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High Heels und Gummistiefel

Titel: High Heels und Gummistiefel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Zagha
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Chrissie verstummte, gebannt von dem, was er sah. Er packte Isabelle am Arm. »Mein Gott, sie macht tatsächlich einen Schmollmund. Isabelle! Ist dir klar , was das beißt?«
    Schweigend tauschten sie ein Kopfnicken und platzten dann laut heraus. Den Rest des Coven-Konzerts verbrachten sie damit, über jegliches Anzeichen dafür zu kichern, dass Jules und Karloff mächtig ineinander verknallt waren.
    Am Ende der Vorstellung gingen Chrissie und Isabelle schnell nach Hause und überließen die Band ihren bewundernden Fans. Der Hutmacher hatte sich bereit erklärt, sich nicht mehr die Nächte um die Ohren zu schlagen, bis er die Kollektion vollendet hatte. Dieser Plan war in jeder Hinsicht ein Gewinn, fand er, denn früh schlafen zu gehen würde für seine Haut wahre Wunder wirken. Als sie zu Hause ankamen, blinkte der Anrufbeantworter im Flur. Chrissie ging nach unten, um sich eine Tasse Malzmilch zu machen, und Isabelle drückte auf WIEDERGABE.
    »Oui. Hallo, guten H’Abend.« Es war Clothaire, der mit sehr lauter Stimme sprach; wie immer, wenn er sich an einer fremden Sprache versuchte. »Ich möchte hintergelassen ein Nachtricht für Ma-de-moi-selle I-sa-belle Pa-pil-lon«, dröhnte er beinahe drohend. »Kann sie – Ma-de-moi-selle Pa-pil-lon – mich rufen, wenn sie bekommt die Nachtricht? Voilà. Ah, mais est-ce que ça marche? Funketioniert es? Heu, sagen Sie ihr, dass dies ist Clothaire. Clothaire. Ich hintergelasse die Nachtricht.« Dann folgte ein gereiztes »Ah, ces machines infernales!«, und die Verbindung brach ab. Isabelle lächelte. Clothaire verabscheute jegliche Form von Technik. Sie sah auf die Uhr. In Paris war es jetzt nach Mitternacht, und Clothaire war immer ziemlich mürrisch, wenn sie seinen Schlaf störte. Es war besser, ihn morgen früh anzurufen. Sie löschte die
Nachricht. Es brachte nichts, sie auf dem Anrufbeantworter zu lassen, damit Jules sie abhörte. Fairerweise musste gesagt werden, dass Jules jetzt, wo sie und Isabelle freundschaftlicher miteinander umgingen, aufgehört hatte, Clothaires Stimme und seine Art nachzumachen (zumindest nicht mehr offen und ungeniert), aber warum sie in Versuchung führen? Außerdem würde nach dem heutigen Abend der Spieß umgedreht werden. Jetzt war Isabelle damit an der Reihe, Jules wegen ihres Liebeslebens aufzuziehen.

8
    Daisy
    Daisy und Agathe gingen einkaufen. »Französinnen beim Kleiderkauf« würde das Thema von Daisys nächstem Sparkle-Blog sein, und sie war sehr erpicht darauf, diesbezüglich etwas von ihrer Freundin zu lernen. Das war ja das Komische an den Franzosen: Sie machten alles anders.
    Zuerst einmal gab es anscheinend eine korrekte Art und Weise, ein Geschäft zu betreten. Man lächelte den vendeur oder die vendeuse zum Beispiel nicht an und sagte fröhlich »bonjour!« Was man dagegen tat, war jede Begrüßung seitens der Verkäufer beiseitezuwischen und sämtliche Hilfsangebote mit einem unterkühlten »merci« abzuwehren, gelegentlich von einem ultrakurzen Lächeln begleitet. Dann wandte man ihnen den Rücken zu.
    Wenn man die Kleiderständer durchsah, verlieh man seiner Begeisterung oder Bewunderung nicht Ausdruck. Stattdessen blätterte man die Kleidungsstücke verächtlich durch, zog gelegentlich etwas heraus und verschmähte es dann rasch als hässlich und unter aller Kritik. »Agathe eine Art Terminator, nur hübscher«, kritzelte Daisy aufgeregt auf ihren Block. »Scheint in Trance. Würde wahrscheinlich nichts merken, wenn Erdbeben oder Ende der Welt. Verkäuferin rät zu anderer Farbe. A. lacht vernichtend. Sehr effizient, aber ein bisschen unheimlich.« Das Faszinierende dabei war, dass ihrer Freundin das Ganze zwar nicht besonders viel Spaß zu machen schien – sie machte ein Gesicht, als lege sie gerade ein Examen ab -, Daisy jedoch zugeben musste, dass Agathe einen sehr guten Blick dafür hatte, was ihr stand.

    Nach drei Stunden hatte Agathe zwei Tops gekauft, ein schwarzes und ein olivgrünes – beide mit ungemein schmeichelhaftem Ausschnitt – sowie einen schokoladenbraunen Faltenrock aus Seide, der ihre Fohlenbeine unglaublich grazil wirken ließ. Daisy hatte unterdessen ein riesiges limettengrünes Anstecksträußchen aus Samt, einen violetten Wickelrock mit Rüschen, jede Menge Armreifen, eine babyblaue Wildlederjacke und ein Paar mit Plastikfrüchten verzierte Bastsandalen mit Keilabsatz erstanden.
    »Aber diese Sachen passen doch alle gar nicht zusammen«, gab Agathe zu bedenken, als sie bei einem Perrier

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