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High Heels im Hühnerstall

High Heels im Hühnerstall

Titel: High Heels im Hühnerstall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rowan Coleman
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sofort von Seth erzählen willst?«, fragte Sophie und riskierte damit, ein neues Thema aufs Tapet zu bringen, allerdings nur deshalb, weil sie Louis’ Entscheidung, den Mädchen die Nachricht von ihrem Halbbruder vorzuenthalten, in Frage stellte. Wie schwierig es jetzt auch sein mochte, es ihnen beizubringen, Sophie befürchtete, dass sie es, da so viele Leute bereits informiert waren, einschließlich Wendy, Grace, Cal und sogar Mrs Alexander, irgendwie selbst herausfinden könnten, und in diesem Fall war sie nicht sicher, wie sie darauf reagieren würden, insbesondere Bella, die sich anfangs so schwergetan hatte, ihrem Vater überhaupt wieder zu vertrauen.
    »Ich bin mir sicher.« Louis nickte. »Es ist im Moment einfach zu viel für sie. Ich sage es ihnen, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist.«
    »Also, gut«, antwortete Sophie.
    »Also, gut«, wiederholte Louis. Er drückte ihr einen Kuss auf die Wange und lächelte kurz. »Wünsch mir Glück.«
    »Viel Glück, und Louis …« Sophie zögerte, weil sie nicht sicher war, ob sie die Balance zwischen ihnen, die sie gerade halbwegs wiederhergestellt hatten, aufs Spiel setzen sollte. »Nimm dich vor Wendy in Acht. Ich weiß, dass sie einen freundlichen und offenen Eindruck macht, aber … Als ich auf der Hochzeitsmesse mit ihr geredet habe, war sie ein ganz anderer Mensch. Sie hat nicht gerade … nett gewirkt.«
    Die Beschreibung war eine leichte Untertreibung, aber Sophie war der Meinung, es wäre in diesem speziellen Augenblick nicht gerade taktvoll, sie als »bedrohliche, böse alte Schreckschraube mit Raubvogelgesicht« zu bezeichnen.
    »Mach dir wegen Wend keine Sorgen«, sagte Louis und benutzte mit frustrierender Vertrautheit die Kurzform ihres Namens. »Ich kenne sie – sie ist großartig, und was noch wichtiger ist, sie geht mit alledem erstaunlich gut um. Ich vermute, sie war schockiert, als du die Sache mit Seth herausgefunden hast, und das hat sie wütend und abwehrend reagieren lassen. Ich weiß, dass sie dir gegenüber ein bisschen komisch ist, aber das liegt wahrscheinlich nur daran, dass sie ein bisschen eifersüchtig …«
    »Eifersüchtig?«, unterbrach ihn Sophie. »Auf wen?«
    »Auf dich.« Louis zuckte mit den Achseln und legte die Hand auf die Türklinke. »Aber du musst dir keine Sorgen machen, weil du diejenige bist, die ich liebe …«
    »Bis jetzt habe ich mir keine Sorgen gemacht!«, log Sophie und fragte sich, ob Louis bemerkt hatte, dass sie jedes Mal innerlich kochte, wenn von Wendy die Rede war. »Es ist mir nie in den Sinn gekommen, dass sie hinter dir her sein könnte, aber dir offenbar schon.«
    »Stimmt gar nicht!«, protestierte Louis. Er warf einen Blick auf seine Uhr. »Tut mir leid, aber ich habe jetzt keine Zeit dafür, das ist einfach albern! Ich muss jetzt wirklich gehen.«
    »Ich weiß«, sagte Sophie traurig, weil sie spürte, dass der Frieden zwischen ihnen wieder getrübt war.
    »Mach dir keine Sorgen«, erklärte ihr Louis entschieden, als er die Haustür öffnete.
    Sophie wusste, dass sie einfach hätte lächeln, nicken, ihn an sich drücken und mit dem Gefühl fortschicken sollen, dass zwischen ihnen alles okay war, bevor er seinem Sohn gegenübertrat. Aber sie fühlte sich zerrissen, verwirrt, wütend und unsicher, deshalb blickte sie ihm einfach in die Augen und fragte: »Wirklich nicht?«
    Er knallte die Tür hinter sich ins Schloss.
    Endlich fuhr der Zug langsam mit einer Verspätung von elf Minuten in den Bahnhof ein. Sophie wartete darauf, dass Cals große, elegante Gestalt aus einem der Waggons auftauchte. An diesem kühlen Spätnachmittag im Oktober war er unter den fünf oder sechs Fahrgästen, die aus dem Zug ausstiegen, leicht auszumachen, weil er der einzige Mann war, der über einem maßgeschneiderten Anzug einen grauen Kaschmirmantel und dazu spitze Lacklederschuhe trug; doch selbst wenn er im großen Trubel mitten in der Saison angekommen wäre, wäre er von Weitem aufgefallen. Cal gehörte zu den Leuten, die die Blicke anderer auf sich zogen. Irgendwann in seiner Jugend hatte er beschlossen, sich von der Masse abzuheben. Das hatte nichts mit seinem Aussehen zu tun, obwohl er eindeutig auffiel, oder damit, dass er schwul war; es war etwas viel Grundlegenderes. Cal war zu dem Schluss gekommen, dass sein Leben zu kurz war, um den Versuch zu unternehmen, sich anzupassen; er war auf der Welt, um ungeachtet der Konsequenzen gesehen zu werden. Und egal, wie sehr sie sich stritten und zankten, das war

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