Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

High Heels und Gummistiefel

Titel: High Heels und Gummistiefel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Zagha
Vom Netzwerk:
funktioniert bei mir nie.« Daisy erwähnte lieber nichts davon, dass sie ihre Freunde sehr wohl hineinließ; stattdessen fragte sie: »Wie kommt ihr darauf, dass die Mädels da nicht genauso harte Nüsse sind?«
    Stanislas sah kurz beklommen aus, dann riss er sich zusammen: »Selbstverständlich muss man die richtigen Methoden anwenden. Zuerst muss man beobachten und entscheiden, wie man am besten vorgehen soll.«
    Octave rückte ein bisschen dichter an Daisy heran und legte den Arm auf ihre Stuhllehne. Ihr Herz führte in ihrer Brust einen kleinen Tanz auf.
    »Also, zum Beispiel«, erklärte Octave, »zeigen die Leute ihre Einladung vor, oder gibt es dort nur eine Gästeliste? Wollen die einen Ausweis sehen? All so was?«
    »Manchmal«, schilderte Bertrand aufgeregt, »marschieren die Leute einfach so rein. Es ist absolut toll.«
    »Man lässt sich also Zeit«, fuhr Stanislas fort. »Man bleibt ganz cool. Man überlegt sich alles genau.«
    Allmählich wurde Daisy klar, wer in diesem Rudel der Welpe war und wer der Leitwolf. Aber was war mit Octave? Was war er?
    »Ehrlich gesagt, ich glaube, heute Abend haben wir Glück«, bemerkte Octave nonchalant. »Schaut mal.«
    Daisy blickte zu der Galerie hinüber, wo allmählich die Gäste eintrafen. Davon, dass Einladungen vorgezeigt oder Namen auf einer Liste abgehakt wurden, war nichts zu sehen.
    »Hervorragend.« Stanislas rückte seine Krawatte zurecht. »Teilen wir uns auf. Am besten, ich gehe mit Daisy zuerst rein, und wenn alles gut geht, kommt ihr nach.«
    »Das glaube ich kaum, mon vieux« , entgegnete Octave süffisant. »Daisy ist mein Gast. Es war meine Idee, sie einzuladen, und sie hat uns eindeutig Glück gebracht. Venez, ma chère.« Er stand auf und bot Daisy den Arm.
    Als sie auf den Eingang zuhielten, flüsterte Octave: »Überlass das Reden mir. Komm einfach mit.«
    »Okay. Ich kann’s kaum erwarten, dich in Aktion zu erleben.«
    »Bonsoir«, sagte Octave zu dem Mann an der Tür. »Je suis Fran çois Polisson, journaliste à Zurban. Nous venons pour le vernissage.«
    Insgeheim dachte Daisy, dass sie dem Türsteher bestimmt unfreiwillig Signale sandte (ALARMSTUFE ROT, ALARMSTUFE ROT: WIR SIND DIE ABSOLUTEN MEGA-SCHNORRER). Vielleicht hätte sie ihre Brosche nicht tragen sollen: Etwas Blitzendes, Rotes musste ja irgendeine unterschwellige Botschaft senden. Doch der Mann winkte sie durch, ohne sie auch nur forschend zu betrachten.
    Im Innern der Galerie stießen sie mit ihren Champagnerflöten an und taten so, als interessierten sie sich für die Kunst. »Also«, fragte Daisy, »François Polisson? Wer ist das?«
    »Manchmal ich... Es ist einfach nur ein Name, den man sich leicht merken kann. Zurban ist eine große Zeitung, da arbeiten jede Menge Leute.«
    Später hatte Daisy Gelegenheit, die ruhige Effizienz zu bewundern,
mit der Bertrand und Stanislas den Großteil der Canapes vertilgten. Nur mit Mühe gelang es Octave, ein paar für sie zu retten.
    Nachdem sie sich gestärkt hatten, gingen Bertrand und Stanislas getrennte Wege und machten sich daran, die anwesenden Mädchen zu begutachten, wobei sie die Kunst vollkommen ignorierten.
    »Die beiden tun mir irgendwie leid«, meinte Octave, während er die Hand nach einem vorüberschwebenden Tablett ausstreckte und zwei weitere Champagnerflöten angelte. »Anscheinend kommen sie nur so mal aus dem Haus und lernen Mädchen kennen.«
    »Ich weiß nicht recht... ihr scheint doch eine ganze Menge Mädchen zu kennen!«
    »Agathe, Isabelle et compagnie? Ah, ja, aber das sind unsere Mädchen. Ehrlich gesagt sind die meisten von denen mit mindestens einem von uns verwandt. Es ist schön, ab und zu mal aus seinem Milieu herauszukommen. Man lernt ein paar spannende Menschen kennen.«
    Sie lächelten einander an, während Daisy darüber nachdachte, dass sie zum Beispiel immer nur mit Stylisten, Fotografen und Modeschauproduzenten unterwegs gewesen war. Diese ganze Modenummer wurde nach einer Weile ein bisschen ermüdend, und es war eine willkommene Abwechslung, mit einem süßen Franzosen zu flirten, der mit Mode überhaupt nichts am Hut hatte. Nicht dass sie geflirtet hätte, natürlich.
    Sich Zutritt zu dem »Restaurant-Club-Lounge-Dingsda, très hype« zu verschaffen, erwies sich dank Daisys Improvisationstalent als nicht viel schwieriger. Der Laden – schlicht »Le Trend« genannt – befand sich in einer kleinen Straße unweit der Champs-Elysées. Genau wie vorhin standen Daisy und die Pique-assiettes ein Stück

Weitere Kostenlose Bücher