High Heels und Gummistiefel
von Ihnen, sich mit Paul anzulegen.«
»Meine Freunde haben mir geholfen«, erwiderte Isabelle und hielt es für das Beste, nicht auf die schillernden Details in Sachen House of Discipline einzugehen.
»Ich bin ja so froh, dass ich Sie damals zu uns eingeladen habe, an dem Tag, als Sie in die Buchhandlung gekommen sind«, sagte Fern und umarmte Isabelle herzlich. »Ich wusste einfach, dass Sie eine von uns sind.«
»Sie waren ein enormer Gewinn für unsere kleine Schar, Mademoiselle«, befand Peter Holland und zwinkerte ihr zu.
»Nehmen Sie sich doch einen fettfreien Johannisbrotkeks, Liebes«, drängte Wendy und bot einen Teller mit dunkelbraunen, runden Scheiben an. »Waren ein bisschen zu lange im Ofen, aber sie machen wirklich schlank. Und wie wär’s mit einer Tasse Brennnesseltee?«
»Vielen Dank«, erwiderte Isabelle, die all die Aufmerksamkeit ein wenig verlegen machte. »Dabei waren Sie alle doch diejenigen, die so freundlich zu mir waren.«
Sie setzte sich neben Merediths Porträt und sah zu, wie Wendy und Fern mit größter Behutsamkeit die Papierstapel auspackten und sie in anmutiger Fächerform auf dem Couchtisch arrangierten. Dann ließ sich jedes Mitglied glückselig mit dem Manuskript seines Lieblingsromans nieder, und Schweigen senkte sich herab, nur gelegentlich durch ein zustimmendes Ächzen unterbrochen.
Während er sich daranmachte, die Seiten von Der Tod der Bauchrednerin durchzublättern, blickte Herbert Merryweather auf und bedachte Isabelle mit einem schüchternen Lächeln. Sie lächelte zurück. Es war schön, das Gefühl zu haben, dass sie das Richtige getan hatte. Als sie sie heute Vormittag angerufen hatte, hatte Agathe ihr geraten, sich gar nicht die Mühe zu machen, Professeur Sureau von den neuen Entwicklungen in Kenntnis zu setzen.
Was Isabelle da von horizontal, vertikal und diagonal eingefügten Korrekturen in blauer Tinte und Merediths entschlossener Handschrift berichtete, klang so vielversprechend – am besten zuerst gründlich überprüfen und Sureau dann mit einem echten Durchbruch überraschen! Und wie gewöhnlich hatte ihre Freundin Agathe recht gehabt: Isabelle war froh, ihre Entdeckung zuerst mit ihren Freunden von der Quince Society teilen zu können.
»Also«, sagte Roberta zu ihr, während sie weiterstrickte, »sind alle Manuskripte da?«
Bedauernd schüttelte Isabelle den Kopf. »Nein, ich meine, die veröffentlichten Bücher sind alle da, aber es gab da noch etwas anderes, das ich zu finden gehofft hatte. Ein interessantes stilistisches Experiment, aus dem nichts geworden ist. Aber leider hatte Mr. Celadon es nicht.«
»So ein Pech, Izbl!«, knurrte Lucy.
»Oh, Liebes, ich hoffe, Sie sind nicht allzu enttäuscht?«, erkundigt sich Fern ängstlich.
»Na ja, ein bisschen schon«, gab Isabelle zu und schaute wehmütig zu Merediths Porträt und dem Tintenklecks auf dem Schreibtisch hinauf. »Ich glaube, dass Meredith es leider vernichtet hat. Aber es ist wundervoll, dass wir das hier aufgetrieben haben«, fügte sie mit Blick auf die positive Seite des Ganzen hinzu, »denn so kann ich ihren Schreibprozess besser nachvollziehen – Sie wissen
schon, die Sache mit den verschiedenen Erzählperspektiven, dem Verschleiern und trompe l’œil ... die Poesie der kubistischen Erzählweise... all das.«
»Oh ja!« Fern kroch auf dem Sofa ein wenig in sich zusammen. »Das hört sich ganz wunderbar an.«
»Das mit diesem anderen Buch ist nicht wichtig«, fuhr Isabelle resolut fort. »Allmählich frage ich mich, ob mich mein Instinkt getrogen hat.«
»Vielleicht«, stimmte Maud zu, ehe sie energisch hinzusetzte: »Aber es ist doch noch ein bisschen früh, um das Handtuch zu werfen, nicht wahr, Izbl? Sagen Sie, haben Sie es schon bei Philip Quince versucht?«
Errötend schüttelte Isabelle den Kopf. Philip Quince war selbstverständlich Merediths Neffe und Toms Vater. Sich mit ihm in Verbindung zu setzen, war aus allen möglichen Gründen eine beängstigende Vorstellung.
»Nein, eigentlich nicht«, antwortete sie nach einem Augenblick des Zögerns. »Aber offensichtlich soll er überhaupt kein Interesse an dem haben, was sie geschrieben hat.«
»Das stimmt«, bestätigte Peter Holland und schaute von den Seiten von Mord in Glacehandschuhen auf. »Ich persönlich habe Philip Quince immer für einen sehr ungehobelten Menschen gehalten. Kein Sinn für Kunst, keinerlei Sensibilität.«
Eine Pause entstand, während Maud, Fern, Wendy und Lucy unbemerkt von Isabelle,
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