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Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Titel: Highland-Saga 03 - Schild und Harfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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zu rächen! Sie musste etwas unternehmen, ihn warnen! Louis packte ihren Arm.
    »Alex!«
    Sie kämpfte wie eine Löwin, doch vergeblich. Étienne war in die Milchkammer getreten. Ein einziger Laut drang zu ihnen; ein ersticktes Aufstöhnen und dann nichts mehr. Isabelle brach in Tränen aus.
    »Nein, Alex…«
    Laut schreiend prophezeite Guillaume das Entsetzen und den Wahnsinn der Apokalypse, die über die Menschen kommen würden. Die Arme zum Himmel gereckt, hüpfte er auf der Stelle. Wut ergriff die junge Frau. Louis hatte Mühe, sie festzuhalten. Knarrend öffnete sich die Tür der Milchkammer. Aus dem Dunkel leuchtete Alexanders weißes Hemd hervor. Wer hielt da wen im Griff? Eine Klinge, die an einer Kehle saß, blitzte auf. Merkwürdigerweise fühlte Isabelle sich erleichtert, als sie sah, dass Alexander Étienne vor sich her schob und mit dem Dolch keuchend in ihre Richtung wies. Guillaume zappelte immer noch herum und flehte die Barmherzigkeit des Himmels herab. Endlich ließ Louis Isabelle los, die zu ihrem Liebsten rannte.
    »Dreckiges kleines Luder!«, zischte Étienne gereizt. »Du bist wahrhaftig Justines Tochter!«
    »Schweig, Étienne«, meinte Louis warnend. »Gib Acht darauf, was du sagst.«
    »Verflucht, Louis! Deine Schwester treibt sich mit den Engländern herum, während wir uns abschinden, um sie von hier zu vertreiben!«
    »Sie ist auch deine Schwester. Beruhige dich ein wenig. Vielleicht ist es ja gar nicht so, wie du glaubst.«
    Isabelle wurde von einem sarkastischen Auflachen geschüttelt. Alexander drückte sie an sich. Guillaume drehte sich, die Arme zum Himmel erhoben, um sich selbst, und stieß irre Schreie aus.
    »Aber Louis! Bist du blind, oder ist es hier zu dunkel?«, brüllte Étienne. »Ich würde dir sogar schwören, dass er es ihr schon ordentlich besorgt hat!«
    Verlegen sah Louis Isabelle an und wagte nicht, sie nach dem zu fragen, was er im Grunde seines Herzens schon befürchtete. Er kannte seine kleine Schwester gut: Sie war leidenschaftlich und temperamentvoll. Auf ihre wagemutige und neugierige Art stürzte sie sich Hals über Kopf ins Leben und war zu allem bereit. Sie war ein Wirbelwind, der alles davonfegte, dem er begegnete. Aber so war Isabelle nun einmal, und er liebte sie so, wie sie war. Seit ihrer Geburt war er ihr immer zärtlich zugetan gewesen. Doch an diesem Abend sah er sie im Mondschein, mit ihrem zerwühlten Haar und ihrer schmutzigen, unordentlichen Kleidung mit einem Mal als die Frau, die sie geworden war. Schön, anmutig und gierig nach den Freuden des Lebens. Eine Frau, die dazu geschaffen war zu lieben und leidenschaftlich geliebt zu werden. Doch selbst in der Liebe suchte sie unbewusst die Provokation. So war sie immer schon gewesen.
    Die arme Isa! Mit ihren Eskapaden hatte sie stets die Aufmerksamkeit zu erlangen versucht, die ihre Mutter ihr so hartherzig verweigerte. Nie hatte sie verstanden, dass sie unausweichlich die gegenteilige Wirkung erzielte, als es ihre Absicht gewesen war. Des Méloizes würde sehr enttäuscht und verbittert sein. Herrgott, ein Engländer! Da hatte er aber einen starken Rivalen! Er wusste, dass die Schotten unermüdliche Krieger waren, und zwar nur allzu gut: Einer von ihnen hatte ihn an dem traurigen Vormittag, an dem sie auf den Höhen geschlagen worden waren, ein gewaltiges Schwert schwingend und wie ein Wilder brüllend bis zum Saint-Charles-Fluss verfolgt. Doch das Glück hatte gewollt, dass der Mann nicht hatte schwimmen können. Unglaublich! Er hätte ihn gewiss in so kleine Stücke geschlagen, dass man ihn an die Hunde hätte verfüttern können.
    Guillaume hörte nicht auf, jedem, der es hören wollte, schreiend zu erklären, der Teufel sei unter ihnen. Louis befahl ihm zu schweigen und wandte sich seiner Schwester zu.
    »Isabelle…«
    »Verlange nicht von mir, dass ich fortgehen soll, Louis. Ich komme nicht mit euch.«
    »Für mich existierst du gar nicht mehr!«, warf Étienne verächtlich ein.
    Guillaume drehte sich im Kreis, leierte Gebete vor sich hin und bekreuzigte sich mit weit ausholenden Bewegungen. Louis war besorgt; er wusste nicht mehr, was er mit seinem kleinen Bruder anfangen sollte. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit dem Schotten zu.
    »Man hat mir zugetragen, dass Ihr Französisch sprecht… Habt Ihr alles verstanden?«
    Alexander zögerte: Louis war bewaffnet. Isabelle grub die Fingernägel in seinen Arm.
    »Ja.«
    »Und ich kann mir vorstellen, dass Ihr die Absicht habt, alles Eurem

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