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High Heels im Hühnerstall

High Heels im Hühnerstall

Titel: High Heels im Hühnerstall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rowan Coleman
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gesagt, dass er nicht damit gerechnet hätte, so weit von der Zivilisation entfernt, insbesondere nicht hinter der Kühltheke einer Konditorei, jemanden zu treffen, der so klassisch gestylt war.
    »Sie dagegen«, sagte er und nickte mit einem flüchtigen Blick in Sophies Richtung, »war schon immer eine, die für die geringste Aussicht auf Glück alles hinwirft, und das bringt einen zur Verzweiflung, und Verzweiflung lautet Sophies zweiter Vorname, wie ich immer sage. Aber Sie, Miss Carmen Velasquez? Ihnen steht ›Klasse‹ quasi auf den ganzen Leib geschrieben.«
    »Das kommt daher, dass ich aus Chelmsford stamme«, pflichtete Carmen ihm nickend bei. »Man mag über uns Mädchen aus Essex sagen, was man will, aber wir Mädchen aus Chelmsford stehen nun einmal auf Ausgefallenes.«
    »Tja, das ist offensichtlich«, bestätigte Cal. »Jetzt erzählen Sie mir aber, was Sie hier ans Ende der Welt geführt hat.«
    »Die Liebe hat mich hierher geführt«, antwortete Carmen. »Die Liebe zu einem deutlich jüngeren und sehr muskulösen Mann.«
    »Klingt vernünftig.« Cal nickte und genoss den letzten Bissen seiner Torte, die er auf die gleiche Weise vorsichtig vertilgte, wie Artemis eine Schale mit Thunfisch verputzte. Langsam und achtlos, als täte sie einem einen Gefallen, wenn sie das dargebotene Essen annahm, anstatt andersherum.
    Cal behauptete immer, dass er nicht wirklich Wert aufs Essen legte, weshalb er sich von Speisen ernährte, die auf einen Cocktailspieß passten oder in einem Restaurant bestellt werden konnten, wo er niemals eine Vor- oder Nachspeise in Betracht zog. Dass Essen bedeutete für ihn lediglich die Zufuhr von Brennstoff, wie er häufig erklärte.
    Doch einmal, als Cal ein besonders schönes Wochenende mit einem Mann verbracht hatte, der, wie sich dann aber herausstellte, verheiratet war, hatte er Sophie zu einem Abendessen eingeladen, damit sie ihn bemitleidete. Dabei hatte er ihr gesagt, dass ihr Liebesleben ihn ungeheuer aufmuntere, weil es noch trauriger und ereignisloser war als sein eigenes. Sophie war der Einlandung gerne nachgekommen, da zu diesem Zeitpunkt ihres Lebens das Einzige, was auch nur annähernd als Beziehung bezeichnet werden konnte, der gelegentliche E-Mail-Verkehr mit ihrem Exfreund Alex gewesen war. Sie war davon ausgegangen, dass das Abendessen mit etwas Glück aus abgepackten Sandwiches, vielleicht auch aus ein paar Mini-Pizzen bestehen würde. Doch als sie bei Cal ankam, hatte er nicht nur genügend Gänge und in solchen Mengen gekocht, dass zwanzig Leute satt geworden wären, er hatte sogar gebacken: Kuchen, Muffins, Kekse, Tartes und so weiter. Wie in einer guten französischen Patisserie. Sie hatten das Wochenende damit verbracht, Wein zu trinken und so viel von dem Gekochten und Gebackenen zu verzehren, wie irgend möglich, und Sophie hatte zugelassen, dass er sich darüber ausließ, wie schrecklich ihr Leben sei, weil sie wusste, dass er über sein eigenes nicht sprechen wollte.
    »Wenn du kein Essen magst«, hatte Sophie ihn geneckt und mit Mühe das letzte Stück Schokoladekäsekuchen hinuntergeschluckt, »wie kommt es dann, dass du besser kochst als Gordon Ramsay?«
    »Ich mag Essen, und natürlich kann ich kochen. Ich bin sogar sehr versiert«, hatte Cal geantwortet. »Was ich nicht mag, ist, dass ich nur dann esse, wenn ich traurig bin. Und ich möchte nicht traurig sein, deshalb esse ich nicht.«
    Darüber hatte Sophie eine ganze Weile nachdenken müssen, währenddessen sie aus Höflichkeit und weil sie der Meinung war, die Äpfel könnten durchaus als eine ihrer fünf Obstportionen am Tag durchgehen, noch ein winziges Stück von Cals Tarte Tatin probiert hatte.
    »Wäre es nicht besser, das Essen zu üben, wenn du glücklich bist, damit du eine gesunde und gute Beziehung zum Essen entwickeln kannst?«, hatte sie gefragt.
    Cal hatte sich auf seinem Stuhl zurückgelehnt, seine kornblumenblauen Augen zusammengekniffen und auf sie herabgeblickt, wobei ihr seine makellos geformte Nase aufgefallen war.
    »Tja, Sophie, das wäre natürlich möglich, aber wir brauchen doch alle einen Komplex, und das ist meiner. Du dagegen isst tagein, tagaus wie ein Scheunendrescher. Ich mag ja völlig verkorkst sein, aber zumindest bin ich schlank und kann alles tragen.«
    Sophie hatte ihn nie mehr darauf angesprochen, wie er zum Essen stand, weil er meistens glücklich zu sein schien und schlank war, und das bedeutete ihres Wissens nach, dass er auf seiner Liste für ein perfektes

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