High Heels und Gummistiefel
lassen...« Isabelle machte Anstalten aufzustehen, doch Jules’ Hand schoss unter dem Tisch vor und schloss sich wie ein Schraubstock um Isabelles Handgelenk. Sie setzte sich wieder, während Chrissie die Kekspackung öffnete. Karloff bediente sich. Er schaute auf, begegnete Jules Blick, geriet in Panik und zerdrückte seinen Keks zu einer Handvoll Krümel.
»Haben die Pailletten-Katzenohren nicht einfach gottvoll ausgesehen?«, erkundigte sich Chrissie an Isabelle gewandt taktvoll.
»O ja«, beteuerte diese. »Ich war wirklich stolz auf alle Hüte. Am tollsten fand ich den Goldhelm.«
»Stimmt genau. Der Goldhelm ist das Allergrößte.«
Jules und Karloff tranken stumm ihren Tee. Nach ein paar Minuten sagte Karloff mit lebloser Stimme. »Okay. Ich glaube, ich... geh dann mal nach Hause. Also... ich rede mit den anderen und mache ein neues Treffen aus. In Ordnung?«
Als er weg war, ging Jules in ihr Zimmer und machte die Tür zu. Bald war manisches Getrommel und Gesang zu hören.
»Bauhaus, würde ich sagen«, bemerkte Chrissie, der mit Isabelle im Flur stand. »Auf die greift sie in Krisenzeiten normalerweise zurück. Komm in meine gute Stube, Darling, wir müssen uns unterhalten.« Er schloss die Tür hinter ihnen und grinste Isabelle an. »Schätzchen, hast du schon einmal so etwas Qualvolles gesehen?«
Isabelle schüttelte den Kopf. »Es ist so merkwürdig, denn auf der Bühne sind sie doch wirklich nicht schüchtern.«
»Auf der Bühne sind sie schamlos! Ich würde sagen, das ist die Magie des öffentlichen Auftritts. Aber wenn sie nicht auf der Bühne
stehen, können sie einander nicht in die Augen sehen. Die armen kleinen Lämmchen. Oder in diesem Fall sollte ich wohl eher schwarze Schafe sagen. Also, wie können wir das ändern?« Er legte die Stirn in Falten, dann schnalzte er begeistert mit den Fingern. »Warte mal! Bald ist doch Halloween! Ja, ich weiß, was wir machen! Und das Beste ist, dass Jules genau das besitzt, was wir brauchen.«
Chrissie hatte gerade noch genug Zeit, seinen brillanten Plan zu erläutern, bevor der Minibus mit Maud am Steuer vor dem Haus hielt, um Isabelle abzuholen.
Die Mitglieder der Quince Society saßen völlig überdreht vor Aufregung im Wagen. Den ganzen Weg nach Kew ließ die fantastische Aussicht, im Haus der lieben Meredith Tee zu trinken, sie erregt plappern. Isabelle schaute aus dem Fenster und überlegte, wie viel Thomas Quince wohl über The Splodge wissen mochte, falls er überhaupt davon wusste. Laut Lucy war er ziemlich alt – mindestens dreißig -, aber leider nicht alt genug, um seine Großtante gekannt zu haben.
»Wir sind da!«, rief Maud. »Bitte alle Passagiere von Bord!«
Die kleine Pilgerschar kletterte einer nach dem anderen aus dem Minibus, stand ein Weilchen herum und erging sich in begeisterten Ausrufen über die Eleganz und Schönheit von Merediths Wohnsitz und drängte sich dann auf der Schwelle zusammen. Lucy drückte energisch auf die Klingel. Als die Tür aufging, war Isabelle gelinde überrascht, den Fremden mit den Spielkarten im Hutband und dem schlammbespritzten Land Rover wiederzuerkennen. Alle betraten nacheinander das Haus, und Lucy stellte die Besucher vor.
»Und das ist unsere neueste Rekrutin, Izbl Peppy-on«, verkündete sie schließlich, den Arm um Isabelles Schultern gelegt. »Wissen Sie, sie ist Französin.«
»Herzlich willkommen.« Merediths Großneffe lächelte Isabelle mit zerstreuter Leutseligkeit an, ließ aber durch nichts erkennen,
dass er sie schon einmal gesehen hatte. Wahrscheinlich erinnerte er sich nicht an sie: Es war so eine kurze Begegnung gewesen.
Die Mitglieder der Quince Society wurden ins Obergeschoss geleitet und in einen Salon geführt, wo sanft verblichene Chintzsofas und Sessel um einen Tisch herumgruppiert waren, der mit Teegeschirr und Gebäck beladen war. Ein Feuer loderte im Kamin.
»Bitte bedienen Sie sich«, sagte Tom Quince und strich sich das Haar aus der Stirn. »Da stehen zwei große Teekannen, und auch genug Tassen, glaube ich. Und ich habe genug Scones für eine kleine Armee gemacht.«
Die Scones waren in der Mitte des Tisches zu einem verlockenden goldenen Haufen aufgestapelt worden. Alle nahmen Platz. Zuerst waren die Gäste scheu. Ein respektvolles Schweigen entstand, während Tee eingeschenkt wurde und man Marmelade und Rahm herumreichte. Dann, durch die Erfrischungen mutiger geworden, begannen alle auf einmal, ihren Gastgeber mit Fragen zu bestürmen. Waren dies hier alles
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