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Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Titel: Highland-Saga 03 - Schild und Harfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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drehte sich um. Sie mussten dringend die umliegenden Bauernhöfe aufsuchen und sich Material für Strohsäcke besorgen. Wieder brummte eine der verfluchten Stechmücken an seinem Ohr. Er verscheuchte sie mit wilden Gesten, die Munro schmunzeln ließen. Doch ihm selbst war nicht zum Lachen zumute. Immer wieder sah er die entsetzliche Szene vor sich, die sich in der Nähe der Kirche abgespielt hatte, und jedes Mal lief es ihm kalt über den Rücken.
    Er wandte den Kopf und sah Leticia traurig an. Sie schlief. Ihre Lider waren angeschwollen, und ihr Gesicht war noch mit dem Blut ihres Mannes befleckt. Sie tat ihm leid. Was würde sie nun anfangen? Ganz unmöglich, dass sie jetzt noch bei der Armee blieb. Wenn Munro nicht so geistesgegenwärtig reagiert hätte, wäre ihre Tarnung aufgeflogen. Der Anblick des jungen Soldaten, der Evans Körper umklammert, ihn geküsst und heiße Tränen vergossen hatte… das hätte wohl manchen verblüfft.
    Aber Munro hatte die junge Frau ins Unterholz geschleppt und sie gezwungen, fast seine ganze Ration Rum auszutrinken, damit sie sich beruhigte. Indes … Alexander hatte gemeint, ein eigenartiges Glitzern in Campbells Blick wahrzunehmen, als dieser Leticia angeschaut hatte. War dem Sergeanten klar geworden, dass der junge Soldat in Wahrheit eine Frau war, oder fühlte er sich von Männern angezogen? Wie auch immer, anscheinend hatte er in seinem Bericht an Hauptmann Macdonald nichts davon erwähnt.
    Munro zündete eine Laterne an und hängte sie an den Zeltpfosten, bevor er hinausging. Die Schüsse, die ein paar unermüdliche kanadische Milizionäre immer noch abgaben, fielen jetzt seltener. Die Nacht senkte sich über das Lager, und mit ihr kehrte die Angst zurück, welche die Männer beim Essen kurzzeitig vergessen hatten. Um sie herum erklangen wieder die Schreie der Wilden, als wollten sie die Fremden daran erinnern, was sie erwartete, wenn sie ihnen in die Hände fielen. Rund um Stanwix hatte es auch Rothäute gegeben, aber bei Nacht hatten ihnen eine vierzehn Fuß hohe Palisade aus angespitzten Pfählen und ein tiefer Graben eine gewisse Sicherheit geschenkt. Hier waren die Wachposten und ihre Zeltwände ihr einziger Schutz.
    Die Zeltklappe wurde hochgehoben, und sein Cousin erschien wieder. Er trug einen Napf mit Eintopf in der Hand, den er ihm reichte, wobei er mit einer Kopfbewegung auf Leticia deutete, die immer noch schlief.
    »Sie muss etwas essen. Was in den Töpfen übrig bleibt, wird sonst den Schweinen vorgeworfen.«
    Alexander nahm den Behälter und stellte ihn neben sich auf das niedergetretene Gras. Er wagte nicht, die junge Frau anzurühren. Der Schlaf war eine Zuflucht und schützte sie vor der harten Wirklichkeit, der sie sich würde stellen müssen. Lange sah er sie an, dann fasste er einen Entschluss. Sanft strich er ihr über das zerzauste Haar, in dem Kiefernnadeln steckten. Sie drehte sich auf den Rücken, so dass die Rundung ihrer Brust sichtbar wurde. Alexander konnte nicht umhin, den Blick darüber schweifen zu lassen, bevor er sich ein wenig beschämt abwandte. Er strich ihr über die Wange, und die junge Frau schlug die Augen auf.
    »Ähem … du solltest ein wenig essen, MacCallum.«
    Sie gab keine Antwort und regte sich nicht. Stattdessen musterte sie ihn wortlos, und er wand sich unter ihrem Blick. Was sollte man einer Frau sagen, die auf so tragische Weise ihren Mann verloren hatte? Er musste sich eingestehen, dass er keine Ahnung von Frauen hatte; er wusste höchstens, wie man sich ihrer bediente, um sich Lust zu verschaffen …
    Obwohl er nicht abstreiten konnte, dass er sie immer noch begehrte, mochte er sie nicht berühren. Leticia war ihm viel zu kostbar, um sie auf diese Art auszunutzen. Für ihn war sie inzwischen so etwas wie eine Mutter, eine Schwester oder eine Freundin. In gewisser Weise hatte sie ihm eine Seite der menschlichen Natur enthüllt, die er zuvor nicht gekannt hatte, und ihm erlaubt, sie zu entwickeln: die selbstlose Liebe. Er wusste, dass er Leticia liebte, weil schon der Gedanke, dass sie gehen würde, ihn zerriss. All das wollte er nicht aufs Spiel setzen. Für die körperliche Liebe waren andere Frauen gut genug. Wenn zusammen mit dem Nachschub aus Boston die Freudenmädchen eintreffen würden, brauchte er bei ihnen nur zuzugreifen. Freundschaft war eine ganz andere Sache.
    »Komm schon, MacCallum …«
    Er half ihr, sich aufzusetzen, und stellte die Schale in ihren Schoß. Sie sah auf das Essen hinunter und

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