High Heels im Hühnerstall
mit dir verheiratet zu sein.«
»Und bis dahin, muss ich dir eine unkorrekte Frage stellen«, sagte Louis und küsste sie am Hals. »Sofa oder Teppich?«
»Teppich«, antwortete Sophie und hob das Kinn, weil er mit der Zunge an ihrem Kiefer entlangstrich. »Aber zuerst muss ich dir eine Frage stellen. Wie wäre es, wenn wir an Silvester heiraten würden?«
Sophie konnte es kaum erwarten, Carmen einzuladen, mit ihr eine Hochzeitsmesse zu besuchen. Das Wort »einladen« war nicht wirklich korrekt – zwingen, nötigen, zwangsrekrutieren wäre passender gewesen. Nachdem sie die Mädchen am folgenden Morgen bei der Schule abgesetzt hatte, war Sophie unter dem Vorwand, sich ein Éclair zum Frühstück gönnen und mit ihrem Ring prahlen zu wollen, in Ye Olde Tea Shoppe gerauscht. Doch schon in dem Augenblick, als Carmen ihr den Rücken zukehrte, um den Milchschaum für einen Cappuccino zuzubereiten, hatte Sophie ihren Stapel Hochzeitsmagazine hervorgezogen und sie großflächig auf der gesamten Theke ausgebreitet.
»Wir heiraten an Silvester!«, rief sie aus, als Carmen sich umdrehte und dabei beinahe eine Kanne heiße Milch verschüttete, als sie die Hefte sah, die Sophie als Frühstückslektüre mitgebracht hatte.
»Silvester – das heißt ja praktisch nächste Woche!«, stellte Carmen fest.
»Ich weiß!«, antwortete Sophie. »Tja, jedenfalls in weniger als drei Monaten. Bis dahin gibt es jede Menge zu tun, deshalb sollten wir uns ans Werk machen. Ich habe diese Zeitschriften gekauft, um ein paar Ideen zu bekommen, und das alles ausgedruckt …« Sie knallte einen dicken Stapel Papier auf die Magazine, für den mindestens ein kleiner Regenwald Amazoniens geopfert worden war. »Im Netz habe ich vor allem Informationen über Veranstaltungsorte gefunden. Zuerst habe ich nur in Cornwall gesucht, dann dachte ich, nein, lass uns etwas Verrücktes tun, deshalb habe ich auch in Devon nachgeschaut. Es gibt die traditionellen Orte wie Kirchen, Herrenhäuser, moderne Veranstaltungssäle, Hotels und sogar eine Fallschirmhochzeit, denn, ich meine, Louis ist doch Surfer, oder etwa nicht? Ihm könnte eine extreme Hochzeit gefallen, oder? Was meinst du?«
»Ich meine, ich sollte dir lieber einen koffeinfreien Kaffee machen«, erklärte Carmen und presste die Lippen zusammen. »Mach mal halblang, Süße, du hast den Ring erst seit fünf Minuten am Finger. Als ich dich das letzte Mal gesehen habe, meintest du noch: ›Oh, nein, ich kann ihn unmöglich heiraten.‹ Und jetzt heißt es: ›Ich muss ihn schnell vor den Altar zerren, bevor er es sich anders überlegt!‹ Was hat sich verändert? Bist du etwa schwanger?«
»Nein, ich bin nicht schwanger. Warum glaubt jeder, dass ich schwanger bin?«, fragte Sophie so laut, dass zwei Wanderer von ihrem englischen Frühstück aufblickten. »Das erinnert mich an etwas: Besten Dank übrigens, dass du mich mit Louis und dem verdammten Surfurlaub auf die falsche Fährte geschickt hast.«
»Ich weiß, tut mir leid«, entschuldigte sich Carmen. »Es lag nur daran, dass du so nervös warst, und ich wollte dich beruhigen und dazu bewegen, ins Restaurant zu gehen, damit der arme Kerl dich endlich fragen konnte. Ich hatte keine Ahnung, dass du so …«
»So was?«, wollte Sophie wissen.
»So begeistert reagierst.« Carmen zuckte mit den Achseln und verschränkte die Arme. »Ich habe erwartet, dass du Nein sagen würdest.«
»Ich ebenfalls«, erklärte Sophie. »Das habe ich wirklich geglaubt, und bis zu dem Augenblick, als er mich fragte, dachte ich, lieber Gott, bitte frag mich nicht, und dann hat er es getan, und ich habe Ja gesagt und dann …«
»Was?«, fragte Carmen, die den Atem anzuhalten schien.
»Dann wurde mir klar, wie es mir erginge, sollte ich ihn je verlieren, und auf einmal war nichts mehr wichtig. Carmen, ich heirate, also bin ich natürlich begeistert! Wie jede Braut auf der ganzen Welt. Möchtest du meinen Verlobungsring sehen?«
Sophie wedelte mit ihrer Hand vor Carmens Gesicht herum.
»Natürlich will ich den Ring sehen!« Carmen griff nach Sophies Hand und starrte darauf.
»Süße, der ist goldrichtig. Allerdings nicht riesig, aber wer will schon einen riesigen Stein? Die sind einfach vulgär. Mein Mann hat mir zur Verlobung einen großen Stein gekauft, und das hat uns auch kein Glück gebracht. Außerdem passt er zu dir. Louis hat sich wirklich Gedanken gemacht. Das sieht man.« Sie blickte Sophie in die Augen und lächelte, und dann stieß sie ohne Vorwarnung die
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