High Heels und Gummistiefel
tanzen.«
»Ach, ich kenne die Schritte doch gar nicht«, wehrte sie zaudernd ab.
»Mach einfach alles so wie die anderen«, sagte Raoul und demonstrierte, was er meinte, indem er im Takt der Musik vor und zurück hopste. »Sympa, non ? Die verstehen wirklich was vom Feiern, meine Freundinnen, nicht wahr? Amüsierst du dich? Sie sind doch süß, oder? Gefallen sie dir? Eeeeh, Macarena !«
»Oh ja, sie machen wirklich einen sehr netten Eindruck«, erwiderte Daisy und ließ den Blick über die Szene schweifen, als es abermals klingelte.
Wenig später, als sie mit Melodie, Juanita und Patricia auf dem weißen Ledersofa saß, alles atemberaubend schöne Geschöpfe in winzigen Kleidchen, und überlegte, wo sie die schon einmal gesehen haben könnte, verfiel Daisy darauf, sich zu fragen, wo eigentlich die männlichen Gäste blieben. Fand irgendwo ein wichtiges Rugbyspiel statt oder so etwas?
Raoul kam Arm in Arm mit Vanessa aus der Küche, die mit dem unbeschwertem Selbstvertrauen sehr schlanker, schöner Frauen Hotpants aus rotem Satin und ein dazu passendes Schlauchtop trug.
»Okay, les filles !«, rief er und hielt Vanessa eine Kasserolle hin, die mit einer Suppenkelle daraufdengelte. »Das Essen ist fertig. Kommt, lasst uns reinhauen!«
Daisy winkte ihn zu sich herüber und flüsterte ihm ins Ohr: »Meinst du nicht, dass wir noch ein bisschen auf die anderen Gäste warten sollten?«
»Welche anderen Gäste? Nein, nein, Baby, es sind doch alle da!« Raoul grinste. »Alle meine besten Kumpel, jawohl! Los geht’s, Leute – feeling hot, hot, hot!«, schmetterte er, zog Daisy auf die Beine und führte eine Stampede aus singenden jungen Frauen in die Küche. Daisy war völlig verblüfft: Er hatte also überhaupt keine Männer eingeladen! Raoul war wirklich unglaublich!
Unter viel Gekicher und Schmollmund-Grimassen kletterten die Mädchen auf die hohen Barhocker an Raouls Küchentresen. Schüsseln begannen zu kreisen, und sie bedienten sich. Daisy, die neben Raoul saß, war bald mit Patricia, einem freundlichen Model auf ihrer anderen Seite, in ein Gespräch über die Pariser Mode vertieft. Ihr gegenüber unterhielten sich Vanessa und Stéphanie über Schönheitsbehandlungen. Neben ihnen plauderten Nathalie, Lola und Juanita über Yoga-Urlaube. Natacha erzählte Raoul von den Songs, die sie gerade für ihr nächstes Album aufnahm. Und am anderen Ende des Tresens redeten Stephanie und Karine, beides Tänzerinnen, über ihre gegenwärtigen Engagements.
»Und, gefällt’s dir im Moulin Rouge?«, wollte Karine wissen und nippte zierlich an ihrem Champagner. »Sind die Leute in Ordnung?«
»Ja, ich verstehe mich mit allen Tänzern«, meinte Stephanie leichthin und kaute auf einer kleinen Gabelvoll Lasagne herum. »Viele von meinen Freunden sind da in der Truppe. Aber mit dem Crazy kann man’s eigentlich nicht vergleichen. Du hast ja so ein Glück, dass du da arbeitest.«
Daisy spitzte die Ohren. Das Crazy ? War das nicht dieser Club, von dem Raoul Weihnachten ihrem Vater erzählt hatte, der, wo sie diese Strip-Show hatten? Dann musste Karine also...
» Eh oui, immer noch Froufrou des Jarretelles«, sagte Karine genau in diesem Moment als Antwort auf eine Frage von Vanessa.
»Das kann man leicht behalten, und es passt wohl auch zu mir, stimmt’s?«, fragte sie mit einer erotischen kleinen Bauchtanz-Bewegung. Die anderen klatschten Beifall, und ein paar » Ay , ay, caramba!«- Rufe waren zu hören.
Dann war Karine also früher mal mit Raoul zusammen gewesen, dachte Daisy ein wenig verdrossen. Er hätte ihr ja wirklich vorher sagen können, dass heute Abend eine von seinen Exfreundinnen kommen würde. Ach, na ja, sagte sie sich gleichmütig, wahrscheinlich hatte er gedacht, das spiele keine Rolle. Schließlich war er jetzt mit ihr, Daisy, zusammen, und wenn er mit Karine befreundet geblieben war, dann war das ja nur gut. Genau in diesem Augenblick bemerkte Patricia: »Weißt du, als ich damals mit Raoul zusammen war, hat er immer Chocolate-Chip-Cookies im Bett gegessen. All die Krümel! Sind überall rumgeflogen. Ich hoffe, das macht er nicht immer noch.«
»N-nein, ich...«, setzte Daisy verdattert an.
»Das ist ja noch gar nichts!«, mischte Juanita sich ein. »Als ich mit ihm zusammen war, hat er Lederhosen ohne was drunter getragen.« Sie wandte sich um und zwinkerte Raoul zu, der zurücklächelte. »Ich hab ihn immer gefragt: ›Was ist denn daran geheimnisvoll? ‹«
»Also, das mache ich nicht mehr!«,
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