High Heels im Hühnerstall
Sophie, während sie auf das Zifferblatt ihrer Uhr starrte. »Es fühlt sich falsch an, dass ich hier bin, fünfzig Kilometer entfernt, wenn Louis seinen Sohn trifft.«
»Wirkt auf mich wie eine Episode von EastEnders «, erklärte Cal. »Aber jetzt bin ich ja hier, und ich bin hergefahren, um dir zu helfen, das uneheliche Kind zu verkraften, und meiner wohlüberlegten Meinung nach ist es für dich das Beste, mich sehr, sehr betrunken zu machen und mir ein Podest zum Tanzen zu suchen. Und, wohin gehen wir?«
»Ein Podest, sagst du? Na ja, da gibt es die Isobar«, schlug Carmen zögernd vor. »Allerdings verkehrt dort ein sehr junges Publikum, und so weit ich mich erinnere, trägt man dort meist Sombreros … aber sie hat heute bis zwei Uhr geöffnet.«
»Und vor zehn kosten die Drinks nur ein Pfund«, fügte Sophie hinzu.
»Und?« Cal wartete auf weitere Vorschläge.
»Das ist schon so gut wie das ganze Nachtleben hier in der Gegend«, räumte Sophie ein. »Aber es gibt viele schöne Pubs mit einheimischem Flair. Allerdings keine Tanzpodeste, aber viele solide Eichentische.«
»Oh, mein Gott.« Cal ließ den Kopf auf Carmens kariertes Tischtuch sinken und schlug mit der Stirn auf. »Ich bin in der Hölle gelandet.«
»Du bereust deinen Besuch, stimmt’s?«, fragte Sophie angesichts seiner letzten Feststellung vielleicht überflüssigerweise. »Es erschien dir als gute Idee, hierher zu kommen und mich vom unehelichen Nachwuchs meines Verlobten abzulenken, weil du dachtest, hier würden halb nackte, sexuell verklemmte Fischer die Straßen säumen, die nur darauf warten, dass du sie outest, was? Aber jetzt, wo du da bist und nichts anderes antriffst als einen Ferienort außerhalb der Saison mit nur einem Nachtclub, fragst du dich, warum du deine wunderbare, pulsierende und fantastische City von London verlassen hast, die dich liebt, egal, was du tust, oder?«
Cal blickte zu ihr auf. »Offen gesagt, ja«, antwortete er. »Nein … Versteh doch, natürlich nicht. Ich bin deinetwegen hier, Sophie. Ich bin nur müde und brauche wirklich einen guten, großen, kühlen und sehr starken Drink.«
»Wir könnten ja auch ein Taxi nehmen und in eine größere Stadt fahren«, schlug Carmen vorsichtig vor. »Penzance ist nur fünfzehn Minuten Fahrt entfernt, aber ich bin mir nicht sicher, ob da in dieser Jahreszeit noch besonders viel los ist – wie wäre es, wenn wir es auf die Spitze treiben und nach Newquay fahren? Dort gibt es jede Menge Clubs, und das ist ja schließlich dein Junggesellinnenabschied. Wir müssen für ein bisschen Action sorgen.«
»Newquay?«, wiederholte Sophie. »Dort ist doch Louis. Wenn ich für meinen Junggesellinnenabschied nach Newquay fahre, wird er denken, ich spioniere ihm nach und vertraue ihm nicht, wenn er sich in der Nähe dieser manipulativen, hinterhältigen Schlampe aufhält.«
»Na ja, vielleicht, wenn du nach Newquay fahren würdest, um bei ihrem Haus vorbeizuschauen und einzudringen«, erklärte Carmen und verdrehte zu Cal gewandt die Augen. »Aber das schlage ich ja nicht vor.«
»Ach, nicht?« Sophie klang ein wenig enttäuscht.
»Cal hat die lange Reise auf sich genommen, und wir alle brauchen eine Ablenkung, du von dem unehelichen Kind –«
»Ich von meinem nicht existierenden Sexleben«, fügte Cal hinzu.
»Und ich … Na ja, vom Kuchenbacken, Himmelherrgott!«, sagte Carmen und ließ den Blick vielsagend durch ihr Café schweifen. »Wenn ich noch einen Esslöffel Puderzucker durchsiebe, bringe ich mich um.«
»Ich habe nicht die richtigen Sachen an für Newquay«, sagte Sophie und blickte an sich hinab auf ihre Jeans und die Sportschuhe.
»Du bist nie richtig angezogen«, erwiderte Cal. »Lass uns zur Pension fahren, dann kann ich unter die Dusche springen, und wir hübschen uns auf, dann brausen wir los, einverstanden?«
»Okay«, antwortete Sophie, aber sie wusste, noch bevor sie mit Cal zur Pension gefahren und in ein kurzes Etuikleid aus blassblauer Seide und silberne Riemchensandalen geschlüpft war, dass der Abend in irgendeiner Art von Fiasko enden würde, und sie sollte recht bekommen. Allerdings hätte sie sich nie vorstellen können, wie katastrophal er verlaufen sollte.
10
Sophie fiel immer erst dann wieder ein, dass sie keine Nachtclubs mochte, wenn sie in einem war. Und dann wurde ihr klar, dass es ihr in solchen Clubs noch nie wirklich gefallen hatte, nicht einmal, als sie zweiundzwanzig war und sämtliche Musiktitel kannte. Jetzt war ihr eher
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