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High Heels und Gummistiefel

Titel: High Heels und Gummistiefel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Zagha
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Das, erklärte Chrissie, war Posy, Savages Assistentin. Posy sah sehr gestresst aus.

    »Hi, wie geht’s?«, sagte sie automatisch in Isabelles Richtung. »Chrissie, sie will dich sprechen. Da drüben. Sofort!«
    Chrissie schien schlagartig nüchtern zu werden und eilte ohne Widerworte davon.
    »Ich fand die Schau unglaublich«, sagte Isabelle.
    »Ach ja? Toll«, antwortete Posy mit einem schwachen Lächeln.
    »Und wie geht’s ihr heute?«, erkundigte sich Jules mit leiser Stimme.
    Als Antwort drückte Posy die Hände auf die Ohren und gab eine lebhafte Pantomime von Edward Munchs Der Schrei zum Besten.
    »Sie ist doch jetzt bestimmt erleichtert, wo die Schau vorbei ist«, meinte Isabelle.
    »Ja, irgendwie schon. Das ist vorbei, also dreht sie jetzt wegen irgendwas anderem am Rad. Wir sehen uns. Muss weiter.«
    Ohne darauf zu warten, dass Chrissie von seiner Chefin freigegeben wurde, machten Isabelle und Jules sich auf den Heimweg, denn sie hatten beide später am Nachmittag noch etwas vor. Isabelle würde um drei abgeholt werden, um mit dem Rest der Society zu Meredith Quinces Haus zu fahren. Davor, um zwei, wollte sich die Band bei Jules treffen, um künftige Auftrittstermine und die Aufnahme ihrer neuen Demo-CD zu besprechen.
    Um die vereinbarte Uhrzeit war Jules gerade oben, also öffnete Isabelle. Ein schwarz gekleideter junger Mann stand auf der Schwelle. Es dauerte eine halbe Minute, bis Isabelle Karloff erkannte. Seine wilde Frisur war noch immer dieselbe, aber ohne seine Zwangsjacke sah er ganz anders aus, weniger unnahbar. Was ja bei den meisten Menschen der Fall wäre.
    »Oh, hi«, sagte er schüchtern. »Ist Jules da?«
    »Ja, komm rein«, antwortete Isabelle und trat zurück, um ihn hereinzulassen.

    Jules kam gerade die Treppe herunter und blieb wie angewurzelt stehen, als sie ihren Bandkollegen erblickte.
    »Hallo, Kazza«, sagte sie nach einem Augenblick.
    Karloff räusperte sich und ging dann langsam, wie im Traum, zum Fuß der Treppe, wo er stehen blieb und auf seine Schuhe schaute. Jules starrte geradeaus an die Wand. Es herrschte Schweigen.
    Isabelle erwog, sich auf Zehenspitzen aus diesem gehemmten Tableau davonzuschleichen. Stattdessen fragte sie fröhlich: »Und, habt ihr ein Treffen wegen der Band?«
    Karloff und Jules sahen voller Dankbarkeit zu ihr hinüber und antworteten gleichzeitig: »Ja. Ja, genau. Auf jeden Fall. Klar.«
    »Sind die Mädels noch im Auto?«, erkundigte sich Jules mit ungewöhnlich hoher Stimme. Sie räusperte sich und schob ihre Brille zur Nasenwurzel hoch.
    »Na ja, also«, erwiderte Karloff und hielt den Blick weiter auf Isabelle gerichtet, »die Sache ist so, Legend ist erkältet.«
    »Aber die anderen sind unterwegs?«
    »Nein. Ivy muss heute arbeiten.«
    »Und Bella?«, fragte Jules heftig und hielt sich am Geländer fest.
    »Die hat, na ja, irgendwie einen Notfall mit’nem Wasserrohr.«
    »Oh.« Langsam stiegjules rückwärts eine Stufe hinauf. »Soll das heißen, es sind nur... wir beide übrig?«
    Karloff nickte mehrmals.
    In diesem delikaten Augenblick öffnete sich die Haustür, und Chrissie erschien. »Oh, hallo, Karloff-Darling. Was siehst du doch heute wieder göttlich düster aus!«
    Daraufhin schien Jules aus ihrer Trance zu erwachen. Sie stapfte die Stufen hinunter, packte Isabelle und ging den anderen voraus in die Küche. Karloff und Chrissie folgten.
    In der Küche bemerkte Isabelle schelmisch: »Chrissie und ich
sollten euch allein lassen, damit ihr eure Besprechung abhalten könnt. Ich habe noch etwas in meinem Zimmer zu tun.«
    Doch Jules schoss einen dermaßen strengen Blick auf sie ab, dass sie sich ohne weiteren Spott am Tisch niederließ. Die Bassgitarristin von The Coven machte sich sodann verdrossen daran, den Wasserkessel zu füllen, und brummelte dabei an niemand Bestimmten gerichtet vor sich hin: »Ich fasse diese Weiber einfach nicht. Ich meine, wo ist da der Einsatz für die Band?«
    Isabelle und Chrissie drehten die Köpfe in Karloffs Richtung. Er stand stumm und bedrückt neben der Anrichte.
    »Bestimmt wollten sie eigentlich hier sein«, beschwichtigte Isabelle.
    »Verdammte Amateure. Ich hab das Ganze satt.«
    Jules stand jetzt schon so lange am Spülbecken und kehrte allen anderen den Rücken zu, dass Chrissie hinüberging, um sie zu erlösen.
    »Ich sag dir was, Schätzchen«, meinte er, nahm ihr den Kessel aus der Hand und geleitete sie sanft zum Tisch, »warum fangt ihr nicht an, du und Karloff? Ihr seid beide hier:

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