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High Heels im Hühnerstall

High Heels im Hühnerstall

Titel: High Heels im Hühnerstall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rowan Coleman
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er achselzuckend. »Du möchtest über Wendy Bescheid wissen. Tja, Wendy war meine erste richtige Freundin – vermutlich meine erste große Liebe. Ich war von dem Moment an in sie verknallt, als sie in unsere Schule kam und ich sie sah. Ich war dreizehn, sie war zwölf. Diese roten Haare und … Na ja, sie war das erste Mädchen in ihrer Klasse, die Kurven bekam – wollen wir es mal so ausdrücken. Ich habe sie gesehen und dachte, das ist sie, das ist das Mädchen, das ich eines Tages heirate.«
    »Ach.« Sophie war über den plötzlichen Anflug von Eifersucht entsetzt, der ihr die Brust zuschnürte. »Und?«
    »Und?« Louis zuckte mit den Achseln. »Und das war schon alles. Wendy war meine erste Liebe. Wer war deine erste große Liebe?« Sophie überlegte einen Augenblick. In diesem Moment wollte sie Louis einfach nicht sagen, dass er derjenige war.
    »Das kann nicht alles sein; du hast sie mit dreizehn kennengelernt, aber du hast sie drei weitere Jahre gekannt. Was ist als Nächstes passiert?«
    »Möchtest du einen täglichen oder monatlichen Bericht?«, fragte Louis sarkastisch. »Es ist allerdings schon eine Weile her, und vielleicht habe ich ein paar Details vergessen. Zum Beispiel, wie viele Stück Zucker sie in ihren Tee getan hat – solche Sachen.«
    »Louis, ich meine es ernst!«, erklärte ihm Sophie, die versuchte, gegen den frustrierten Tonfall in ihrer Stimme anzukämpfen. »Du bist mit ihr gegangen, wann und wie lange?«
    Louis seufzte, stand auf und ging zum Sessel hinüber, in dem Artemis thronte. Die beiden sahen sich eine Sekunde wie Revolverhelden in einem Italowestern an, dann setzte Louis sich, als er begriff, wer hier das bei Weitem überlegene Wesen war, vor dem Kamin im Schneidersitz auf den Boden wie ein Schuljunge auf einem Campingausflug.
    »Ich habe für sie geschwärmt.« Louis schmunzelte in sich hinein. »Gott, was habe ich sie geliebt! Sie hat nie mit mir geredet, mich nie angeschaut. Wir sind nicht in dieselbe Klasse oder so gegangen, deshalb habe ich versucht, ihr an Orten, an denen ich sie vermutete, über den Weg zu laufen. Einmal bin ich, bis es dunkel wurde, in dem Park unweit ihres Hauses herumgelaufen, für den unwahrscheinlichen Fall, dass sie aufkreuzen sollte, aber sie ist nicht aufgetaucht.«
    »In welchem Park?«, fragte Sophie, auf Einzelheiten begierig, damit sie sich den liebeskranken dreizehnjährigen Louis besser vorstellen konnte. »Der in der Nähe der Guildhall?«
    »Was? Nein. Nein, das war in Newquay. Ich und Wendy, wir sind in Newquay aufgewachsen.«
    »Tatsächlich?«, fragte Sophie. »Das wusste ich ja gar nicht.«
    »Das spielt doch keine Rolle, oder?«, erwiderte Louis. »Es ist nur ein Ort. Ich betrachte ihn nicht als Heimat; dieser Ort hier ist mein Zuhause. Wo immer man ist, ist man zu Hause, und das ist auch der Grund, wieso es so viel besser wäre, wenn du hier zu mir ziehen würdest.«
    »Erzähl mir, was als Nächstes passiert ist. Wie seid ihr zusammengekommen?«, drängte Sophie weiter, obwohl sie insgeheim davor zurückscheute, genauer Bescheid zu wissen. Das Lächeln, mit dem Louis reagierte, war liebevoll und herzlich.
    »Wir waren beide auf der Schuljahresabschlussparty. Ich wusste, dass sie dort sein würde, und ich wusste, dass es meine letzte Chance sein könnte, mit ihr zu reden. Ich war im Begriff, die Schule zu verlassen, und die Sommerferien standen bevor. Dummerweise setzte ich mir selbst ein Ultimatum – entweder würde ich ihr an diesem Abend meine Liebe erklären oder gar nicht, typische Teenagertheatralik eben. Inzwischen klingt es albern, aber wenn ich daran zurückdenke, spüre ich immer noch wie damals, wie es mir die Brust zuschnürte, wann immer ich an sie dachte oder sie ansah. Ich habe sie wirklich wahnsinnig geliebt. So gut wie jede wache Minute habe ich an Wendy und ihre roten Locken gedacht und daran, wie …« Louis bemerkte Sophies Gesichtsausdruck, der ebenso düster war wie der Gewitterhimmel draußen vor dem Fenster, und riss sich zusammen.
    »Ich war natürlich sehr nervös. Das war für mich der Augenblick der Wahrheit. Ich beschloss, mir Mut anzutrinken, und nahm einen Drink und dann noch einen. Vier Gläser Apfelwein auf nüchternen Magen, während ich auf den richtigen Zeitpunkt wartete, auf den Augenblick, an dem ich mich mutig und attraktiv genug fühlte, um sie anzusprechen. Doch falls dieser je gekommen sein sollte, ist er im Gefühl, total verängstigt, völlig überfordert und stockbesoffen zu sein,

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