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High Heels und Gummistiefel

Titel: High Heels und Gummistiefel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Zagha
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Erinnerungen an unlängst gefeierte Partys. »Heu, voyons... du hattest ein sehr kurzes Kleid an, glaube ich.«
    »Ja«, bestätigte Daisy und errötete. »Octave, warum habt ihr euch da in dem Kleiderschrank versteckt?«
    »Habe ich das getan?«
    »Ja, weißt du nicht mehr? Ich habe dich, Bertrand und Stanislas in Marie-Laures Schlafzimmer aus dem Kleiderschrank kommen sehen. Ihr hattet jeder eine Flasche Champagner dabei. Ich habe gewinkt, aber ihr seid glatt an mir vorbeigelaufen; ihr hattet es anscheinend sehr eilig.«
    »Du hast recht, wir hatten es eilig. Wir wollten nicht unhöflich zu dir sein.«
    Daisy zog die Brauen hoch. »Also? Erklär’s mir.«
    Ganz kurz sah Octave peinlich berührt aus. Dann zog er lange und bedächtig an seiner Zigarette, blies den Rauch aus und sah Daisy unverwandt an. Er beugte sich vor und ergriff ihre Hand. »Hör mir zu, Daisy, das ist wichtig. Kann ich dir vertrauen? Ich meine, hundertprozentig?«
    »Äh, ja, natürlich.« Das wurde ja alles ziemlich aufregend.
    »Schön.« Resolut drückte Octave seine Zigarette aus. »Hast du schon mal von der Confrèrie des Pique-Assiettes gehört?«
    Ein assiette war ein Teller, das wusste Daisy. Und dann irgendetwas von einem Piekser. Was das erste Wort betraf, hatte sie nicht die leiseste Ahnung. »Was ist das? Ein Restaurant?« Das klang wahrscheinlich. Schließlich gab es doch ein Restaurant in Paris, das so viel wie »Rind auf dem Dach« hieß, oder so.
    »Na ja, in gewisser Weise schon, jedenfalls manchmal« erwiderte Octave lächelnd. »In Wirklichkeit ist es eine Gruppe von Leuten.«
    »Ach? Wer denn?« Daisy ertappte sich dabei, dass sie flüsterte. Octave tat so verdammt geheimnisvoll. »Gehörst du auch dazu?«
    Er nickte und drückte ihre Hand. Es fühlte sich recht schön an. Auch wenn er nicht ihr Typ war.
    »Wer noch?« Vor Daisys innerem Auge erschien ein Bild von Octave bei all den Partys, auf denen sie ihm begegnet war. Das war es; er war nie ohne seine beiden Freunde unterwegs. »Bertrand und Stanislas?«
    Wieder ein Nicken, und ein noch längerer Händedruck.
    »Und was heißt dieses Irgendwas pieks-assiette?«
    »Confrèrie - heißt Bruderschaft. Und ein pique-assiette ist... ein ungeladener Gast, so etwas wie ein blinder Passagier. Eigentlich so eine Art Geheimagent.« Octave lächelte selbstzufrieden. »Es ist extrem cool, ein pique-assiette zu sein.«
    »Und was genau macht ihr?«
    »Wir tauchen auf Partys auf, zu denen wir genau genommen gar nicht eingeladen worden sind.«
    »Oh, ich verstehe«, sagte Daisy steif und zog ihre Hand weg. »Ein pique-assiette ist das, was wir einen Schnorrer nennen. Davon gibt es in London während der Fashion Week jede Menge.«
    »Ein Schnorrer?«
    »Mm, ja. Oder ein Schmarotzer. Du und deine Freunde, ihr seid die Schmarotzerbruderschaft.«
    »Das klingt aber nicht sehr schmeichelhaft«, bemerkte Octave abwehrend, ehe er zu einer langen Lobeshymne auf die Lebensweise der pique-assiettes ausholte. Der wahre pique-assiette interessierte sich nicht für Essen und Trinken. Jedenfalls im Allgemeinen nicht, fügte er hinzu, als ihm wieder einfiel, dass Daisy Zeugin seines noch nicht lange zurückliegenden Kavaliersdeliktes mit dem Champagner geworden war. Nein, die pique-assiettes waren
in Wirklichkeit Helden, Abenteurer, die Amateur-Aristokratie der Nacht!
    »Also, diese Party in Auteuil, das war ein ziemlicher Coup für uns. Privatpartys in einem schönen hôtel particulier bringen viel mehr Punkte.«
    »Punkte? «
    »Ja, wir haben ein Punktesystem. So macht es mehr Spaß. So eine Party ist eine Menge wert, weil man eigentlich einen carton braucht, eine richtige Einladung, um reinzukommen.«
    »Und wie habt ihr euch die besorgt?«
    »Gar nicht.«
    Daisy starrte Octave an. Sie erinnerte sich ganz deutlich, dass sie und Agathe an der Tür gebeten worden waren, ihren carton vorzuzeigen, ehe man sie hineinließ. Obwohl die Party von Agathes Cousine Marie-Laure veranstaltet worden war.
    »Moment mal. Ich kann das mit dem Schnorren ja verstehen, wenn es um irgendwelche Veranstaltungen geht und so, aber sind das nicht deine Freunde?«
    Octave wischte diesen Einwand mit einer Handbewegung beiseite. »Das ist doch nicht wichtig. Es hat da ein kleines Missverständnis gegeben, und jetzt ist Marie-Laure eingeschnappt, das ist alles. Alles total albern.«
    »Aber der Champagner, den ihr geklaut habt – hat sie das denn nicht gestört?«
    »Ach, das würde ich nicht als Klauen bezeichnen. Den hat

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