Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Titel: Highland-Saga 03 - Schild und Harfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
Vom Netzwerk:
Leblanc!«
    »Mam’zelle Isa!«, schrie das Mädchen auf und versuchte viel zu spät, den Krug hinter ihrem Rücken zu verstecken. »Was macht Ihr denn hier? Wieso seid Ihr nicht zusammen mit den anderen in der Milchkammer beim Waschen?«
    »Das hattest du dir wohl erhofft, nicht wahr, Perrine? Seit wann stiehlst du schon von unseren Vorräten? Du weißt genau, dass wir eine Hungersnot haben, und …«
    Ihre Augen hatten sich inzwischen an das schwache Licht gewöhnt, und jetzt riss Isabelle sie verblüfft auf. Ihr erstaunter Blick glitt über die Regale, die mit Töpfen, Schalen, Vorratskrügen und Fässern aller Arten gefüllt waren. Von der Decke hingen Wurstketten und Schinken herunter. An einer anderen Wand standen Reihen um Reihen von gutem Käse, Marmeladetöpfen und allerhand eingelegten Lebensmitteln.
    »Aber… woher kommt denn das alles? Ich dachte, unsere Vorräte seien erschöpft?«
    »Unsere Vorräte an frischen Waren, ja«, erklärte Perrine in argwöhnischem Tonfall. »Aber Eure Mutter sorgt dafür, dass es Euch an nichts mangelt …«
    »Du meinst, während die Leute hungers sterben, hortet meine hochverehrte Mutter all diese Lebensmittel? Das ist ja schrecklich!«
    »Schrecklich? Ihr habt immer genug zu essen, Mam’zelle Isa. Worüber beklagt Ihr Euch?«
    Isabelle inspizierte immer noch die Regale. Da waren in Salzlake eingelegte Oliven, Kapern und Sardellen. Trockenfrüchte und eingemachtes Obst. Kaffee, Zucker, Schokolade und Melasse. Und all das in ausreichender Menge, um eine achtköpfige Familie mehrere Monate lang zu ernähren. Das war ja skandalös! Sie schämte sich. Wie konnte ihre Mutter, die behauptete, so fromm zu sein, ruhig schlafen, obwohl sie wusste, dass Kinder weinten, weil sie nichts zu essen hatten und ihr Magen ihnen ohne Unterlass Hungerqualen bereitete? Wie brachte sie das fertig? Sie wandte ihren Blick erneut Perrine zu, die sich Kinn und Hals mit einem Schürzenzipfel abwischte.
    »Und du, wie lange weißt du schon, was alles in diesem Raum verschlossen ist?«
    »Was soll ich denn machen?«, verteidigte sich das Dienstmädchen und reckte die Brust. »Entweder ich halte den Mund, oder ich suche mir eine neue Stellung. Glaubt Ihr, ich habe Lust, auf der Straße zu stehen?«
    »Weiß Mamie Donie Bescheid?«
    »Nein, das glaube ich nicht.«
    »Und mein Vater? Weiß er davon?«
    »Natürlich! Er lässt die Sachen schließlich kommen. Steckt doch einmal den Kopf unter der Decke hervor, Mam’zelle Isa! Allzu viel Scharfsinn braucht es nicht, um sich vorzustellen, dass wir das alles nicht den Hausierern abgekauft haben.«
    Die Dienerin wandte sich zum Gehen, doch Isabelle vertrat ihr den Weg. Ihr war eine Idee gekommen.
    »Kommst du oft hier herunter, um dich an dem Pflaumenschnaps meines Vaters zu bedienen?«
    Vor Isabelles drohendem Blick wich Perrine zurück.
    »Nein… das war das erste Mal.«
    »Schwörst du mir das beim Leben des Jesuskinds? Du weißt schon, dass man für freche Lügen in die Hölle kommen kann, oder?«
    »Nun ja … vielleicht ein- oder zweimal.«
    »Hmmm … oder drei- oder viermal?«
    »Ihr werdet mich doch nicht verraten, oder, Mam’zelle Isa? Was soll denn dann aus mir werden?«
    Isabelle gefiel es gar nicht, so mit der armen Perrine umzugehen. Doch sie musste sich unbedingt ihrer Ergebenheit versichern.
    »Étienne könnte dich zu sich nehmen. Er mag dich gern, oder?«
    Die Dienstmagd erbleichte und stieß einen verblüfften Laut aus.
    »Beim nächsten Mal solltest du lieber die Tür der Milchkammer verschließen, wenn du verstehst, was ich meine.«
    Das war zu viel für Perrine, und sie schluchzte los. Isabelle biss sich auf die Lippen. Vielleicht war sie ein wenig zu weit gegangen.
    »Ich liebe Monsieur Étienne, und er liebt mich auch. Aber bitte erzählt das nicht Eurer Mutter … Sie würde es nicht verstehen…«
    »Ich werde nichts sagen, Perrine, wenn du mir dafür versprichst, nicht mehr vom Branntwein meines Vaters zu stehlen.«
    »Ich verspreche es … bei unserem Herrn Jesus.«
    »Gut. Du kannst mir noch einen anderen Gefallen tun.«
    »Alles, was Ihr wollt, Mam’zelle Isa.«
    »Der Schlüssel, mit dem du diese Tür geöffnet hast… gehört der meiner Mutter?«
    Mit tränenüberströmtem Gesicht schüttelte das junge Hausmädchen den Kopf.
    »Nein, das ist ein Zweitschlüssel. Sie weiß, dass ich niemandem verraten werde, was hier drin ist. Ich bekomme gut zu essen und bin gut untergebracht. Das werde ich nicht aufs Spiel setzen,

Weitere Kostenlose Bücher