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High Heels und Gummistiefel

Titel: High Heels und Gummistiefel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Zagha
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wahrscheinlich hätte sie sehr viel mehr Freude daran gehabt, wenn sie sich nicht so verlassen und mies gefühlt hätte.
    »ça va, Daisy?«, erkundigte sich ein schüchternes Stimmchen neben ihr. Es war Claires Schwester Amelie, die hinzufügte: »Du siehst ein bisschen traurig aus.«
    »Nein, nein, mir geht’s prima!«, beteuerte Daisy und lächelte ihre kleine Freundin strahlend an, ehe sie sie umarmte. »Hi! Bist du mit den anderen hier?«
    »Mit Claire und Agathe. Hast du Isabelle schon gesehen? Mit ihrem neuen englischen Freund?«
    »Nein, noch nicht. Was glaubst du, wie der so ist?«
    »Ich weiß nicht. Netter als Clothaire, hoffe ich.«
    Daisy lächelte wissend und verdrehte die Augen. Vorhin, über einer hastigen Tasse Tee bei Anouk, hatte Chrissie Isabelles Neuen als »oberleckeren, supernetten Adonis« beschrieben. Jules hatte lediglich mit ausdrucksloser Miene gemeint, er sei »in Ordnung«, was allerdings in Anbetracht ihrer systematischen Neigung zu Untertreibungen
ungefähr auf dieselbe Lobeshymne hinauslief. Daisy seufzte tief Isabelle konnte sich glücklich schätzen, in ihren supernetten Adonis verliebt zu sein. Natürlich wünschte Daisy den beiden alles Gute, trotzdem kam es ihr ein bisschen unfair vor, dass anscheinend niemand sie lieben wollte.
    »Oh, du bist wirklich traurig!«, rief Amelie und betrachtete besorgt Daisys Gesicht. »Was ist denn?«
    »Ich weiß es nicht«, stieß Daisy hervor und brach in Tränen aus. »Oh, Amelie, es tut mir leid.«
    »Nein, nein. Komm, setzen wir uns hin.«
    »Es ist nur...« Daisy hielt inne, um sich die Nase mit dem Taschentuch zu putzen, das Amelie aus einem kleinen Abendtäschchen hervorgezogen hatte. »Ach, ich weiß nicht. Manchmal frage ich mich wirklich, was mit mir nicht stimmt.«
    »Aber mit dir stimmt doch alles, Daisy. Du bist doch wirklich nett.«
    »Ich weiß ja, dass ich mich albern anstelle«, fuhr Daisy fort und wischte frische Tränen fort, »aber nach einer Weile macht einen das wahnsinnig, immer dieses Gefühl, dass Männer einen nie ernst nehmen. Nie tut das jemand, verstehst du« – sie schaute in den Spiegel gegenüber ihrer Bank und erblickte sich selbst in ihrem Dampfwolken-Kleid -, »weil sie denken, ich bin bloß... irgend so ein hirnloses dummes Ding. Das weiß ich. Und vielleicht bin ich das ja auch. Ach, nicht so wichtig.«
    »Du bist dem Richtigen einfach noch nicht begegnet, das ist alles. Aber das kommt schon noch, ganz bestimmt.«
    »Ich habe einfach das Gefühl, dass irgendwie alles ein bisschen... schal geworden ist, weißt du? Nach Paris zu kommen war so eine Riesensache für mich, und ich habe mich so darauf gefreut«, fuhr Daisy fort und schüttelte wehmütig den Kopf. »Und eine Weile ist es mir wirklich so vorgekommen, als würde sich mein Leben
ändern. Ich habe sogar gedacht... dass ich vielleicht gern hier leben möchte. Aber das Jahr ist fast vorbei, und ich habe aus meiner Zeit hier nichts gemacht, außer einen sinnlosen Blog für Sparkle zu schreiben.«
    »Daisy, das stimmt doch gar nicht«, wehrte Amelie ernst ab. »Mir zum Beispiel hast du wirklich geholfen. Weißt du, du bist viel mehr meine Schwester, als Claire es jemals gewesen ist.«
    Dies war Amélies erster Ball, und sie sah hinreißend aus in dem altmodischen weiß-goldenen Abschlussball-Kleid, das sie bei einem gemeinsamen Streifzug zum Marche aux Puces de Clignancourt entdeckt hatten.
    »Und das Jahr ist auch noch gar nicht vorbei«, fuhr Amelie fort und schob ihren Arm durch den von Daisy. »Du hast noch den ganzen Sommer. Warum kommst du nicht mit uns auf die Île de Ré? Alle anderen werden auch dort sein.«
    »Na ja, vielleicht«, antwortete Daisy lächelnd. »Komm, ich brauche ein bisschen frische Luft. Ich glaube, ich sehe ein bisschen... fleckig aus.«
    Als sie auf die nächste der hohen, blanken Fenstertüren zuhielten, konnte Daisy die Umrisse eines Mannes und einer Frau erkennen, die auf dem gigantischen Balkon standen und auf die Lichter der Stadt hinausblickten. Mit Champagnergläsern in der Hand lachten sie miteinander und sahen aus wie der leibhaftige Glamour. Der Mann hatte der Frau den Arm um die Taille gelegt. Daisy seufzte – noch ein glückliches Paar! Allmählich kam sie sich wirklich vor wie das ultimative fünfte Rad am Wagen! Dann drang die Stimme der Frau zu ihnen herüber, klar und selbstsicher, und Daisy und Amelie blieben wie angewurzelt stehen.
    »Keine Sorge«, sagte die Frau gerade, »Isabelle ist mir nicht gewachsen.

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