High Heels im Hühnerstall
Klappe auf, die sie vom Gastraum trennte, wodurch die schweren Hochglanzhochzeitsmagazine wie in Zeitlupe zu Boden rutschten und aufklatschten, und schlang Sophie in eine nach Zuckerguss riechende Umarmung.
»Ich freue mich so, dass du so glücklich bist … Ihr beide, ihr passt einfach perfekt zusammen.« Sophie war gerührt und ein wenig überrascht, als sie in Carmens Augen Tränen glitzern sah.
»Du und James doch auch«, erinnerte Sophie sie. »Du und James, ihr seid eines der schönsten und glücklichsten Paare, die ich kenne.«
»Ich weiß …«, sagte Carmen, und ihre Tränen stellten die Qualität ihrer wasserfesten Wimperntusche auf die Probe. Es hatte den Anschein, als wollte sie ein »Aber« hinzufügen, doch es kam keines. »Und du und Louis, ihr werdet das auch sein – und deshalb muss eure Hochzeit perfekt sein.«
»Das wird sie«, stellte Sophie zuversichtlich fest, während sie sich bückte, um einen Arm voll Zeitschriften aufzuheben. »Wir brauchen nur ein paar Anregungen bezüglich des Veranstaltungsorts. Vielleicht finden wir die auf der Hochzeitsmesse.«
»Eine Hochzeitsmesse?«, fragte Carmen, als hätte Sophie gerade vorgeschlagen, sie könnten in einen Bus springen und damit zum Mond fahren.
»Ja, sie findet die ganze Woche in Plymouth statt – was für ein Glück!«, erzählte ihr Sophie. »Die West Country Wedding Fair. Wir fahren morgen hin, ich habe gerade zwei Tickets gebucht; Louis hat den halben Tag einen Auftrag und macht Fotos von Pasteten für ein hiesiges Produktmagazin, deshalb kann er die Mädchen von der Schule abholen – außerdem gibt es auf solchen Messen Unmengen Champagner und Kuchen, wir werden also etwas zu lachen haben.«
Carmen schüttelte den Kopf und schmunzelte. »Du meinst es ernst, nicht wahr?«
»Natürlich«, antwortete Sophie. »Zum Glück, denn wir werden in drei Monaten heiraten. « Die letzten Worte sprach sie bedächtig aus, weil sie merkte, dass sie die Angst genoss, die allein schon bei dem Gedanken ihren Körper erschaudern ließ. »Denk nur, in weniger als neunzig Tagen könnte ich bei meiner eigenen Hochzeit offiziell getraut werden!«
»Tja, wieso warten?«, fragte Carmen, als sie sich zu Sophie an den Tisch setzte und eine Zeitschrift durchblätterte. »Was hat das Warten irgendjemandem je gebracht? Wenn du dir sicher bist, dann bist du dir sicher, und seien wir doch ehrlich, du hast Ja gesagt, also musst du dir sicher sein. Übrigens, je schneller die Hochzeit stattfindet, desto besser ist es für die Mädchen. Wenn du noch länger wartest, platzen sie zum einen vor Aufregung, und zum anderen werden sie nicht mehr ganz so niedlich sein – das ist nicht böse gemeint, es sind hübsche Kinder – ich will damit nur sagen, dass sie auf den Fotos umso niedlicher wirken, je jünger sie sind … Oooh, schau dir dieses Kleid an! Wir werden Hochzeitskleider anprobieren, wie ich das liebe!«
»Wir?«
»Du, ich meine natürlich du«, korrigierte Carmen sich auffallend hastig. »Sophie, merk dir diesen Augenblick, weil er … weil er einen entscheidenden Wendepunkt in deinem Leben markiert.«
Sophie bemühte sich einen klaren Gedanken zu fassen. Sie sehnte sich nur nach einer Sekunde vollkommener Klarheit, einem Augenblick der Stille, damit sie von diesem Moment an, an dem sie ihr bisheriges Leben für immer hinter sich ließ, einer Million Momente, die gewiss chaotisch verlaufen würden, zuversichtlich entgegensehen konnte.
»Gib mir einen Kuchen«, sagte Sophie und deutete auf ein besonders großes Éclair, das prall im Kuchenkühler glänzte.
»Einen Kuchen?«, fragte Carmen, tat ihr aber trotzdem den Gefallen, legte das Éclair auf einen Teller und stellte ihn vor Sophie. »Was hat ein Kuchen damit zu tun?«
»Tja, wenn ich in neunzig Tagen heirate, werde ich auf Kuchen verzichten müssen, und dieser hier soll definitiv mein allerletzter sein.«
Carmen gab ihr zur Erhöhung des Genusses eine Portion Sahne dazu.
»Sie heiraten also«, sagte Grace Tregowan zu Sophie, die darauf wartete, dass Carmen sie mit ihrem tollen schwarzen BMW mit Vierradantrieb abholte, und dabei ausgelassen wie ein Hengstfohlen an einem Frühjahrsmorgen war. »Heiraten ist etwas Wunderbares, ich muss es schließlich wissen, ich habe es vier Mal gemacht.«
»Vier Mal, Grace?«, fragte Sophie, die den Store sinken ließ und sich auf die Sofakante setzte, während Grace darauf wartete, dass im Fernsehen die Ergebnisse der Vaterschaftstests von Jeremy Kyle bekannt
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