Hier und jetzt und Himbeerkuchen: Roman (German Edition)
an.
Hm.
Bestimmt ist alles lecker, was da im Regal steht.
Die Verkäuferin räuspert sich ungeduldig.
Ich greife nach einer mittelgroßen grün-goldenen Packung mit cremefarbener Schleife.
»Die bitte.«
»Sehr gut!«, ruft die Verkäuferin, als sei sie tief beeindruckt von meiner vorzüglichen Wahl.
Sie nimmt mir die Trüffel aus der Hand und eilt zur Kasse.
Ich folge ihr und hole mein Portemonnaie aus der Handtasche.
»Zweiunddreißig fünfzig«, flötet sie.
O Gott. Das müssen wirklich tolle Trüffel sein.
Ich suche das passende Geld heraus und reiche es ihr.
»Danke«, sagt sie. »Brauchen Sie eine Tüte?«
»Ja, bitte.«
»Gerne«, antwortet sie, lässt die Trüffel in ein Täschchen mit dem Logo der Konfiserie plumpsen und reicht es mir über den Tresen.
»Auf Wiedersehen«, sage ich leise und wende mich zum Ausgang.
»Auf Wiedersehen«, ruft die Verkäuferin hinter mir her, während ich das Geschäft verlasse.
Das ging aber schnell, denke ich, als ich draußen im Sonnenschein stehe. Ich hatte es mir viel schöner vorgestellt, mein erstes Geschenk für Niklas auszusuchen.
Na ja. Letztendlich kommt es auf die Freude an, die ich ihm damit machen werde.
Ich gehe ein paar planlose Schritte. Dann bleibe ich stehen.
Wenn ich mich jetzt auf den Weg zum gelben Reihenhaus mache, bin ich mit Sicherheit noch vor Niklas da. Ein Lächeln legt sich auf mein Gesicht. Dann könnte ich ihn nicht nur mit den Pralinen überraschen, sondern auch damit, dass ich schon dabei bin, die Front und den Vorgarten des Hauses auf ihre Pluspunkte hin zu untersuchen, wenn er kommt. Mein Lächeln wird breiter. Das wird ihn bestimmt freuen.
Zügig gehe ich am Rathaus entlang zur nächsten Haltestelle. Während ich in der Straßenbahn sitze, schaue ich immer wieder in das Täschchen mit den Trüffeln und bin jedes Mal noch ein bisschen entzückter über mein fabelhaftes Geschenk. Und als ich am Bürgerpark aussteige, fällt es mir ganz leicht, die Vorstellung von Felix, wie er da womöglich gerade irgendeinen Hund knipst, rasch beiseitezuschieben und durch die von Niklas und mir auf einer Picknickdecke in der Abendsonne zu ersetzen.
Federnden Schrittes spaziere ich unter den blühenden Kastanien.
Ich lächle vor mich hin.
Armer Jörg mit seiner jungen Wilden!
Wie viel besser habe ich es da mit Niklas und seinen altmodischen Träumen getroffen.
Als ich in die Straße mit den gelben Reihenhäusern biege, werde ich ein wenig langsamer.
Okay.
So richtig gefallen mir die Häuser immer noch nicht.
Aber das wäre ja auch merkwürdig! Bevor einem ein solches Gelb gefallen kann, muss man sich in Ruhe dran gewöhnen können. Außerdem wird das hier ganz anders aussehen, wenn Bäume und Büsche in den Gärten stehen.
Große Bäume und große Büsche.
In ein paar Jahren.
Ich versuche beim Laufen durch die menschenleere Straße weiterhin zu federn.
Ich summe vor mich hin, was sonst nicht meine Art ist.
Warum müssen Reihenhäuser alle so schrecklich ähnlich aussehen? Gott sei Dank habe ich mir die Hausnummer gemerkt, sonst könnte ich gleich nicht mal sicher sein, dass ich das richtige Haus wohlwollend begutachte.
Vor Nummer 53 angekommen, höre ich auf zu summen.
Mein Herz sinkt.
Das Haus, es ist so, so …
Nanu?
Überrascht ziehe ich eine Augenbraue hoch.
Das Küchenfenster steht ja auf Kipp. Und jemand scheint in der Küche zu sein.
Ach, wie schade. Ist Niklas doch schon da?
Ich schaue auf meine Uhr. Erst halb sechs.
Hm. Vielleicht ist es gar nicht Niklas. Gut möglich, dass das andere Kaufinteressenten sind.
Langsam gehe ich auf dem kurzen Plattenweg durch den kahlen Vorgarten. Durch das geöffnete Fenster sind ganz schwach Stimmen zu vernehmen.
Ich steige die zwei grauen Betonstufen hinauf zur Haustür.
Und jetzt?
Soll ich klingeln? Und den eventuellen anderen Kaufinteressenten Bescheid sagen, dass ich mich ein wenig im Vorgarten umsehe?
Wieder dringen Stimmen aus dem Küchenfenster, das sich keinen Meter neben der Haustür befindet.
Ich blicke mich kurz um. Es ist kein Mensch in Sicht. Ich beuge mich zum Fenster hinüber und sehe, während ich recht wackelig stehe, ganz vorsichtig hinein.
Niklas.
Mit dem Rücken zu mir.
Und neben ihm seine Mutter.
Rasch ziehe ich den Kopf weg.
Isolde! Was sucht die schon wieder hier?
Ärgerlich seufze ich in mich hinein.
Dann höre ich, wie Niklas meinen Namen sagt.
Die beiden sprechen über mich?
Ich schiebe den Riemen meiner Handtasche ganz nach oben auf
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