Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
High Fidelity (German Edition)

High Fidelity (German Edition)

Titel: High Fidelity (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
Vom Netzwerk:
den kleinen Leuchtkuli mit ins Kino genommen hat, was mir völlig vernünftig vorkommt, wenn man im Dunkeln schreiben will. Und du haßt es, daß … Charlie? … Charlie in den Staaten war – ich meine, vielleicht wollte sie nicht in die Staaten. Ich weiß, daß ich es nicht will. Und es hat dir nicht gepaßt, daß Laura Sachen angezogen hat, die sie sich nicht aussuchen konnte, als sie den Job gewechselt hat, und jetzt bin ich unter aller Kritik, weil ich nach Chicago fliegen muß, um acht Stunden lang mit irgendwelchen Männern in einem Konferenzraum zu reden und dann wieder nach Hause zu fliegen …«
    »Tja, ich bin Sexist, oder? Ist das die richtige Antwort?«
    Man muß es einfach kaltlächelnd wegstecken, andernfalls würde es einen in den Wahnsinn treiben.

A ls Charlie die Tür öffnet, werden mir die Knie weich: Sie sieht wunderschön aus. Sie hat immer noch kurzes blondes Haar, aber der Schnitt ist jetzt viel teurer, und sie altert auf wirklich elegante Weise – um ihre Augen sind zarte, freundliche, sexy Krähenfüße, mit denen sie aussieht wie Sylvia Sims › Anmerkung , und sie trägt ein peinlich erwachsenes schwarzes Cocktailkleid (obwohl es vielleicht nur mir so peinlich vorkommt, weil sie, was mich betrifft, gerade erst aus einer Schlabberjeans und einem Tom-Robinson-Promoshirt gestiegen ist). Ich mache mir auf der Stelle Sorgen, mich wieder in sie zu verlieben und mich zum Idioten zu machen, und daß alles in Schmerz, Erniedrigung und Selbstzerfleischung enden wird, wie gehabt. Sie küßt mich, drückt mich und sagt, daß ich mich gar nicht verändert habe und es schön sei, mich zu sehen, und dann zeigt sie mir den Weg zu einem Zimmer, in dem ich meine Jacke lassen kann. Es ist ihr Schlafzimmer (arty natürlich, mit einem riesigen abstrakten Gemälde auf der einen und etwas, das wie ein Bettvorleger aussieht, auf einer anderen Wand); ich habe einen Anflug von Panik, als ich da drinnen stehe. Die anderen Mäntel auf dem Bett sind teuer, und einen Moment lang trage ich mich mit der Idee, die Taschen zu fleddern und mich aus dem Staub zu machen.

    Aber ich will Clara, Charlies Freundin, die ganz meine Straßenseite ist, sehen. Ich will sie sehen, weil ich nicht weiß, wo meine Straßenseite ist; ich weiß nicht mal, in welchem Stadtteil sie liegt, welcher Stadt , welchem Land , also wird sie es mir vielleicht ermöglichen, mich zu orientieren.
    Und es wird auch interessant sein zu sehen, was Charlie glaubt, auf welcher Straße ich lebe, ob es die Old Kent Road oder die Park Lane ist. (Fünf Frauen, die, soweit ich weiß, nicht auf meiner Straßenseite wohnen, aber hochwillkommen wären, sollten sie jemals in die Gegend ziehen wollen: die Holly Hunter aus Nachrichtenfieber , die Meg Ryan aus Schlaflos in Seattle ; eine Ärztin, die ich mal im Fernsehen gesehen habe, die Unmengen lange Kräuselhaare hatte und einen Tory-MP in einer Diskussion über Embryos auseinandernahm, obwohl ich ihren Namen nicht weiß und nirgendwo ein Pin-up von ihr finden konnte; Katherine Hepburn in Die Nacht vor der Hochzeit; Valerie Harper in der Fernsehserie Rhoda. Das sind Frauen, die sich nichts gefallen lassen, Frauen mit eigenem Kopf, Frauen mit Esprit und Witz und Biß … aber auch Frauen, die die Liebe eines guten Mannes brauchen könnten. Ich könnte sie retten. Ich könnte sie erlösen. Sie könnten mich zum Lachen bringen, und ich könnte sie vielleicht zum Lachen bringen, an einem guten Tag, und wir könnten zu Hause bleiben und einen ihrer Filme oder Fernsehen oder Embryo-Debatten auf Video gucken und zusammen sozial benachteiligte Kinder adoptieren, und die ganze Familie könnte im Central Park Fußball spielen.)

    Als ich ins Eßzimmer komme, sehe ich sofort, daß mir ein langsamer, qualvoller Erstickungstod bevorsteht. Da ist ein Mann in einem irgendwie ziegelroten Jackett und ein anderer Mann in einem sorgsam zerknitterten Leinenanzug und Charlie in ihrem Cocktailkleid und eine andere Frau in neonfarbenen Leggings und einer blendend weißen Seidenbluse und eine andere Frau, die Hosen trägt, die wie ein Kleid aussehen, aber keine sind. Keins ist. Egal. Und kaum habe ich sie gesehen, möchte ich anfangen zu weinen, nicht nur aus Entsetzen, sondern auch aus blankem Neid: Warum ist mein Leben nicht so?
    Beide Frauen, die nicht Charlie sind, sind schön – nicht hübsch, nicht attraktiv, nicht anziehend, schön – und für meine panischen, blinzelnden, zuckenden Augen praktisch nicht auseinanderzuhalten:

Weitere Kostenlose Bücher