High Heels mit acht, Diaet mit neun
bezahlt. Auch die Eltern lassen sich von der Angst beeinflussen, dass ihre Kinder möglicherweise den Kürzeren ziehen werden, wenn sie ihnen keine Xbox, keine Wii, keinen iPod oder kein iPad besorgen. Weil heute zudem so viele Aktivitäten mit dem Computer und den Spielkonsolen zusammenhängen, fangen Eltern an zu glauben, dass die Kinder diese Dinge haben müssen, um miteinander spielenzu können. Im Blick auf diese Geräte beschleicht uns das Gefühl, dass unsere Kinder tatsächlich zu gesellschaftlichen Außenseitern werden, wenn wir ihnen das neueste Gerät – ein Must-have – nicht kaufen. Am Ende besorgen wir ihnen immer mehr von diesem Zeug, nur damit sie dazugehören. In einer US-amerikanischen Studie gaben 58 Prozent der neun- bis 14-jährigen Kinder an, dass sie den Druck verspüren, Dinge zu kaufen, um kein Außenseiter zu sein. Und es sind die Familien, die es sich am wenigsten leisten können, die von diesem Konsumdruck am meisten betroffen sind. Der Gruppendruckist so akut geworden, dass laut einer weiteren Studie die Kinder aus ärmeren Familien in Großbritannien äußerten, sie hätten kein Interesse daran, mit Kindern zu reden, die nicht die angesagtesten Turnschuhe trügen. 65
Also kaufen wir ein, um allen zu zeigen, dass wir uns kümmern – und um gute Eltern zu sein. Eine neuere Untersuchung hat ergeben, dass sich im Zimmer eines durchschnittlichen Teenagers Geräte, Spiele und Kleidung im Wert von 6490 Euro befinden. In diesem Betrag sind unter anderem mehr als 2100 Euro für das neueste elektronische Equipment, 1235 Euro für Kleidung und 310 Euro für Schuhe enthalten. 66 Eltern, denen dieses Geld fehlt, verschulden sich häufig, weil sie nicht wissen, was sie den Forderungen ihrer Kinder nach den neuesten Handysund Spielkonsolen entgegensetzen sollen. Wie können wir auch Nein sagen? Schließlich legen auch wir selbst als Erwachsene durchaus Wert auf gewisse technologische Errungenschaften, die beweisen, wie up to date wir sind. Die Konsumkulturist zu einem Bestandteil unseres Familienbildes geworden.
Natürlich bedeutet die Konsumweltfür die Kids jede Menge Spaß. Aber je mehr Dinge sie gekauft bekommen, desto unrealistischer werden ihre Erwartungen und desto wahrscheinlicher werden Enttäuschungen. Je mehr Werbung Kinder zu sehen bekommen, umso besser wissen sie, was es da draußen alles gibt – und umso besser wissen sie, was von alledem sie haben wollen bzw. »brauchen«. Bekommen sie dann das scheinbar Notwendige, hält die Freude darüber oft nicht lange an. Dieser Kreislauf wiederholt sich immer und immer wieder, und die Kinder werden immer unzufriedener. Oder, wie Sue Palmer, Autorin von »Toxic Childhood«, es formuliert: »Wenn Sie Ihren Kindern vermitteln, dass sie das, was sie besitzen, ausmacht, dann bereiten Sie sie auf ein Leben konsumgesteuertenUnglücklichseins vor.« 67
Für Mädchen kann das Problem noch wesentlich akuter werden, weil sie mehr »richtige Kleidung« benötigen, um in ihrem Freundeskreis mithalten zu können. Schick zu sein ist ein höchst wirksames soziales Bindemittel. Und wenn man nicht das richtige Outfit hat, kann das zu sehr unangenehmen sozialen Abstürzen führen. Ein Drittel der Kinder sagt, nicht die richtige Kleidung zu haben sei die Nummer drei der belastenden Dinge des Kindseins. 68 Bei den Mädchen erzeugt die Werbung die machtvolle Erwartung, dass es da draußen Produkte gibt, die das, was ihrer Meinung nach falsch an ihnen ist, »reparieren« oder sie doch jedenfalls bei ihren Altersgenossinnen beliebter machen können. Teenager, die ihre Haare hassen und lieber Cheryl Coleskastanienbraune Lockenpracht hätten, werden entdecken, dass das Shampoo, das sie benutzt, bei ihnen nicht die gleiche Wirkung zeigt. Und zwar deshalb, weil Cheryl teure Haarverlängerungen trägt – das allerdings steht in den Hochglanzanzeigen nur im Kleingedruckten.
Lassen Sie also nicht zu, dass die Werbung bei Ihrer Tochter eine Leere erzeugt, die niemals gefüllt werden kann. Zeigen Sie ihr, wie sie die Werbe-Botschaften zurückweisen kann, und erklären Sie ihr, dass sie mehr ist als die Summe dessen, was sie besitzt.
Was Sie tun können
Für jüngere Mädchen:
Verwechseln Sie elterliche Liebenicht mit Besitz. Eltern machen sich große Sorgen, dass ihre Kinder den Kürzeren ziehen könnten, wenn sie ihnen nicht das angesagteste Produkt kaufen. Verwechseln Sie Liebe nicht mit Gefälligkeit.
Seien Sie ein gutes Vorbild. Mädchen lernen ihr
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