High Heels vs. Turnschuh (German Edition)
hochsah. Oh nein, über mir tröpfelte tatsächlich Wasser aus der Lampe. Und da ich ja nicht ganz doof bin, war mir dann auch klar, dass das Peng somit nicht von der Birne kam, sondern durch einen Kurzschluss verursacht wurde. Mit diesem Wissen rief ich Chris an und erklärte ihm die neue Situation.
Gelassen und locker wie er nun mal war, versprach er, sich dieser Sache am Abend anzunehmen. So auch geschehen. Nachdem er sich von meinen Ausführungen aber doch selbst überzeugen musste, verursachte er beim Einschalten der Lampe einen erneuten Kurzschluss. Kombinationsfähig wie er ebenso wie ich war, erklärte er mir, dass Strom und Wasser nicht miteinander harmonierten. „Sehr schlau“, dachte ich nur, aber er baute die Lampe tatsächlich noch am selben Abend ab, um vor weiteren Stromausfällen zu bewahren.
Fürs erste war ich beruhigt, hatte aber sogleich einen Grund gefunden, warum ich mal wieder durchs Möbelhaus flanieren musste. Eine neue Lampe musste her. Nach einer mehr oder weniger aufwändigen Trocknung, die vom Vermieter sofort veranlasst wurde, stand dem Aufhängen der neuen Lampe soweit nichts mehr entgegen. Dies war vor ungefähr 3 Monaten. Ich meine, es ist ja nicht so, dass Chris es nicht konnte, denn sowohl beim Einzug in unsere Wohnung als auch bei anderen Umzügen, hatte er seine handwerklichen Begabungen schon unter Beweis gestellt. Er weißelte mit seinem Freund dessen Wohnung, oder baute Schränke beim Nachbarn zusammen. Überall konnten andere seine Geschicklichkeit bestaunen, nur nicht mehr ich, Zuhause.
Dank des liebenswürdigen Herrn Meier durfte ich also nun mehr als mir lieb war, in die Handwerkerkünste Einblick nehmen. Nach einem weiteren dunklen Tag, fiel mir eine Anzeige in der Zeitung auf, in der Handwerksmeister Herrmann Kochewski speziell für Frauen einen Heimwerkerkurs anbot. Ein wirklich angenehmer Herr in den mittleren Jahren und übergroßen Bierbauch. Herr Kochewski kannte wohl sein eigenes Geschlecht nur zu gut, weshalb er auch mit dieser Geschäftsidee großen Erfolg hatte.
Ich meldete mich mit 14 weiteren Frauen an und lernte nun, wie man Lampen anschloss, sicher auf einer Leiter stand, den richtigen Bohrer auswählte, verspachtelte, malerte und einen Teppich verlegte. 6 Samstage á 3 Stunden überließ ich das Kind meinem Mann und lernte einfachste Reparaturarbeiten auszuführen. Was eine Frau heute alles können muss ist doch Wahnsinn. Ich ertappe mich immer öfter dabei, dass ich zwar Neuem gegenüber aufgeschlossen bin, aber doch an der alten Rollenverteilung hänge. Natürlich gibt es Kurse für Haushaltsführung, aber ich wage zu bezweifeln, dass dieser von Männern so rege besucht wird. Vielleicht von Homosexuellen, die ihre weibliche Seite unterstützen möchten.
Ich glaube mittlerweile auch, dass es selbst in der Steinzeit leichter war, eine Frau zu sein. Ich meine, was musste man denn damals tun als Frau? Mit dem Baby auf der Hüfte am Feuer stehen und das Fleisch wenden. Multi Taskin war wohl damals bei Frauen schon weit verbreitet. Frauen kehrten noch die Höhle aus und dekorierten mit ein bisschen Höhlenmalerei das Heim.
Und was tat Mann in dieser Zeit? Er kroch währenddessen im Gebüsch herum und legte sich mit einer Tarnung aus Blättern auf die Lauer, um nach etwas großem, Gefährlichem Ausschau zu halten. Voller Stolz brachte er dann seine erlegte Wildziege mit und klopfte sich dafür auf die Brust. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Frauen für die Instandhaltung der Höhle verantwortlich waren. Regale in Höhlenwände zu schlagen, fällt eindeutig unter Männerarbeit.
Nein, mal Spaß beiseite, es vergingen weitere Wochen, in denen mein Mann abends gestresst in unsere Höhle zurück kam und ich für das Zubereiten der mitgebrachten Beute und das Baby zuständig war. Aber ganz nebenbei hatte ich nun auch noch gelernt die Höhle instand zu halten und mit der Erfindung der Bohrmaschine war ich bestens vertraut. Glühbirnen auswechseln oder einen verstopften Abfluss frei zu bekommen, gehörten also nun zu den weiteren Aufgaben in meinem Leben. Wäre ich eine Steinzeitfrau, hätte ich spätestens jetzt meinen faulen Neandertaler losgeschickt, mal etwas Besonderes zu erlegen. Wenn ich schon meine Regale selbst in Stein meißeln muss, dann kann er mir wenigstens, zur Abwechslung einen T-Rex erlegen.
Die Bedeutung in der Aussage „Ich werde immer da, sein“, traf mich daher wie ein Schlag. Bei Chris hieß das nämlich lediglich, dass er
Weitere Kostenlose Bücher