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High Heels und Gummistiefel

Titel: High Heels und Gummistiefel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Zagha
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herum.
    »Und du trägst die Haare offen. Das ist eine ganz schöne Veränderung! Steht dir gut.«
    » Mais c’est incroyable!«, rief Aude und hielt Isabelle auf Armeslänge von sich weg. »Sie sieht aus wie eine petite Anglaise! «
    Isabelle schaute an ihrer hellbraunen Militärjacke und dem braunen Minirock im Schottennmuster mit dem Hauch dunkelgoldenem Lurex darin herunter. Die Sachen waren ein Geschenk von Chrissie, Musterstücke aus Savages letzter Winterkollektion. In London hatte er sie davon überzeugen können, dass sie darin fantastisch aussah, jetzt jedoch, unter den Blicken ihrer konservativer gekleideten Schwestern, kamen Isabelle Zweifel.
    »Es ist doch nicht... zu gewagt, oder?«
    »Nein, das ist echt cool!«, widersprach Aude sehnsüchtig. »Ich wünschte, ich hätte auch so einen.«
    »Du siehst toll aus«, bestätigte Camille und fügte hinzu: »Du fragst dich vielleicht, wo Clothaire ist?«
    »Ja, ich dachte...«
    »Er hat angerufen und gesagt, er hätte ein empêchement in letzter Minute. Er klang enorm gestresst, hat gesagt, er hätte nur Zeit für ein Telefonat, und deshalb hat er nicht dich angerufen.«
    »Natürlich«, sagte Isabelle automatisch.

    »Keine Angst. Wir sehen ihn später zu Hause. Wahrscheinlich ist er sogar schon da.«
    Die drei Schwestern stiegen in ein Taxi und machten sich auf den Weg zur elterlichen Wohnung. Isabelle, die aus dem Fenster auf die nass glänzende Dunkelheit vertrauter Pariser Straßen blickte, gab freundlich und geistesabwesend Antwort auf Audes Fragen nach ihrem Leben in London. Nachdem sie bei ihren Eltern angekommen war, wurde das Ganze noch merkwürdiger. Anscheinend hatte Clothaire gerade bei Isabelles Mutter angerufen und fürs Abendessen abgesagt, und außerdem für den ganzen Abend. Es gäbe da, hatte er unbestimmt gesagt, eine akute crise, mit der er sich befassen müsse. Ihre Eltern waren sehr verstimmt und hätten gern eine Erklärung gehabt, die Isabelle nicht zu geben vermochte. Das Ergebnis war, dass der Abend ein wenig angespannt verlief, und Isabelle war der jugendlich-unbedarften Aude besonders dankbar für ihr unbekümmertes, unaufhörliches Geplapper.
    Als sie schließlich in ihrer eigenen Wohnung ins Bett kroch, war Isabelle zu müde, um groß darüber nachzudenken, was passiert sein mochte, dass Clothaire seine Pläne geändert hatte. Außerdem hatte Daisys Überraschung sie auf durchaus erfreuliche andere Gedanken gebracht: Blumensträuße in allen Farben waren wie fröhliche Musikakkorde in jedem verwendbaren Gefäß in der Wohnung zurückgelassen worden, um sie zu Hause willkommen zu heißen.
    Am Morgen tauchte Clothaire vor ihrer Tür auf; er sah blass und gereizt aus. Ein derart impulsives Verhalten war höchst untypisch und machte Isabelle nervös. Nach einem flüchtigen Kuss wies er sie an, neben ihm auf dem Sofa Platz zu nehmen, und wehrte ihre Konversationsversuche ungeduldig ab.
    »Das ist wirklich nicht der richtige Moment für Geplauder, Isabelle. Ich möchte mit dir über etwas Wichtiges reden.«
    Zuerst dachte Isabelle, Clothaire würde ihr tatsächlich einen Antrag
machen. Dann, als sie seine Miene betrachtete, änderte sie ihre Meinung. Jäh wusste sie mit absoluter, eisiger Gewissheit, dass er das mit Tom herausgefunden hatte. Aber wie? Jules war die Diskretion in Person, war es jedoch vielleicht möglich, dass Chrissie sich Daisy gegenüber verplappert hatte? Und dass die Geschichte dann den Weg in ihren Pariser Freundeskreis gefunden hatte? Auf jeden Fall war Ehrlichkeit das Beste; schließlich planten sie, den Rest ihres Lebens miteinander zu verbringen.
    »Es fällt mir nicht leicht, das zu sagen, Isabelle.«
    »Nein«, antwortete Isabelle mit dünner Stimme. »Clothaire, es tut mir -«
    »Nein, nein, nein. Sei still und hör zu.«
    »Okay. Mach weiter.«
    Clothaire starrte sie finster an. »Du weißt ja, ich war absolut dagegen, dass du nach London gehst, aber hast du auf mich gehört? Nein, natürlich nicht.«
    Isabelle seufzte und nickte ein paar Mal. Clothaire zündete sich eine Zigarette an und fuhr etwas ruhiger fort: »Dann erkennst du das also als Tatsache an. Gut. Bevor du gefahren bist, habe ich dich gewarnt, dass das Ganze nur Probleme geben würde. Also, ich hatte recht, vollkommen recht.«
    Isabelle holte tief Luft und machte sich innerlich auf Clothaires Anschuldigung gefasst.
    »Lass uns mal eins klarstellen, Isabelle. Du kannst mir keine Vorwürfe für das machen, was passiert ist. Das Ganze war

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