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Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Titel: Highland-Saga 03 - Schild und Harfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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welche Folgen es haben konnte, wenn man sich mit dem Feind einließ? Er konnte ja gerade noch verstehen, dass sie Gefallen an diesem Schotten gefunden hatte. Eine so hübsche, sinnliche junge Frau ließen die Komplimente eines Mannes sicherlich nicht ungerührt. Aber Isabelle war immer noch mit des Méloizes verlobt. Sie musste lernen, sich ihrer Stellung entsprechend zu verhalten. Außerdem sollte sie daran denken, dass der Krieg noch nicht vorbei war und drei ihrer Brüder womöglich…
    Ein Schmerz durchfuhr seine Brust, und sein Gesicht verzerrte sich. Seine Finger krallten sich in sein schweißdurchtränktes Hemd, und er ließ sich in seinen Sessel fallen.
    »Geht es Euch gut, Papa?«
    »Ja … ich glaube, Sidonies Gänseleberpastete liegt mir ein wenig schwer im Magen, nichts weiter. Lass mich jetzt allein. Ich muss über all das nachdenken…«
    »Gut. Es tut mir schrecklich leid, dass ich Euch solche Sorgen bereite.«
    Mit einer Handbewegung entließ er sie. Einen Moment lang dachte sie daran, ihn zu küssen, so wie sonst, wenn sie sein Arbeitszimmer verließ. Doch dann überlegte sie es sich anders und schloss im Hinausgehen leise die Tür hinter sich.
    Als Charles-Hubert allein war, wartete er, bis der Schmerz verging. Dann stand er langsam auf und schenkte sich ein Glas Pflaumenschnaps ein. Mit einem Zug kippte er den Alkohol hinunter und trat an einen herrlichen Globus, den er vor zehn Jahren aus Frankreich mitgebracht hatte. Er versetzte die Sphäre in Drehung, schaute eine Weile darauf und hielt sie dann abrupt an. Sein Finger lag auf Südamerika. Er fuhr damit von einem Kontinent zum anderen und überquerte die Meere: Afrika, Europa … Ah, Frankreich. Er zögerte. Großbritannien, Schottland.
    »Ein Schotte«, brummte er laut und zog eine verächtliche Miene.
    Was war da schon der Unterschied zu einem Engländer? Und außerdem, was hatte dieser Schotte, was des Méloizes nicht besaß? Natürlich hatte er genau wie alle anderen gehört, was man sich über den Hauptmann erzählte… und er wusste, dass diese Gerüchte Isabelle zutiefst verletzt hatten. Doch das waren nur Verleumdungen. In den Tagen nach der Niederlage hatte des Méloizes als Verbindungsoffizier zwischen dem Lager in Beauport unter Ramezay gedient, der damals noch auf seinem Posten als Stellvertreter des Königs in Québec gewesen war. Im Rahmen seines Einsatzes, der darin bestanden hatte, Ramezay über den Abmarsch der Truppen zum Jacques-Cartier-Fluss zu informieren, hatte des Méloizes tatsächlich einen Teil der Nacht bei seiner Schwester verbracht und sich mit einer Dame in eines der Zimmer zurückgezogen.
    Doch in Wahrheit hatte der junge Mann die arme Frau über den Tod ihres Gatten in Kenntnis gesetzt, der an den schweren Verwundungen, die er sich in der Schlacht auf den Höhen zugezogen hatte, gestorben war. Obwohl die Witwe abgestritten hatte, Trost in den Armen des Hauptmanns gesucht zu haben, hatte das leider ausgereicht, um die Gerüchteküche zum Brodeln zu bringen, und hinter Isabelles Rücken wurde immer noch darüber getuschelt. Doch er wusste ganz genau, dass dieser Klatsch vor allem ihn verletzten sollte, weil er ein Freund von Intendant Bigot war.
    Sein Zorn verflog und machte Schuldgefühlen Platz. Charles-Hubert schüttelte den Kopf und kehrte in seinen Sessel zurück. Hatte er das Recht, von Isabelle zu verlangen, dass sie mit diesem Mann brach und ihn nie wiedersah? Er hatte immer alles getan, um sie glücklich zu machen. Würde er ihr heute ihr Glück versagen? Hatte er das Recht, seiner Tochter einen Mann aufzuzwingen, der seiner Meinung nach ihrer würdig war? Er wusste, wenn er es verlangte, würde sie sich seinen Wünschen beugen und des Méloizes heiraten. Aber sie liebte ihn nicht. Und was eine Ehe ohne Liebe bedeutete, das wusste er nur allzu gut…
    Zugestanden, er hatte seine Kinder, die ihm viel Zuneigung entgegenbrachten. Aber Kinder wurden groß und verließen das Nest der Familie. Louis und Étienne führten schon ihr eigenes Leben. Bald kam Guillaume an die Reihe. Und jetzt Isabelle … Sein Haus leerte sich. Bald würde nur noch Paul übrig sein. Aber das reichte nicht, um den Mangel an Liebe auszugleichen, diesen Abgrund, der Justine und ihn trennte. Heute quälte ihn die Lieblosigkeit zwischen seiner Frau und ihm noch mehr als früher. Und doch, hatte er sein Unglück nicht selbst verschuldet?
    Von Anfang an hatte er gewusst, dass Justine in einen anderen Mann verliebt war. Trotzdem hatte er

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