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High Heels und Gummistiefel

Titel: High Heels und Gummistiefel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Zagha
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deine Schuld. Du hast dich sehr egoistisch verhalten. Du hast mich verlassen. Ich war einsam. Und ich habe gewisse Bedürfnisse, genau wie alle Männer. Also musste ich mich natürlich jemand anderem zuwenden. Das war etwas ganz Natürliches.«
    Isabelle blinzelte und schaute zu ihm auf.
    Clothaire lächelte dünn. »Ja, verstehst du, wenn du kein Interesse
daran hattest, mit mir zusammen zu sein, dann gab es da jemand anderes, der das sehr wohl wollte. Jemand ziemlich Attraktives, könnte ich vielleicht hinzufügen.«
    »Wer?«
    »Wer sie ist, ist unwichtig«, wehrte Clothaire ab und fuchtelte mit seiner Zigarette herum. »Auf jeden Fall...«
    »Clothaire, das ist sehr wohl wichtig, wenn du sie lieber hast als mich, findest du nicht?«
    »Lass mich ausreden, Isabelle. Du hast so eine Angewohnheit, meinen Gedankenfluss zu unterbrechen, das ist zum Verzweifeln. Das habe ich dir doch sicher schon oft gesagt?«
    »Ja. Sehr oft.«
    »Ich bin sehr gut darin, den Charakter anderer Menschen einzuschätzen, das weißt du ja. Es hat nicht lange gedauert, bis ich gemerkt habe, dass dieses Mädchen eigentlich überhaupt nicht das war, was ich erwartet hatte. Sie ist schwierig, sehr schwierig – sehr capricieuse. Und anspruchsvoll und kritisch – mir gegenüber!« Mit einigem Nachdruck schüttelte Clothaire den Kopf. »Es war ein Schock und eine Enttäuschung, wie du dir ja bestimmt denken kannst. Aber jetzt bin ich darüber hinweg. Es wird dich also freuen zu erfahren, dass ich die Sache mit ihr beendet habe. Und«, setzte er hinzu und nahm Isabelles Hände in die seinen, »ich bin bereit, dich zurückzunehmen.«
    » Du bist bereit, mich zurückzunehmen?«
    »Ja, Isabelle, das bin ich. Vorausgesetzt natürlich, dass du diesen absurden Londonaufenthalt abbrichst. Ich will, dass du zurückkommst, hierher, wo du hingehörst.«
    »Ich habe mit Tom geschlafen«, hörte Isabelle sich zu ihrer großen Verblüffung in ihrem melodischen Tonfall sagen.
    »Du hast... was? Mit... wem geschlafen, hast du gesagt?«
    »Ich habe mit Tom Quince geschlafen.«

    »Nie von dem gehört. Wovon redest du eigentlich?«
    »Merediths Großneffe. Du hast ihn auf der Halloweenparty kennengelernt.«
    »Auf der Halloweenparty?« Clothaires Augen wurden schmal. »Aber das ist doch absurd. Die Männer da waren doch alle homosexuell.«
    »Nicht alle, nur Chrissie. Karloff ist jetzt mit Jules zusammen. Und was Tom betrifft...«
    Clothaires Gesicht verfärbte sich zu einem dunklen Ziegelrot. »Du meinst den... Floristen? Diesen Typen? Das glaube ich nicht. Ich meine, du hast doch eigentlich gar keinen Spaß am...«
    »Es stimmt aber.«
    Clothaire hatte es komplett die Sprache verschlagen. Isabelle konnte sich nicht erinnern, dass das jemals vorgekommen wäre. Nach einer Weile sagte er: »Ich bin sehr überrascht. Aber ich glaube, ich werde... ja, ich werde mich mit der Zeit wohl dazu durchringen, dir zu verzeihen. Wenn du endgültig zurückkommst, können wir das alles hinter uns...«
    Isabelle stand auf. Sie fühlte sich sehr leicht, als wäre eine große Last von ihren Schultern gefallen. »Joyeux Noël, Clothaire. Grüß deine Eltern von mir.«
    »Aber die besuchen wir doch in zwei Tagen. Dann kannst du ihnen das selbst sagen.«
    »Ich komme nicht mit. Ich bleibe hier und verbringe die Zeit mit meiner Familie.«
    »Meine Mutter wird von deinem absonderlichen Betragen sehr überrascht sein. Du bist nicht du selbst, Isabelle.«
    »Und danach fahre ich zurück nach London, wie geplant.«
    »Was? Aber ich dachte, ich hätte mich klar ausgedrückt: Ich nehme dich nur unter der Bedingung zurück, dass...«
    Isabelle ging zur Wohnungstür und öffnete sie weit. »Denk darüber
nach, Clothaire, und versuch, es zu verstehen. Es ist wirklich ganz einfach. Auf Wiedersehen.«
    »Ah, Frauen! Alle völlig verrückt, jede Einzelne!«, brummte Clothaire und drückte heftig seine Zigarette aus, ehe er hinausstampfte.
    Ohne einen Blick zurück verschwand er die Treppe hinunter.

26
    Daisy
    Während sie in der Sorbonne vor den Türen des Hörsaals stand und auf das Ende von Etiennes Vorlesung wartete, ging Daisy im Geist die letzte Version ihres mittlerweile wohlbekannten Traums durch, die von gestern Nacht. Darin war sie den Boulevard Haussmann entlanggewandert, vor den großen Kaufhäusern. Um diese Jahreszeit trugen die noch ihre glamouröse Weihnachtsbeleuchtung zur Schau – Trauben übergroßer chinesischer Laternen in einem tollen Knall-Pink. Es war erst ein paar

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