High Heels vs. Turnschuh (German Edition)
anwesend ist. Ja, anwesend war er schon, mehr aber auch nicht.
Ich kann mich noch gut dran erinnern, dass er noch vor einiger Zeit den Staubsauger nehmen wollte um mir zu helfen und mich zu schonen. Nur auf einmal schien es, als hätte er Angst sich durch dieses Ding einen mysteriösen Virus einzufangen. Auch das schleppen von Wäschekörben konnte er sich nicht vorstellen. Wurde dies doch in der guten alten Zeit gemacht und kann unmöglich heute noch, in unserer technisierten Welt, aktuell sein. Vom Müll rausbringen und kleineren Reparaturarbeiten ganz zu schwiegen.
Aber als wäre das mit der Lampe nicht schon genug gewesen, traf es nun auch noch die Waschmaschine. Kaputt, nichts ging mehr. Mit Baby ist das schon fast eine Katastrophe. 3 Maschinen mussten gewaschen werden und dieses elende Ding tat nichts. Eigentlich bemühe ich mich ja schon, mich seiner Lockerheit anzupassen, aber nun war ich am Verzweifeln. Ich probierte, schraubte hier den Schlauch ab, dort den Sieb auf und versuchte immer wieder mein Glück. Nein, dieses blöde Ding ging wirklich nicht mehr. Mir wurde klar, dass meine neu erlernten Fähigkeiten hier nicht weiter helfen würden. Ich überlegte Fieberhaft. Gab es denn in der Nähe einen Waschsalon? Nein, ist ja auch nicht so wie in Amerika, wo an jeder Ecke solche Waschtreffs wie Pilze aus dem Boden schossen.
Völlig aufgebracht, ging ich zu Chris ins Wohnzimmer, um von ihm, was eigentlich, zu erwarten?
Er konnte meine Panik natürlich nicht verstehen. Warum auch, ist doch bloß die Waschmaschine. Schlimmer wäre es doch, wenn der Fernseher ausfiel und er das nächste Fußballspiel nicht sehen könnte.
Verzweifelt bat ich ihn, gleich, sofort, auf der Stelle, es musste schnell gehen, jemanden anzurufen, der die Waschmaschine mal anschauen sollte, woraufhin er nur träge meinte, »kannst du das nicht selber?«
Aha, wie oft hatte ich für ihn eigentlich schon irgendwo angerufen, obwohl er das eigentlich hätte selber machen können? Frustriert suchte ich eine Nummer aus den unzähligen Reparaturservices heraus und erklärte dann einem Profi die Sachlage, während Chris im Hintergrund immer wieder dazwischen quatschte und mir Zeichen gab, welche Fragen ich stellen sollte. Wie hoch sind die Anfahrtskosten, welche weiteren Kosten entstehen, wenn die Maschine mitgenommen werden musste und natürlich, wann denn jemand vorbeikommen würde? Ohne ein weiteres Wort übergab ich ihm genervt den Telefonhörer. Wieder einmal war er verdutzt über meine Reaktion und erklärte dann dem Mann am anderen Ende ganz lapidar, dass seine Frau sich mit solchen Sachen ja nicht auskenne und deswegen er dieses Gespräche jetzt übernehmen müsse.
Nachdem er alles, was ich doch gerade schon erklärt hatte, noch einmal wiederholte, legte er auf und meinte, »morgen zwischen 8:00 und 13:00 Uhr musst du Daheim sein, dann kommt jemand vorbei und sieht sich die Waschmaschine an.«
»Was, zwischen 8:00 und 13:00 Uhr, was ist denn das für eine Zeitangabe?«, fragte ich ihn entgeistert. Wieso wurde vorausgesetzt, dass ich 5 Stunden das Haus nicht verlasse und warte? Sicher, ich bin zwischenzeitlich zur Allein-Daheim-Sitzerin mutierte, aber wenigstens hätte ich die Möglichkeit, wenn ich wollte oder musste, vor die Haustür zu treten. Ja, das sollte mir auch einmal einfallen. Essen gibt’s irgendwann zwischen 18:00 und 23:00 Uhr und Termine nehme ich nur noch war, wenn ich gerade Zeit und Lust dazu hatte.
Es fällt mir sehr schwer gelassen zu bleiben, angesichts dieser Selbstverständlichkeit. Dass es keine Eskalation in dieser Situation gab, ist wirklich nur meinem Wunsch nach einer intakten Waschmaschine zu verdanken.
Na ja was soll´s, zumindest würde der Techniker noch vor seiner Mittagspause erscheinen. Um 12:30 Uhr war es dann soweit und um 12:35 Uhr wurde mir mitgeteilt, »da ist nichts mehr zu machen.«
Vielen Dank auch für 5 Stunden warten.
Sie halten ihrem Mann den Rücken frei und finden eigenhändig Lösungen, um ihn von allen belanglosen Notwendigkeiten Daheim zu verschonen.
Sie reagieren stets gelassen in Konfliktsituationen und können dadurch mancherlei Eskalation verhindern.
Dank meiner Gelassenheit und meinen neu erworbenen handwerklichen Fähigkeiten, kann ich wohl diesen Teil als gemeistert betrachten.
Der Muttertrag
Chris wurde nicht müde zu betonen, wie die Arbeit ihn stresste. Abends brachte er gerade noch ein müdes «Hallo» heraus, bevor er sich mit seinem
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