Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Titel: Highland-Saga 03 - Schild und Harfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
Vom Netzwerk:
einforderten. Wie konnte Gott nur zulassen, dass so viele Unschuldige unter derart elenden Umständen lebten, während andere, die behaupteten, seine Diener zu sein, im Überfluss schwammen? Wie zum Beispiel im Palast des Bischofs und in den Klöstern. Nein, sie war ungerecht. Der Bischofspalast lag in Trümmern. Und die Nonnen waren eine Säule der Gemeinschaft und widmeten sich mit Leib und Seele ihrem Nächsten, wie Gott es ihnen gebot. Davon hatte sie sich überzeugen können. Die Schwestern hatten Franzosen wie Engländer mit derselben christlichen Nächstenliebe und Selbstvergessenheit gepflegt. Von ihnen hätte ihre Mutter noch viel lernen können. Ein Aufenthalt im Kloster würde ihr guttun.
    Die junge Frau spürte, dass sie jemand beobachtete, und öffnete die Augen: Da stand Soldat Macdonald auf einer Türschwelle und sah sie an. Sie erstarrte und konnte sich erst wieder rühren, als seine beiden Kameraden ebenfalls auftauchten. Die drei Männer besprachen sich und zögerten. Schließlich entschied Macdonald sich, auf sie zuzutreten. Lauf weg, Isa! Bleib nicht hier stehen! Aber ihre Beine wollten ihr nicht gehorchen. Der Wind von See ließ ihre Röcke um die Waden flattern. Sie wartete, bis er sie erreicht hatte.
    »Guten Tag«, sagte er mit rauer Stimme und sah sie aus seinen schönen blauen Augen an, die sie erbeben ließen.
    Er strich eine Haarsträhne weg, die ihm vors Gesicht flog, und steckte sie hinter seinem Ohr fest. Sie bemerkte, dass die Haut an seinem Hals noch leicht gelb und violett angelaufen war.
    »Guten Tag«, gab sie mit gepresster Stimme zurück.
    Er lächelte ihr zu und ließ den Blick über ihre Umgebung schweifen.
    »Ihr … sollt hier nicht allein sein.«
    »Ich weiß, aber meine Cousine konnte mich heute Morgen nicht begleiten. Sie hatte einen Besuch zu machen und …«
    Der Mann runzelte die Stirn.
    »Eure Cousine?«
    »Madeleine, die junge Frau, die gestern mit mir hier war. Ich muss mich für ihr Benehmen entschuldigen… Sie …«
    »She disnae like us, aye ?«
    Isabelle zog fragend die Augenbrauen zusammen.
    »Sie … kann uns nicht gut leiden, aye ? Ich verstehe.«
    »Danke.«
    »Ihr… nach Hause gehen?«
    Aus dem Augenwinkel schielte Isabelle nach den beiden anderen Soldaten, die in einiger Entfernung warteten.
    »Ja. Mein Vater wird sich Sorgen machen, wenn ich zu lange ausbleibe.«
    »Hmmm…«
    Er trommelte mit den Fingern nervös auf dem Kolben seines Gewehrs, dessen Bajonett sich zwischen seinen Füßen in den Boden bohrte. Isabelle wusste, dass es klüger gewesen wäre, sich sofort zu verabschieden. Aber etwas hielt sie zurück. Mit einem Mal wurde ihr klar, dass sie nicht einmal den Vornamen des Soldaten kannte.
    »Wie ist Euer Name?«
    »Alexander. Alexander Macdonald.«
    »Sehr erfreut, Monsieur Alexander.«
    »Und Ihr, Mademoiselle?«
    »Isabelle Lacroix.«
    »Iseabail  …«
    »Nein, es heißt I – sa – belle.«
    »Aye , Isabelle. Iseabail  … sagt man in meinem Land.«
    »Ah! Das klingt… hübsch.«
    »Sehr hübsch, wie Ihr.«
    Er lächelte. Aufs Höchste alarmiert, wich sie einen Schritt zurück, bereit zu flüchten, als stünde sie einem ganzen Regiment von Highlandern gegenüber. Alexander fürchtete, sie würde wieder davonlaufen, und streckte eine Hand aus, um sie zum Bleiben zu bewegen. Während seiner Patrouille hatte er die ganze Nacht lang an sie denken müssen. Der einfache Umstand, dass er endlich frei und offen mit ihr sprechen konnte, erfüllte ihn mit Freude. Er wünschte nur, sie würde ihm noch ein paar Minuten schenken.
    »Dinna go, please. Ich möchte Euch danken, Mademoiselle Lacroix.«
    Wie er ihren Namen aussprach, tat Isabelles Ohren weh. Hatten die Schotten alle einen so ausgeprägten Akzent?
    »Ich habe nichts für Euch getan, was nicht auch die Nonnen getan hätten, Monsieur. Und außerdem… war es das Mindeste, was ich tun konnte, nachdem Ihr Ti’Paul gerettet habt.«
    Er zuckte die Achseln.
    »Ich Euch bringen zu Eurem… home ?«
    »Nach Hause«, verbesserte sie ihn.
    »Nach Hause… aye !«
    »Ich komme schon zurecht. Ihr müsst gewiss auf Euren Posten zurückkehren; ich halte Euch auf.«
    »Nicht nötig«, antwortete er heiter. »Patrouille ist fertig. Ich will nur schlafen gehen …«
    Hoffentlich nahm sie seinen Satz nicht für ein anzügliches Angebot!
    »Ich bin müde … Auf patrol ganze Nacht«, setzte er daher hinzu.
    Sie nickte.
    »Dann gute Nacht, Monsieur Alexander.«
    Sie fühlte sich ganz eigenartig,

Weitere Kostenlose Bücher