High Heels im Hühnerstall
Alexanders Küchenstühlen niederließ.
»Ich hoffe nicht, meine Liebe; es wird immer schwieriger, jemanden zu finden, der mit mir Sex haben will.«
»Eine heiße Schokolade?«, fragte Sophie.
»Ich sollte lieber darauf verzichten«, antwortete Grace und zog sich die Bettjacke ein wenig enger um die Schultern. »Dann muss ich nämlich die ganze Nacht pupsen – andererseits hätte ich in meinem Leben auf die meisten Dinge verzichten sollen, aber das hat mich nie davon abgehalten. Also machen Sie eine.«
Sophie schaltete die Espressokanne ein, dann holte sie die Großpackung Schokoladenpulver vom Regal und häufte mehrere Löffel davon in zwei Becher.
»Was machen Ihre Hochzeitspläne?«, erkundigte sich Grace. »Kommen Sie mit dem ganzen Unsinn von wegen uneheliches Kind zurecht – und mit der anderen Sache?«
»Welcher anderen Sache?«, fragte Sophie, während sie die Milch aus dem Kühlschrank holte.
»Der Frage. Der Frage, ob Sie das Richtige tun, wenn Sie Louis heiraten. Das meine ich.«
»Aber ich habe mich gar nicht gefragt, überhaupt nicht«, antwortete Sophie und stellte einen Topf mit Milch auf den Herd. »Und außerdem, inzwischen bin ich es, die unbedingt heiraten will …« Sie verstummte und dachte an die Broschüre von Finestone Manor in der Schublade mit den ungeöffneten Rechnungen. »Das Komische ist«, fügte sie nachdenklich hinzu, während sie die Milch im Auge behielt und darauf wartete, dass sich an der ruhigen Oberfläche erste Bläschen bildeten, »seit das alles passiert ist, habe ich Angst, dass ich ihn womöglich verlieren könnte.«
»Na ja, das ist offenkundig«, erwiderte Mrs Tregowan. »Sie haben ihn in einer stressreichen Situation kennengelernt, haben sich in schwierigen Zeiten in ihn verliebt. Erst wenn alles geregelt und friedlich erscheint, wenn man eine Chance gehabt hat, wirklich auf sein Herz zu hören, erst dann regen sich Zweifel, und Sie haben sich dafür keine Zeit gelassen. Jetzt wird alles wieder losgetreten, es gibt ein anderes Drama und eine andere Frau, mit der Sie sich beschäftigen müssen, und Sie haben keine Zeit, auf Ihr Herz zu hören oder nachzudenken, und das kommt Ihnen gelegen, denn jetzt bleibt Ihnen nur noch Zeit, den Versuch zu unternehmen, die Sache für ihn zu regeln und ihn zu halten.«
»Ich komme nicht dahinter, ob Sie das gut oder schlecht finden«, sagte Sophie und stellte Mrs Tregowans Schokolade zum Abkühlen aufs Fensterbrett. Mrs Alexander hatte ihr erzählt, dass Grace sich im vergangenen Jahr durch ein Getränk, das zu heiß und für ihre arthritischen Hände zu schwer gewesen war, den Bauch schlimm verbrüht hatte. Deshalb achteten Sophie und Mrs Alexander stets darauf, ihre Tasse nur halb voll zu machen und abzuwarten, bis der Inhalt ausreichend abgekühlt war, bevor sie sie ihr gaben.
»Na ja, es ist gut, wenn Sie ihn einfach heiraten wollen und auf die Konsequenzen pfeifen«, antwortete Grace. »Aber um glücklich zu sein, müssten Sie alle paar Wochen für ein Drama sorgen, nur um Ihre wahren Gefühle zu ersticken, und am Ende werden Sie im Morgenfernsehen landen, wo dieser schreckliche Typ Sie anbrüllt.«
»Das klingt nicht gerade verlockend«, erwiderte Sophie und setzte sich Grace gegenüber und trank ihre Schokolade, während sie auf den Kaffee wartete.
»Es wäre besser, Sie würden sich einen ruhigen Ort suchen, fernab von alledem, und sich eine Chance geben, auf Ihr Herz zu hören und zu fühlen, denn, Sophie, ich bezweifle nicht, dass Sie Louis lieben, aber ich bezweifle, dass Sie mit all der Hektik und Panik und Dramatik wirklich daran glauben.«
»Vielleicht haben Sie recht«, sagte Sophie nachdenklich und schmeckte die dickflüssige Schokolade auf ihrer Zunge. »Vielleicht ist es eine gute Idee, für ein Weilchen fortzugehen. Aber es sollte nicht den Anschein erwecken, ich würde davonlaufen und ihn und die Kinder gerade jetzt, wo sie mich brauchen, im Stich lassen.«
»Es wäre ja nur für ein paar Tage; die Mädchen würden kaum merken, dass Sie fort sind«, erklärte Grace. »Und was Louis anbelangt, geben Sie ihm die Möglichkeit, Sie zu vermissen. Das hat den Männern noch nie geschadet. Ich habe meinen dritten Mann drei Monate verlassen und bin mit diesem charmanten jungen Kerl nach Marokko gereist. Ich kann Ihnen sagen, Donald wusste mich nach meiner Rückkehr mehr zu schätzen als je zuvor. Danach hatte ich so viel Sex wie sonst in meinem ganzen Leben nicht. Jedes Mal, wenn er mich ansah, hatte er
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