder!‹
    Für einen winzigen Moment habe ich ein schlechtes Gewissen. Aber dann fällt mir ein, dass mir ihre großmütigen Gardinen schnurz sind, wenn sie hinter meinem Rücken schlecht über mich redet.
    »Denkst du, ich sei leicht zu lenken?« Meine Stimme zittert.
    Niklas’ lässt sich nichts anmerken.
    »Nein«, sagt er ganz ruhig. »Das denke ich nicht.«
    Aha.
    Gut.
    »Denkst du«, ich schlucke. »Denkst du, ich bin ein kleines Naivchen?«
    Niklas lacht verblüfft auf.
    »Was? Ein kleines Naivchen?« Amüsiert schüttelt er den Kopf. »Nein, das denke ich keineswegs, Iris.«
    Ich werfe Isolde einen schnellen Blick zu.
    Sie sieht mich kühl an.
    Wahrscheinlich schätzt sie es nicht sonderlich, belauscht zu werden.
    Plötzlich lächelt sie.
    Ich bekomme Gänsehaut.
    »Weißt du, Iris«, sagt sie liebenswürdig. »Ich denke schon, dass du … ein wenig naiv bist. Aber in einem durch und durch guten Sinne.«
    In einem durch und durch guten Sinne naiv?
    Ich sehe sie verwirrt an.
    »Du musst verstehen«, sagt sie leise und beugt sich wie im Vertrauen zu mir. »Gesine. Sie war … kein bisschen naiv. Sie war immer berechnend … und kühl.« Sie legt die rechte Hand auf ihr Herz. »Und nun … nun bin ich einfach nur froh für meinen Jungen, dass du nicht wie Gesine bist. Dass du gutmütig bist, Iris. Und weichherzig.«
    »Mama«, sagt Niklas.
    Ich sehe von Isolde zu Niklas und wieder zu Isolde.
    Soll ich denn wirklich glauben, dass Isoldes ›kleines Naivchen‹ nett gemeint war? Und dass Niklas mich keineswegs für ein Naivchen hält?
    Verflixt.
    Ich weiß nicht mehr, was ich den Nienabers glauben soll.
    Ich weiß nur, dass ich gehen muss, bevor mir die Situation wieder über den Kopf wächst. Aber diesmal werde ich nicht in blinder Panik davonstürzen.
    »Niklas«, sage ich. »Ich gehe jetzt. Wir können uns ja morgen zum Picknick treffen, wenn du willst.«
    Bis dahin werde ich mit Gesine gesprochen haben.
    Dann werde ich wissen, ob

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