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High Heels und Gummistiefel

Titel: High Heels und Gummistiefel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Zagha
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ihre Einkäufe sichteten.
    »Na ja, nein... aber letzten Endes finde ich doch immer Verwendung für alles! Ich verspreche dir, eines Tages werde ich in meinem Kleiderschrank wühlen, weil ich ausgehen will, und ich werde mir sagen: ›Ich wünschte, ich hätte einen... lila Wickelrock! Einen mit Rüschen!‹ Und dann werde ich ihn finden, und das wird so eine tolle Überraschung sein, weil ich ihn dann natürlich ganz vergessen haben werde. Das ist meine Art, für alle Eventualitäten zu planen.«
    Agathe lachte und mimte ein zierliches Schaudern. »Das könnte ich nie.«
    »Aber es ist doch toll, jede Menge witzige Klamotten zu haben.«
    »Vielleicht. Ich mag schöne, gut geschnittene Sachen. Aber bei dir ist es natürlich anders. Du bist ja Engländerin.« Sie bedachte Daisy mit einem freundlichen Lächeln.
    Dieser Satz war für Agathe zu einer vertrauten Methode geworden, anerkanntermaßen mit Daisy nicht einer Meinung zu sein. So war es zum Beispiel vor Kurzem gewesen, als Agathe ein paar Leute zum Abendessen eingeladen hatte und Daisy früher gekommen war, um ihr zu helfen. Tatsächlich war Agathe so organisiert, dass es für Daisy nur sehr wenig zu tun gab, mit einer Ausnahme. Um ihr Menü aus taboulé au melon et jambon de parme und saumon en
papillote abzurunden, hatte Agathe einen Schokoladenkuchen gebacken. »Er muss ein bisschen dekoriert werden«, hatte sie nachdenklich gesagt. »Was meinst du?«
    Daisy hatte den Kuchen betrachtet – einen vollendeten, mit Schokoladenpulver bestäubten Quader – und erwidert: »Ja, vielleicht sieht er so ein bisschen langweilig aus.« Dann hatte sie einen Geistesblitz gehabt. »Weißt du was, ich habe Smarties in meiner Handtasche. Die könnten wir da überall draufkleben, das würde klasse aussehen.«
    »Hmmmm...«, sagte Agathe mit ansteigender Stimme. Es war eine Art halbes Miauen, das zwar zustimmend klang, es aber, wie Daisy jetzt von früheren Erfahrungen her wusste, wahrscheinlich nicht war. Wenn sie es recht bedachte, war dieses Geräusch jedes Mal Agathes Antwort gewesen, wenn Daisy bei ihrer Shoppingtour einen ihrer Funde hochgehalten hatte.
    »Magst du keine Smarties?«, erkundigte sich Daisy und überlegte, dass Gummibärchen vielleicht auch gehen würden.
    »Früher schon, du weißt schon, als ich noch ganz klein war.« Agathe drehte sich um und öffnete einen Schrank. »Nein... ich dachte mehr an... so etwas wie das hier.« Sie wickelte ein Stück essbares Blattgold aus und ließ es geschickt über den Kuchen fallen, so dass das ganze Ding plötzlich wie ein Kunstwerk aussah.
    »Oh, Agathe! Das sieht ja fantastisch aus!«
    »Nun ja, es ist sehr einfach. So etwas mache ich gern für meine Gäste. Aber bei dir ist das natürlich anders. Du bist ja Engländerin.«
    Und es hatte noch weitere Gelegenheiten gegeben. Viele sogar... Doch genau das war ja der Grund, warum es so toll war, mit Agathe befreundet zu sein! Sie wollte gar nicht kritisch rüberkommen: Sie war ganz einfach dermaßen französisch! Das Ganze war ein gleichermaßen bereichernder kultureller Austausch.

    »Also, ich freue mich wirklich über die Sachen, die ich gekauft habe. Und ich kann’s kaum erwarten, sie zu tragen«, schloss Daisy vergnügt.
    »Was möchtest du jetzt machen?« Agathe war auch sehr gut darin, das Gesprächsthema zu wechseln, wenn es schwierig wurde. »Wir könnten zum Paris-Plage gehen.«
    »Was ist denn das?«
    »Ein Strand am Seineufer.«
    »Wirklich? Gibt’s da auch Sand?«
    »Natürlich, und auch Palmen. Es ist sehr schön. Wir könnten die Sachen in meiner Wohnung abstellen, und ich leihe dir einen Bikini.«
    Ungefähr eine Stunde später saßen Agathe und Daisy in Liegestühlen aus blauem Segeltuch und blickten durch ihre Sonnenbrillen auf den gleißenden Fluss. Den ganzen quai entlang wechselten sich Kübelpalmen mit stilvollen blauen Bannern ab, die wie Segel aussahen. Daisy staunte über den enormen Aufwand, der betrieben worden war. Keine Frage, die Franzosen wussten, wie man das Leben genoss. Es musste eine Ewigkeit gedauert haben, das alles so hinzukriegen, und in ein paar Wochen würde es nicht mehr da sein. Sie hatten wirklich an alles gedacht. Es gab Cafés und Rasenflecken, wo man ein Picknick veranstalten konnte. Dort drüben konnte man auf einem boulodrome Boules spielen. Und es gab sogar einen Siesta-Bereich, wo die Leute friedlich hingestreckt lagen wie Robben, die sich in der Sonne wärmten. Es war unwirklich. Eben ging man noch durch das ganz

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