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High Heels und Gummistiefel

Titel: High Heels und Gummistiefel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Zagha
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erkundigte sich Daisys Vater und nahm sich in aller Ruhe ein Stück Stilton. »Sie haben zum Beispiel nie zu Landschaften übergehen wollen?«

    »Nun, für mich ist eine Frau eine Landschaft.«
    »Ach?«
    »Und es gibt so viele verschiedene Landschaften auf der Welt. Man entdeckt immer neue, wissen Sie? Unterschiedliche Klimas, unterschiedliche Farben, unterschiedliche, heu ...« Raoul mimte wogende Hügel. »Geografie.«
    »Selbstverständlich, ja.«
    »Ich habe ganz erstaunliche, unheimlich wichtige Sachen gelernt. Wie zum Beispiel das mit der linken Brust einer Frau.«
    »Die ...linke Brust?«, wiederholte Daisys Vater verständnislos.
    »Ja, das hat mich mal ein Mädchen gelehrt. Eine Tänzerin.«
    »Ach, war sie Ballerina in der Pariser Oper?«, erkundigte sich Daisys Mutter im Plauderton. »Wie reizend. Ich gehe so gern ins Ballett. Sie auch, Raoul?«
    »Ja, ja, natürlich. Diese langen Beine und die langen Hälse... Aber ehrlich gesagt, diese spezielle Tänzerin, die hat im Crazy Horse Saloon gearbeitet. Kennen Sie den?«
    »N-nein, ich glaube nicht«, gestand Daisys Vater und sah dabei nichtsdestotrotz durchaus interessiert aus.
    »Die haben da eine wunderschöne artistische Nackt-Vorstellung, eine Licht-Show, mit ein paar von den unglaublichsten Mädchen von ganz Paris«, erklärte Raoul gestikulierend. »Dieses Mädchen, von dem ich rede, ihr richtiger Name war Karine, aber sie hat sich Froufrou des Jarretelles genannt. Das war ihr Bühnenname. Wie, Sie wissen schon, porte-jarretelle. Wie sagt man das auf Englisch, Daisy?«
    »Ein Strapsgürtel«, antwortete Daisy und sah ihre Mutter über den Tisch hinweg mit verzeihungheischendem Lächeln an.
    »Strapsgürtel, alles klar! Jedenfalls, Froufrou hat mir erzählt, wenn jemand Neues im Crazy Horse vortanzt, dann schauen sie sich immer zuerst die linke Brust an, denn, sehen Sie«, fuhr Raoul
in der korrekten Annahme fort, dass ihm nunmehr die ungeteilte Aufmerksamkeit von Daisys Vater sicher war, »die linke Brust einer Frau ist normalerweise weniger vollkommen geformt als die rechte. Wenn also die linke Brust eines Mädchens absolut hinreißend ist«, führte er aus und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, »dann bestehen gute Chancen, dass der Rest ihres Körpers ganz außergewöhnlich ist, tatsächlich sogar wirklich extrem schön.«
    Daisys Vater schluckte und sagte dann langsam: »Nun ja, das wusste ich nicht.«
    »Also, Sie sehen, die Inspiration ist immer da, um mich herum. Besonders in diesem Moment meines Lebens«, setzte Raoul hinzu und küsste Daisy galant die Hand.
    » Okay !«, verkündete Daisy und sprang auf, sobald sich die Gelegenheit ergab. »Also, wer möchte Kaffee? Nein, bleib sitzen, Mum, ich finde, Raoul sollte den Kaffee machen. Er hat dafür ein ganz besonderes Talent, nicht wahr, Raoul? Komm mit in die Küche. Ich zeige dir, wo alles ist.«
    Irgendwie, dachte Daisy, während sie die Hand nach einer Paranuss ausstreckte und zu Raoul hinüberschaute, der jetzt neben ihrem Vater auf dem Sofa saß und sich mit allen Anzeichen des Vergnügens Octopussy ansah, waren sie seit ihrer Ankunft vor zwei Tagen immer wieder in solche Gespräche hineingezogen worden, bei denen man dazu neigte, sich innerlich zu krümmen. Möglicherweise hatte Daisys Strategie im Umgang mit Raoul – eine blasierte Nonchalance im französischen Stil vorzutäuschen, wenn es um Themen ging, die mit Sex zu tun hatten, damit sie nicht als verklemmte Britin rüberkam – ein bisschen zu gut funktioniert. Jetzt hatte er die völlig falsche Vorstellung von den Ansichten ihrer Familie und dachte, ihre Eltern wären genauso freizügig und libérés wie sie! Natürlich war sie das in Wirklichkeit gar nicht, doch das wusste Raoul nicht. So war das Leben eben. Es war toll, zur
Abwechslung mal mit einem vorzeigbaren Langzeit-Freund nach Hause zu kommen, doch ein gewisses Maß an Peinlichkeit war unvermeidlich.
    Unterdessen war Daisy so ziemlich jede Nacht von ihrem komischen Traum heimgesucht worden, sogar als sie im Zug nach Truro eine Weile eingedöst war. Wieder war sie mitten in der Nacht durch verlassene Pariser Straßen gewandert, nur um mit laut klopfendem Herzen zu erwachen und genauso viel zu wissen wie vorher.
    Daisy hatte den seltsamen Traum Raoul gegenüber nicht erwähnt. Wahrscheinlich würde ihn das langweilen: Immerhin passierte darin nichts. Außerdem passte es gar nicht zu ihr, ernste, obskure Träume dieser Art zu haben. Seit ihrer Kindheit hatte sie

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