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High Heels und Gummistiefel

Titel: High Heels und Gummistiefel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Zagha
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ausgeschnitten und sie auf Stofftaschen geklebt. Als Geschenk zum Muttertag. Meine hat ein bisschen seltsam ausgesehen.«
    »Das ist perfekt! Du kennst dich schon mit den Grundlagen aus!« Isabelle schwankte heftig zur Seite, als Chrissie von seinem Sitz
emporfederte; er hatte wieder ganz zu seinem üblichen sonnigen Selbst zurückgefunden. »Fangen wir an?«
    »Ich glaube nicht...«, setzte Isabelle an, doch Chrissie schob sie bereits auf die Gläser mit den Federn zu.
    Sehr viel später klopfte es an der Tür. Es war Jules, die von einer Probe mit The Coven kam. Da es nicht ihrer Natur entsprach, Verblüffung an den Tag zu legen, stand sie lediglich da, schaute schweigend ins Zimmer und ließ den unerwarteten Anblick von Chrissie und Isabelle auf sich wirken, die mit dem Rücken zur Tür Seite an Seite am Arbeitstisch saßen und so vertieft waren, dass sie sich gar nicht umdrehten. Beide trugen Hüte: Chrissie eine kleine schwarze, mit Pailletten verzierte und kess schief sitzende Katzenohren-Kappe, und Isabelle, die aus irgendeinem Grund einen Badeanzug anhatte, einen hohen, kegelförmigen Hut aus blassblauem Tüll, den rosa Rosenknospen zierten. Eine Wäscheleine war quer durch den Raum gespannt worden und fast in ihrer ganzen Länge mit Entwürfen vollgeklammert. Chrissie, der ein bisschen vor sich hinsummte, suchte gerade Fasanenfedern von unterschiedlicher Länge aus und arrangierte sie zu einem Zierbusch. Isabelle schnitt vorsichtig Formen aus einer goldenen PVC-Platte aus.
    »Hallo«, sagte Jules nach ein paar Minuten.
    »Oh, hey, Ju-Ju!«, rief Chrissie und wirbelte fröhlich zu ihr herum. Er zeigte auf Isabelles Kopf. »Was hältst du von diesem Schmuckstück hier? Ich nenne es ›Horn der Fülle‹. Ist das Teil nicht einfach absolut himmlisch?«
    »Es ist Wahnsinn«, bemerkte Jules trocken.
    »Ich weiß. Und das hier«, fuhr er fort und lüftete kurz die Katzenohren, »ist ›Auf Trebe.‹ Trés chic , wenn ich das mal so sagen darf. Gestatte mir, dir meine neue Assistentin und Produktionsmanagerin Isabelle vorzustellen.«
    Beim Klang ihres Namens schien Isabelle aus einer Art Trance
aufzufahren. Sie drehte sich zu Jules um und blinzelte. »Ich bleibe nur ein paar Minuten«, beteuerte sie rasch. »Ich habe meine Notizen im...« Sie schaute durch die Glaswand und schien überrascht zu sein, dass es draußen dunkel war. »Heu... wie spät ist es?«
    Jules lächelte fast unmerklich. »Zehn. Ich nehme nicht an, dass ihr schon zu Abend gegessen habt?«
    Während sie alle in der Küche den von Jules zubereiteten Käsetoast aßen, machte Isabelle sich mit großen Enthusiasmus daran, einen detaillierten Arbeitsplan für die Kollektion zu erstellen. Ihre Vorliebe fürs Organisieren hatte sich bemerkbar gemacht, sobald ihr klar geworden war, wie misslich Chrissies Lage war. Sie hatte ihn überredet, methodisch vorzugehen (für ihn ein revolutionäres Konzept) und mit den schwierigsten Stücken anzufangen; schlichte Feder-Stirnbänder würden als Letztes an die Reihe kommen. Außerdem bestand Isabelle darauf, dass sie auch weiterhin vormittags in die Bibliothek fahren müsse.
    »Wir sehen uns also morgen um halb eins, dann können wir mit diesem asymmetrischen Harlekin-Zweispitz anfangen«, schloss sie munter.
    Jules machte den Mund weit auf und klappte ihn dann mit einer Hand unter dem Kinn wieder zu – um anzudeuten, dass ihr gerade die Kinnlade in den Schoß gefallen war und wieder an Ort und Stelle gebracht wurde.
    »Also, Isabelle«, meinte sie, »ich wage zu behaupten, dass du dir den Chrissie-Virus eingefangen hast. Keine Angst. Irgendwann passiert das uns allen.«

6
    Daisy
    Vielleicht hätte Daisy ihren Bewunderer früher bemerkt, wenn sie nicht so sehr in das Schaufenster vertieft gewesen wäre, das sie gestaltete. Sie hatte eine rein weiße Komposition zusammengestellt, um eine wohltuend kühle Modeoase für die Pariser Passanten zu schaffen, die sich durch die canicule schleppten, die Hitzewelle. Außerdem würde das hervorstechen, eingerahmt von der schwarzen Ladenfront, an der in gestochener roter Schrift der Name »Organdi & Neopren« prangte. Daisy legte letzte Hand an ihr Werk, indem sie aus einem Mehlsack zusammengeknüllte Zeitungsfetzen und Porzellanscherben auf den Boden schüttete – um so ein gequältes, post-apokalyptisches Gefühl zu erzeugen -, dann trat sie einen Schritt zurück, um das Resultat zu bewundern. Das Fenster beherbergte zwei abstrakte Gebilde aus Stahlrohr, die an die

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