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Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Titel: Highland-Saga 03 - Schild und Harfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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ihrer Briefe geschrieben. Du spazierst allein durch die Stadt, die voller englischer Soldaten ist… Forderst du das Unglück heraus, oder bist du noch naiver, als man meinen möchte?«
    »Ich war nicht allein. Marcelline und Toupinet waren doch bei mir!«
    Wie vor den Kopf geschlagen verstummte Étienne.
    »Hat Madeleine nichts von ihr gesagt? Marcelline ist ebenfalls…«
    »Was? Marcelline auch?«
    Er stieß hörbar den Atem aus. Vor Zorn schwollen die Adern an seinem Hals an, und er stieß einen Schrei aus.
    »Es tut mir so leid, Étienne … Ich habe doch geahnt, dass zwischen euch etwas war, und ich bedaure, dass ich es dir auf diese Weise mitgeteilt habe …«
    Der junge Mann starrte sie wütend an. Dann, mit einem Mal, packte er den Kragen des Uniformrocks, entriss ihn ihr und schwenkte das Kleidungsstück vor ihr herum.
    »Das hier, das ist die Uniform des Teufels, Isabelle Lacroix! Wo ist Marcelline? Was haben diese verfluchten Bastarde mit ihr gemacht?«
    Isabelles Kinn bebte vor innerem Aufruhr. Die junge Frau war vollständig verängstigt, denn sie wusste genau, was Étienne tun würde, wenn er Alexander entdeckte, vor allem, nachdem er ihre Antwort gehört hätte.
    »Sie ist… tot.«
    »Tot?«
    In dem Ton, mit dem er das Wort aussprach, lag ein so tiefer Schmerz, dass Isabelle spürte, wie ihr Magen sich zusammenzog. Étienne stand sprachlos da; der Rock baumelte in seiner Hand. Obwohl ihr kalt war, wagte sie nicht, ihn sich zurückzuholen.
    »Tot?«
    »Étienne …«, murmelte Louis und trat auf ihn zu.
    »Tot? Sie ist tot? Sie haben Marcelline umgebracht?«
    »Nein«, versuchte Isabelle zu erklären, »sie … hat sich erhängt.«
    Étienne stieß einen markerschütternden Schrei aus, bei dem einem das Blut hätte gefrieren können. Er fiel auf die Knie und ließ den Rock fallen.
    »Es tut mir leid, Étienne. Ich wusste nicht, dass du sie so sehr liebst…«
    Louis nahm ihren Arm.
    »Es gibt Dinge, von denen du nichts weißt, Isa. Marcelline … war seine Tochter.«
    Diese Enthüllung kam so überraschend, dass sie schwankte. Sie sog scharf die Luft ein und riss die Augen auf. Étienne war stöhnend auf dem Boden zusammengesunken. Marcelline … war Étiennes Kind gewesen?
    »Geh deine Sachen packen. Du kommst mit uns.«
    Die Worte drangen an ihre Ohren, doch sie war wie gelähmt und hörte nichts. Immer noch starrte sie ihren Bruder ungläubig an.
    »Isa!«
    Jemand schüttelte sie grob, als wolle er ihr die Gedanken zurechtrütteln. Sie drehte sich um.
    »Hast du verstanden?«
    »Ich gehe nicht mit euch, Louis«, erklärte sie leise und machte sich los.
    Étienne, der wieder aufgestanden war, warf ihr, vor Wut völlig außer sich, den roten Uniformrock ins Gesicht. Sie biss die Zähne zusammen.
    »Du hast noch nicht auf meine Frage geantwortet. Wem … gehört … dieser… vermaledeite… Rock?«, schrie er, wobei er jedes Wort einzeln betonte.
    »Er hat nichts mit dem zu tun, was Marcelline zugestoßen ist…«
    Panik stieg in Isabelle auf. Erneut schmeckte sie die Küsse ihres Liebsten.
    »Die Männer, die uns überfallen haben, sind aufgehängt worden. Gouverneur Murray…«
    »Dieser Bastard Murray soll doch zur Hölle fahren! Ich hege nicht die geringste Sympathie für ihn. Dazu habe ich viel zu oft miterlebt, wie meine Kameraden von seinen verfluchten Kanonenkugeln zerrissen oder von den Säbeln dieser Horde von Wilden in Röcken in Stücke geschlagen worden sind.«
    »Ja, glaubst du denn, unsere tapferen französischen Soldaten wären Heilige?«, brach es aus Isabelle heraus. »Ich versichere dir, dass sie genauso mit Witwen und Waisen umspringen würden, wenn sie sich auf englischem Boden befänden! Sie waren sich nicht zu schade, in der Stadt zu plündern, und zwar schon von Anfang der Bombardements an. Sie haben sogar unseren eigenen Frauen Gewalt angetan, Étienne!«
    »Wie kannst du nur so reden, nach dem, was sie mit dir gemacht haben? Aber vielleicht hat es dir ja gefallen …«
    Die schallende Ohrfeige, die Isabelle ihm versetzte, ließ Louis zusammenzucken. Étienne fasste sich an die Wange, warf seiner Schwester einen bitterbösen Blick zu und spie auf den Boden.
    »Du bist nichts als ein Luder, nein, schlimmer noch, eine Verräterin! Wo ist er?«
    »Er hat nichts zu tun mit… Nein, Étienne!«
    Entsetzt schrie Isabelle auf. Ihr Bruder hatte seinen Dolch gezogen. Instinktiv stellte sie sich vor die Tür der Milchkammer. Er würde Alexander in Stücke hauen, um Marcelline

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